Samstag, 9. Mai 2020
Endlich wieder zusammen beten
Für mich persönlich ist der Gottesdienstbesuch am Sonntag nicht so ein Herzensbedürfnis, warum nicht, darauf will ich jetzt nicht näher eingehen. Aber als es nicht erlaubt war, habe ich plötzlich auch die Online-Angebote genutzt in den Gemeinden, zu denen ich eine Beziehung habe und fand es tröstlich, ein paar bekannte Gesichter am vertrauten Ort zu sehen und zu hören, was Theologinnen, die ich kenne, sich zum aktuellen Predigttext gedacht haben. Seit dem letzten Sonntag ist es nun wieder erlaubt, an diesem Sonntag starten die meisten evangelischen Gemeinden zum ersten Mal seit dem Shutdown.

So müssen die Gläubigen sich auch bei der Einweihung des Tempels in Jerusalem gefühlt haben, wie es im Predigttext 2. Chronik 2,2-14 für diesen Sonntag nachzulesen ist.
https://www.bibleserver.com/LUT/2.Chronik5%2C2-14
Das Allerheiligste, die Gesetzestafeln mit den 10 Geboten bekamen endlich einen würdigen Aufbewahrungsort, statt in einem Kasten herumgetragen und in einem Zelt untergebracht zu werden. Es wurde eindrucksvoll gefeiert mit lauter Musik und zahlreichen religiösen Würdenträgern.

Aber dann kommt ab Vers 13 eine Wendung in das Geschehen: zunächst klingt es plötzlich so, als würden nicht unglaublich viele zusammen singen und musizieren, sondern so, als würde ein Einziger mit einer gewaltigen Stimme zum Klang einer einzigen eindrucksvollen Trompete singen. Der absolute Gleichklang, alle sind auf derselben Frequenz, die perfekte Harmonie. Nun könnte man meinen, das haben die Eventplaner perfekt orgnanisiert, die Sound-Techniker haben gut und vollkommen fehlerfrei gearbeitet. Theologen, Kirchenmusiker, Küster und einige Ehrenamtliche legen in der heutigen Zeit auch oft Wert auf die fehlerfreie Inszenierung, damit die Atmosphäre stimmt und der Gottesdienst zum pefekten spirituellen Erlebnis wird. Das wird auch bei der Einweihung des Tempels so gewesen sein, zumal man ja sonst nichts hatte, da gab es keine Kinos, Theater, Oktoberfeste, Buchmessen...

Aber dann wird der Tempel von einer Wolke ausgefüllt, und die Priester werden unsichtbar und können selbst nichts mehr sehen. Es sind nicht die Bemühungen der Geistlichen, die uns mit Gott in Kontakt bringen, sondern der göttliche Geist selbst, der weht, wo er will. Das ganze geplante Brimborium fällt ins Wasser. Gott ist einfach da, weil sich so viele in seinem Namen versammelt haben und von Herzen bei der Sache sind.

Das wünsche ich denen, die an diesem Sonntag in die Kirche gehen auch, dass sie vom göttlichen Geist berührt werden, sich über das Wiedersehen freuen, auch wenn sie gar nicht oder nur verhalten singen dürfen, auf Abstand sitzen müssen und kein Abendmahl feiern können. Ich selbst überlasse meinen Platz denen, für die der Kirchgang essentiell ist und suche Gott am Sonntag in der Stille und in der Woche dann im Kontakt mit anderen Menschen, notfalls auch per Videokonferenz.

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