Samstag, 4. April 2020
Verschwenderische Liebe – zum Predigttext am Palmsonntag
Eine Frau betritt das Haus eines Aussätzigen, in dem Jesus sich gerade aufhält und gießt ihm eine ganze Flasche kostbarstes Nardenöl über den Kopf, preislich vergleichbar mit einem halben Liter Chanel Nr. 5. Ein Aufruhr entsteht angesichts solch einer Verschwendung. Was hätte man nicht alles damit tun können, es verkaufen und das Geld an Arme Menschen verteilen.
Jesus nimmt die Frau in Schutz, bezeichnet ihren Akt der Liebe als seine vorzeitige Totensalbung.
Diese Geschichte (Markus 14, 1-9) https://www.bibleserver.com/LUT/Markus14%2C1-9
gibt viel her, ich möchte mich aber auf den Vers 7 konzentrieren, in dem Jesus sagt: „Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit.“
Was für starke Worte! Es sind wie immer die Selbstgerechten, denen er den Spiegel vorhält. Die gab es schon und gibt es noch immer. Wenn jemand etwas tut, um es gut zu machen, um anderen zu helfen, sich zu engagieren, steht immer mindestens einer auf und schreit: „Das könnte man aber alles viel besser machen.“ oder „Das sind doch nur Tropfen auf den heißen Stein.“ oder „Das ist der vollkommen falsche Ansatz.“

Ich erinnere mich an eine Situation, als ich von einer Mutter angeranzt wurde, was das denn für eine Ungeheuerlichkeit sei, dass Ihr Kind keinen Platz mehr in der Kindergruppe bekommen habe. Ich erklärte, die Gruppe sei ehrenamtlich geleitet, das sei ein tolles Engagement und die Ehrenamtlichen seien nun am Limit und könnten keine weiteren Kinder aufnehmen. Es gebe auch keine weiteren Helfer, die in die Bresche springen könnten. Sie echauffierte sich, man könne doch Konfirmanden einbinden, das sei in anderen Gemeinden auch üblich. Ich erklärte, dass man unausgebildete Teenager nicht einfach so allein auf Kinder loslassen könne, das sei unverantwortlich. Was ich versäumt habe vorzuschlagen: „Übernimm doch selber eine Gruppe. Such dir befreundete Eltern oder meinetwegen Jugendliche, die Lust haben, dich zu unterstützen und setz dich ein für dein Kind, wenn dir das so wichtig ist.“

Jesus hat den moppernden Zuschauern auch erklärt: Wenn euch so viel am Wohl der Armen liegt, dann gebt ihr ihnen doch etwas ab. Wer hindert euch daran? Verschwendung aus Liebe ist keine Schande.

Wenn ihr also etwas Gutes tut, egal was, dann lasst euch nicht entmutigen von Besserwisser*innen, Spötter*innen, Mansplainern und missgünstigen Schnecken.
Und wenn ihr andere bei ihrem Engagement belächelt oder euch gar darüber aufregt, dann krempelt einfach selbst die Ärmel hoch und macht es besser – und lasst diejenigen in Ruhe, die es vielleicht nicht ganz so toll machen wie ihr. Hauptsache, ihr macht es mit Liebe.

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