Samstag, 13. März 2021
Was wir von Dinkel und Paprika lernen können - eine Andacht (nicht nur) für Jugendliche
Was seht Ihr auf diesem Bild?



Es ist ein Getreidekorn ? genaugenommen ein Dinkelkorn, eine Urform des Weizens. Wenn man es so auf die Erde legt, wird es vertrocknen, verfaulen oder gefressen. Wenn man es mit Erde zudeckt, wächst vielleicht etwas draus.
Aber bevor etwas wächst, wird das Korn selbst seine Gestalt verlieren. Die Schale quillt zunächst auf, dann platzt sie und ein Keimling geht daraus hervor. Das Korn selbst stirbt, verrottet, verschwindet.
?Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein, wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.? (Johannes 12, 24 ? mitten aus dem Predigttext für nächsten Sonntag)
Dieses Bild wird gern genommen, wenn es um den Tod geht. Als Symbol für die Auferstehung in einer neuen Gestalt, einem besseren und ewigen Leben.

Jesus hat dieses Gleichnis vielleicht verwendet, um seinen Jüngern und allen anderen zu verstehen zu geben: wenn ihr euer altes Leben nicht aufgebt, nicht bereit seid, euch zu ändern, vor allem eure Lebensweise, die euch bisher zu dem gemacht hat, der ihr seid, dann bleibt alles, was ihr von mir gelernt habt, bei euch und verschwindet nutzlos.
Wenn ihr aber wollt, dass wir viele werden, dass es weitergeht, dann müsst Ihr euch verändern, euch ganz und gar einlassen, euch am Ende sogar selbst aufgeben.
Das ist ziemlich radikal. Es waren aber auch radikale Zeiten, in denen Jesus als Mensch unter Menschen gelebt hat. Ihr müsst nicht eure Familien und Freunde aufgeben, die Schule oder den Job hinschmeißen und Fische und Brote verteilen, um euren Beitrag zu leisten. Aber vielleicht mal gewohnte Wege verlassen. Aushalten, dass Leben Veränderung bedeutet, statt krampfhaft an allem festzuhalten, woran man sich gewöhnt hat. Den Fall in die dunkle Erde wagen und sich so verändern, dass man nicht mehr so ist wie vorher.

Klingt sehr theoretisch? Hier ein paar Beispiele:

Du hast längst kapiert wie mies Plastik für die Welt ist. Aber es ist superanstrengend darauf zu verzichten. Aber wenn alle so weitermachen ist unser Planet bald in ein Ganzkörperkondom gehüllt. Dann ist Schluss mit dem Leben auf der Erde. Stattdessen könntest du nach und nach, eins nach dem anderen umstellen. Z.B. keine Plastikzahnbürsten mehr kaufen. Oder Getränke nur noch in Glaspfandflaschen. Und wenn du dich daran gewöhnt hast, nimmst du dir das nächste vor.

Du warst sehr glücklich verliebt. Nun hat dein Lover Schluss gemacht. Du hast das Gefühl, ohne die Beziehung nicht weiterleben zu können. Wenn du daran festhältst, bleibst du allein und unglücklich. Wenn du dir etwas Neues suchst, auf dass du deine Liebe und Aufmerksamkeit lenken kannst, wirst du dich entwickeln, verändern und innerlich wachsen. Du bist dann auch ein größerer Gewinn für andere. Und ein neuer Lover ist vielleicht nicht weit weg.

Du hast dich auf eine Urlaubsreise gefreut, wolltest mit Freund*innen wegfahren, vielleicht sogar zum wiederholten Mal. Du bist Expert*in im Planen von perfekten Reiseprogrammen, hast deinen Stil gefunden, bist richtig gut darin. Der Trip kann aber in diesem Jahr wegen Corona nicht wie gewohnt stattfinden. Du musst alles neu erfinden, dich in ein neues System reindenken, dich von deinen Träumen verabschieden, dir andere Fähigkeiten draufschaffen. Dann kann der Sommer mit deinen Freund*innen trotzdem im positiven Sinne unvergesslich werden ? für Dich und vor allem für diejenigen in deinem Freundeskreis, die gerade in einer Krise stecken ? und die die Welt wird wieder ein kleines bisschen besser.

?Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein, wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.?

Und so geht das Leben weiter, es entsteht täglich Neues, wächst und bringt Frucht. Auf diesem Bild ist zwar kein Weizenhalm zu sehen, sondern eine sehr junge Paprikapflanze, aber die ist auch aus einem einzigen Korn gesprossen, wird wachsen und Früchte tragen.



Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,
Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt.
Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab,
Wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.
Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn?
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
Im Gestein verloren Gottes Samenkorn,
Unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn ?
Hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
(evangelisches Gesangbuch Nr. 98)

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Samstag, 6. März 2021
Nicht ganz ernst gemeint
PASSION

Heiß fließen die Tränen, du siehst mich leiden.
Ich sage, es kommt nur vom Zwiebeln Schneiden.
Ich will nicht gesteh'n, was mich wahrhaft bewegt,
welche Sehnsucht sich in meinem Herzen regt.
Ich darbe, bin schamrot, du ahnst es wohl:
Was mir fehlt, sind Zucker und Alkohol.

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Samstag, 27. Februar 2021
Retten statt strafen
Im Predigttext des kommenden Sonntages
https://www.bibleserver.com/EU/Jesaja5%2C1-7 erzählt der Prophet Jesaja ein Gleichnis. Ein "Freund" inverstiert alle seine Kraft in einen Weinberg, macht alles richtig, aber erntet nur miserable Früchte. Irgendwann gibt er auf und lässt den Weinberg verrotten. Mit dem Weinberg ist die Bevölkerung Israels gemeint, der Freund steht für Gott.


In der Geschichte Israels war es immer wieder Thema, dass die Menschen, nachdem sie eine Zeitlang von Gott verwöhnt worden waren, übermütig wurden, sich nicht mehr an Regeln hielten, nicht gut mit ihren Mitmenschen umgingen und ihre religiösen Pflichten vernachlässigten. Dann gab's Probleme, z. B. Mit Krieg oder Hunger, dann zeigten sie Reue und gelobten Besserung und irgendwann hatte Gott Mitleid und alles wurde wieder gut. Das Bild eines Vaters mit undankbaren Kindern, die immer wieder diszipliniert werden müssen, damit sie rundlaufen.

Solche Gedanken haben manche auch jetzt während der Pandemie. Man hat das Gefühl, das Virus ist ein planvoll handelndes Wesen, das uns so richtig fertigmachen will, lässt sich immer was Neues einfallen, um uns ein Schnippchen zu schlagen. Endlich gibt es Impfstoffe, zack, mutiert die Sau und wird noch ansteckender und krankmachender. Wieder nix mit Lockerungen. Man könnte glauben: Die Menschheit ist so böse, da muss Gott mal kräftig dazwischen hauen, damit wir wieder anständig werden. Denke ich manchmal auch.

Glaube ich aber nicht. Jesus hat zum Beispiel gesagt ; das steht im Johannes-Evangelium 3,17: "Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde."

Es geht nicht um Strafe. Was passiert, passiert, und für uns als Christ*innen ist es wichtig, das Gute in uns zu pflegen und zu unserem Grundsatzprogramm zu machen ; sogar denen gegenüber, über die wir uns ärgern, und die wir für schuldig halten.

Neben einem der Wochenlieder für Sonntag (eg 94) habe ich einen eindrucksvollen Text gefunden, ein Gebet aus dem Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, also von Menschen verfasst, denen von anderen Menschen wirklich Entsetzliches angetan wurde. Beschämend angesichts meines privilegierten Lebens.

"Friede den Menschen, die bösen Willens sind,
und ein Ende aller Rache
und allen Reden über Strafe und Züchtigung.
Die Grausamkeiten spotten allem je Dagewesenen,
sie überschreiten die Grenzen menschlichen Begreifens,
und zahlreich sind die Märtyrer.
Daher, o Gott,
wäge nicht ihre Leiden auf den Schalen
Deiner Gerechtigkeit,
fordre nicht grausame Abrechnung,
sondern schlage sie anders zu Buche:
Laß sie zugute kommen allen Henkern,
Verrätern und Spionen
Und allen schlechten Menschen,
und vergib ihnen
um des Mutes und der Seelenkraft der andern willen.
All das Gute sollte zählen, nicht das Böse.
Und in der Erinnerung unserer Feinde
sollten wir nicht als ihre Opfer weiterleben,
nicht als ihr Alptraum und grässliche Gespenster,
vielmehr ihnen zu Hilfe kommen,
damit sie abstehen mögen von ihrem Wahn.
Nur dies allein wird ihnen abgefordert,
und dass wir, wenn alles vorbei sein wird,
leben dürfen als Menschen unter Menschen,
und dass wieder Friede sein möge auf dieser armen Erde
den Menschen, die guten Willens sind,
und dass dieser Friede auch zu anderen komme."
Amen

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