Donnerstag, 26. Juli 2018
Konfi-Camp-Segen
Diesen Segen sprechen wir uns im Konfi-Camp jeden morgen und teilweise auch abends gegenseitig zu. Dabei halten wir die linke Hand vor uns geöffnet, um den Segen zu empfangen und legen unserem rechten Nachbarn / unserer rechten Nachbarin die rechte Hand aufs Schulterblatt oder in den Rücken, um den Segen weiterzugeben. Das ist eine sehr schöne Erfahrung und vor allem sind die Worte dieses Segens so schön (stammen auch nicht aus meiner Feder :-) ), dass ich Sie mit meinen Leserinnen und Lesern teilen möchte:

Gott segne dich.
Er behüte dich vor allem Bösen.
Er bewahre dein Herz vor Eifersucht und Neid.
Er schenke dir Vergebung
und ein Herz, das vergeben kann.
Er lasse in dir aufleuchten das Vertrauen:
du bist geliebt!

In dir wohne ein Lachen, das frei macht
und Freundschaft mit den Menschen, die du liebst.
Gott gebe dir den Mut, deinen Weg zu finden
und die Kraft, diesen Weg zu gehen.
Sein heiliger Engel begleite dich!

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Mittwoch, 11. Juli 2018
Lasset die Kindlein zu mir kommen
Christen behaupten ja im Allgemeinen, dass sie Kinder besonders schätzen - und die Standardkomiker bitte ich jetzt einmal, die naheliegenden Päderasten-Witze außen vor zu lassen - aber eigentlich gehen die lieben Kleinen und erst recht die renitenten Teenager den gerontokratisch regierten Gemeindegliedern gehörig auf den Sack (Nein, denken Sie jetzt nicht an den männlichen Testikel-Behälter, auf Kirchentagen werden auch sehr gern Rucksäcke getragen).

Jetzt aber mal im Ernst. Unsere Kirche ist ja nichts weiter als ein Spiegel der Gesellschaft, behaupte ich nicht zum ersten Mal. Und wie schon damals zur Zeit des Jesus von Nazareth, wo der Fanclub der Zwölf die theologisch überforderten Störenfriede von ihrem Idol fernhalten wollten, sind Kinder immer im Weg und die politischen Lösungen, die in regelmäßigen Abständen präsentiert werden, werden von Mal zu Mal irrwitziger und unbrauchbarer.

Als kinderfreundlich gelten Läden mit eigener Auffangstation, in denen man seine Pissbotten abliefern kann, damit man ungestört dem Konsum frönen kann, um ihnen zur Beruhigung, wenn sie dann doch in der Massentierhaltung des Bällebads nach Rettung schreien, mit Fett und Zuckerlastigem Junkfood zu vermeintlich günstigen Preisen das Maul zu stopfen.

Jede Regierung die laut verkündet, sie wolle etwas für die Bildung tun, schafft es nicht einmal genügend Lehrer einzustellen oder die Schulen mindestens so weit instand zu halten, dass darin störungsfrei unterrichtet werden kann.

Die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen spielen erst recht keine Rolle. Obwohl Kinderpsychologen unermüdlich davor warnen, Kinder vor dem dritten Lebensjahr außerhalb der Familie betreuen zu lassen, weil das die Entwicklung der Bindungsfähigkeit hemmt, werden gnadenlos immer kleinere Wickelkinder von morgens bis abends in der Kita geparkt. Was wird aus diesen chronisch emotional vernachlässigten Wesen?

Wenn Eltern sich wünschen, ihr Kind in den ersten drei Lebensjahren selbst komplett zu betreuen und dann schrittweise in Kindertageseinrichtungen zu geben und nicht von Null auf Hundert, müssen sie damit rechnen, dass sie im Job keine Chance mehr haben. Wer Modelle fordert, die Eltern eine solche Entscheidung ermöglicht, wird gern als frauenfeindlich bezeichnet. Dabei ist diese Schlussfolgerung so ziemlich das sexistischste Argument, das man in diesem Zusammenhang anbringen kann. Wer sagt denn, dass die Mama drei Jahre lang allein mit dem Nachwuchs zu Hause bleiben muss? Es fehlt der politische Wille! Und es fehlt das Bewusstsein in unserer Kultur, dass unsere Kinder wirklich das Wertvollste sind, das wir bewahren müssen. Im Lippenbekenntnis ist das oft genug zu hören, nur meinen die Meisten es nicht wirklich. Stattdessen werden unsere Kinder auf dem Altar der kapitalistischen Verwertungsinteressen geopfert. Noch immer werden Mitarbeitende vieler Banken, die sich um ihren Nachwuchs kümmern wollen, gnadenlos gedisst, gemobbt und gebosst: Frauen, weil sie es wagen, in Teilzeit wieder einsteigen zu wollen, Männer sogar, wenn sie nur zwei Monate Elternzeit nehmen.

Wie wäre es denn, wenn es 18 Monate Elterngeld pro Elternteil gäbe, bei Alleinerziehenden 3 Jahre. Und wenn der Vati die Kinderaufzucht der Mutti überlassen will, weil er die Karrierebremse fürchtet, gibt es eben trotzdem nur 18 Monate Geld. Dann würde väterliche Erziehungsarbeit vielleicht endlich mal salonfähig. Müsste ja keine Fortsetzung des Gehaltes sein. Könnte ja auch einfach Grundsicherung sein, oder meinetwegen ein bisschen drüber, dann könnte man es auch bezahlen. Und wenn ein Elternteil weiterarbeitet, ist es ja eh nicht so knapp.

Und was noch viel wichtiger wäre: Es müssten Anreize geschaffen werden, damit die Arbeitsbedingungen in Betrieben familienfreundlicher werden. Davon könnten auch die Kinderlosen profitieren. Einfach mal den Dampf raus nehmen. Jaja, ich weiß, dann kann man auf dem Weltmarkt nicht bestehen, aber vielleicht ist das ja auch nur so ein modernes Märchen, das alle nachplappern.

Und fette Strafen für Betriebe, die Familienmenschen benachteiligen oder gar schikanieren. Aber so richtig fette, die auch ordentlich wehtun.

Ja das wünsche ich mir. Aber schade, dass das wohl kaum jemanden interessiert - in dieser Gesellschaft.

Hört eben keiner mehr auf den alten Jesus, der sagte: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn ihrer ist das Himmelreich.“

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Sonntag, 1. Juli 2018
Anarchie für alle
Die Idee des christlichen Anarchismus ist übrigens ziemlich alt. Einer der berühmtesten Verfechter war Leo Tolstoi, habe ich erst vor kurzem gelesen. Ist also nicht auf meinem Mist gewachsen, dass Christen eigentlich naturgemäß Anarchisten sein sollten.

Kürzlich hörte ich in dem Gesprächskreis, den ich regelmäßig besuche, von der Existenz der sogenannten „Nehemia-Gateaway“. Zunächst fragte ich mich, was das denn wohl für ein radikal-fundamentalistischer Haufen dummer Christen sei (Das Buch Nehemia kommt in der Bibel gleich nach dem Buch Esra und Esra löste Mischehen auf, ohne Rücksicht auf Verluste), bekam dann aber die Auskunft, dass es sich um ein Hilfswerk handele, das Weltweit Initiativen startet, um Menschen in Armut wirksam zu helfen. Das Motto dieser Organisation lautet: „Den Menschen helfen, in Würde und Unabhängigkeit ihr eigenes Leben selbst zu bestimmen und nachhaltig zu gestalten.“
Ein Ehepaar im Gesprächskreis ist mit einem dort aktiven Ehepaar befreundet und die wiederum sind Mitglieder einer christlichen Gemeinschaft, die genau nach dem Prinzip funktioniert, wie ich mir das auch mit meiner Initiative „Anarchische Christliche Kirche“ gedacht habe. Keine Hierarchie, nicht einmal eine demokratische Struktur, einfach nur der Impuls: trefft euch, redet miteinander, macht was. Die treffen sich in Hauskreisen und wo sie viele sind, mieten sie dann eben auch Räume an. Nur einmal im Jahr gibt es ein großes zentrales Treffen, aber ohne Vorstand oder Vorsitzende. Geht also.

Im Übrigen bin ich ja auch schon länger der Überzeugung, dass auch demokratische Strukturen in der Regel schleichend hierarchische Züge annehmen. Das liegt an den anstrengenden, langwierigen Prozessen, die demokratische Strukturen so mit sich bringen. Wenn man alles geregelt haben will, aber keine dirigistische Führung wünscht, dann wird es lang und weilig. Darum einigt man sich meistens, dass der Vorsitzende oder die Leiterin oder wer auch immer von unten legitimiert wurde, einfach schnell im Alleingang entscheiden soll, damit das alles nicht so umständlich ist. In kirchlichen Gremien schnarchen Mitglieder dann vor sich hin und nicken alles ab, was Vorsitzende vorschlagen, weil sie keine Lust (und oft schlichtweg keine Zeit) haben, sich gründlich in die Materie einzuarbeiten, alles zu lesen, gegebenenfalls genauer nachzuforschen und ausgiebig zu diskutieren. Und schon machen „die da oben“ wieder was sie wollen.

Aber wollen wir das? In meinem Gesprächskreis hieß es, so ganz ohne Struktur, das gehe doch gar nicht. „Warum nicht?“, wollte ich wissen und bekam keine befriedigende Antwort, nur ein Schulterzucken. Nun sind die Angehörigen dieser christlichen Gemeinschaft wohl überwiegend Akademiker, das ist keine Volkskirche, eher so ein intellektueller, elitärer Haufen. Aber gesellschaftliche Veränderungen gingen doch immer von den Gebildeten aus, weil die sich einfach mehr Zeit nehmen (können), über Grundsätzliches nachzudenken.

Also träume ich weiter und vielleicht fange ich irgendwann mit einem kleinen, anarchischen Hauskreis an und gucke mal, wo Anarcho-Christen in meiner Nähe sind. Vielleicht wächst ja was.

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