Montag, 20. Juli 2020
Sieg des Faustrechts?
So viele Schlagzeilen heute, bei denen meine Emotionskurve ausschlägt:
„Erneuter Corona-Ausbruch auf einem Schlachthof“
„Empörung gegen Festnahme – ein Polizist in London stemmt sich bei einer Festnahme mit seinem Knie auf den Kopf eines am Boden liegenden Schwarzen, wie ein Video zeigt. Der Beamte wird suspendiert.“
„Gewalttätige Krawalle in Frankfurt – Polizisten wurden unter Jubel von Schaulustigen mit Flaschen beworfen und verletzt.“
„Partys am Ballermann: Menschen auf der Insel tragen das Risiko“
„Neue Drohmails rechtsextremer NSU 2.0“

Die Gewalt scheint immer mehr zur favorisierten Lösungsoption zu werden. Woran das liegt? Ich vermute an der allgegenwärtigen Ohnmacht. Die Mehrheit ist der Gewalt der Reichen und Mächtigen ausgeliefert, die sich immer dreister selbst bedienen und über jede Kritik, jeden Widerstand, egal wie berechtigt der ist, hinwegsetzen. Das schürt Aggressionen, da entwickeln sich Gewaltphantasien, die irgendwann in Taten gipfeln. Die Vernunft bleibt auf der Strecke. Aber wann war die Menschheit schon mal vernünftig? Kriege gab es immer, Unterdrückung, Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur, Ignoranz, Emathiebefreitheit, überhöhte Risikobereitschaft, Männlichkeitswahn, sexuelle Gewalt… es geschieht nichts Neues unter der Sonne.

Ich kann die große Welt nicht retten; kann nur Zeichen setzten in meiner kleinen Welt und so ein Puzzleteil abliefern für einen Genesungsplan, der vielleicht eines Tages umgesetzt wird. Aber ich stecke ja selbst voller Wut, Abwehr, Herzenskälte, Schwarz-Weiß-Denken und Vereinfachsungssehnsucht. Wen will ich lehren und was und mit welchem Recht?

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