Dienstag, 27. Februar 2018
Und was wenn... ein Gedankenspiel
Und was wenn Gott keine große Seele ist, sondern die Summe aller Seelen? Die Summe allen Denkens, Fühlens, Strebens und Wollens?

Erklärt das den Glauben an die Wirksamkeit des Gebets? So wie ein einziges Gebet zwar nichts ausrichten kann, aber die Summe vieler Gebete? Also eine riesige Menge Energie, die in die gleiche Richtung wirkt?

Das könnte auch eine - wenn auch unbefriedigende - Antwort auf die Theodizee-Frage sein. Dann wäre Gott allmächtig und zumindest so gut wie die Mehrheit derer, die am Leben sind - aber eben auch so schlecht. Und es wären sicher nicht nur die menschlichen Seelen, die diesen Gott bildeten; vielleicht auch die langsam verglühenden Energien bereits Verstorbener, die noch im System sind, weil ihr Handeln nachwirkt, weil sie noch Teil von Erinnerungen sind.

Würde ein solches Gottesbild einen Antagonismus zu den praktizierten Religionen darstellen oder wäre es mit ihnen vereinbar?

Oder ist das nur der erbärmliche Versuch meines verzweifelten Gehirns, meinen aufgeklärten Geist mit meiner spirituellen Sehnsucht zu versöhnen?

Ach, und wie ich darauf kam? Ich dachte nach über Feng Shui, Voodoo und "Hexerei", wo es einem ja manchmal eiskalt über den Rücken läuft, wenn man gelegentlich den Eindruck hat, dass so etwas tatsächlich wirken kann, es aber auch nicht glauben will, weil es ja vollkommen unwissenschaftlich ist und im Kern total naiv erscheint.

Aber was ist schon Wissenschaft? Letztendlich weiß keiner wirklich was.

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Sonntag, 25. Februar 2018
Sonntagsfrage
Die Epistel für den heutigen Sonntag: Römer 5, 1-5
ein Text,den ich schon oft gehört habe, der sehr poetisch klingt, der sich mir nach Luther aber absolut nicht erschließt. Und der geht so:
„ 1 Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus;
2 durch ihn haben wir auch den Zugang zum Glauben in dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben wird.
3 Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt,
4 Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung,
5 Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen, durch den Heiligen Geist der uns gegeben ist.“

???

Also suche ich wieder Erhellung in der Übertragung der Volxbibel:

1 Wenn wir keine Schulden mehr bei Gott haben, weil wir unser Vertrauen auf ihn setzen, ist der Weg jetzt ja frei! Wem haben wir das zu verdanken? Jesus!
2 Durch ihn haben wir den PIN-Code für das Türschloss zum Himmel, auf diesen abgefahrenen Augenblick können wir uns jetzt schon voll freuen!
3 Auch jetzt können wir uns schon freuen, sogar wenn man versucht, uns ans Bein zu pinkeln, wenn es Probleme gibt und so. Denn jedes Problem wird zur Herausforderung, wir können dadurch lernen, eine Sache durchzuziehen.
4 Wer so entspannt ist, hat auch eine gute Art, mit Dingen anders umzugehen. Und wer mit Dingen anders umgehen kann, hat auch immer die Hoffnung, bei Gott okay zu sein.
5 Und wer bei Gott okay ist, der wird nie enttäuscht werden. Eins ist für uns hundertprozentig sicher: Gott liebt uns! Sonst hätte er uns nicht den Anschluss an seine Kraft, den Heiligen Geist(*), spendiert. Wenn der in uns ist, dann sind wir abgefüllt mit seiner Liebe!

Mit Paulus habe ich's ja nicht so. Dieser Text bringt rein gar nichts in mir zum Schwingen und ich frage mich wie das kommt, denn so religiös unmusikalisch bin ich gar nicht. Geht es einem von Euch da ähnlich oder im Gegenteil ganz anders?

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Montag, 12. Februar 2018
Aschermittwoch - alles vorbei oder alles wird neu?
Heute beginnt die Fastenzeit. Noch 40 Tage bis Ostern, abzüglich der Sonntage, da darf man pausieren. In der evangelischen Tradition war das Fasten lange in Vergessenheit geraten, in den letzten Jahren ist es wieder verbreiteter – nur anders. Ursprünglich bedeutete Fasten, überhaut nichts zu essen. Im Mittelalter verzichteten die Leute auf Fleisch, Eier und luxuriöse Leckereien, heute ist das sehr verschieden: die einen verzichten auf Alkohol, die anderen auf Zucker, manche auf Fernsehen, Handy oder Computer.

Leider vergessen viele schon wieder den Sinn des Fastens. Wir erinnern uns in dieser Kirchenjahreszeit besonders an den Leidensweg, den Jesus gegangen ist. Nur bringt uns das Fasten als Christen nicht weiter, wenn wir das einfach nur machen, weil es gerade hip ist oder man dabei so super abnehmen kann oder es irgendwie gesund ist. Schon in vorchristlicher Zeit hat der Prophet Jesaja sich dazu ausgelassen. Ich mag am liebsten den Luthertext, der ist so schön poetisch. Aber die Übersetzung der Volxbibel ist allgemein verständlicher und witziger. Darin heißt es im 58 Kapitel in den Versen 5-10:

5  Glaubt ihr echt, ich steh auf solche Aktionen? Meint ihr, das beeindruckt mich, wenn ihr auf Essen und Trinken verzichtet und dabei depressiv in der Ecke rumhängt und euch gammelige Klamotten anzieht? Bezeichnet ihr das als eine radikale Art zu beten, die ich geil finde?
6  Ich sag euch mal, auf was für eine Art von Beten ich stehe: zum Beispiel Leuten aus ihren Süchten und Abhängigkeiten rauszuhelfen, in denen sie festsitzen, weil sie ohne mich leben. Die Eisenketten, mit denen sie gefangen gehalten werden, einfach mal durchzusägen, oder die Handschellen aufzuschließen, mit denen sie gefesselt wurden, um sie zu befreien.
7  Sieht eine coole Art zu beten nicht auch so aus, dass man Leute, die nichts zu beißen haben, mal zum Mittagessen einlädt? Dass man Obdachlosen ein Zimmer organisiert? Dass man mit jemandem, der keine anständigen Klamotten hat, mal shoppen geht? Dass man seiner eigenen Familie hilft, wenn sie Hilfe braucht, und nicht einfach abhaut?“
8  Wenn du so draufkommst, wirst du glücklich werden. Du wirst strahlen wie die Sonne, wenn sie morgens aufgeht. Du wirst schnell gesund werden, und jeder wird sofort davon hören, wie korrekt du lebst. Gottes krasse Art wird wie ein Schutzschirm immer bei dir sein, und er wird dir auch den Rücken freihalten.
9  Wenn du dann eine Frage an Gott hast, wird er dir sofort antworten. Wenn du ein Problem hast und ihn um Hilfe bittest, wird er sagen: „Ich bin schon da!“ Wenn du damit aufhörst, andere fertigzumachen, über andere abzulästern oder sie zu verarschen,
10  wenn du Menschen, die nichts zu essen haben, auf einen Döner einlädst und frustrierten, depressiven Menschen einfach mal zuhörst, dann wird alles, was bei dir vorher düster und schwarz war, plötzlich hell werden. Es wird so hell werden wie die Mittagssonne.

Ich finde, das kann man so stehen lassen. Außer vielleicht noch, dass wir beim Blick auf das Leiden Jesu kein schlechtes Gewissen bekommen, sondern daran denken, dass er das alles hinter sich gelassen hat und auferstanden ist. Auch wenn man nicht so daran glauben kann, wie es in den Evangelien steht. Am Ende gewinnt immer das Leben und das ist doch schon eine ganze Menge.

Verzichtet Ihr in der Fastenzeit auch auf etwas? Auf was?

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