Samstag, 7. März 2020
Probleme, die stark machen – Römer 5,1-5
Der Predigttext für Sonntag, den 08.03. lautet:
1 Nachdem wir nun aufgrund des Glaubens für gerecht erklärt worden sind, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. 2 Durch ihn haben wir freien Zugang zu der Gnade bekommen, die jetzt die Grundlage unseres Lebens ist, und im Glauben nehmen wir das auch in Anspruch. Darüber hinaus haben wir eine Hoffnung, die uns mit Freude und Stolz erfüllt: Wir werden einmal an Gottes Herrlichkeit teilhaben. 3 Doch nicht nur darüber freuen wir uns; wir freuen uns auch über die Nöte, die wir jetzt durchmachen. Denn wir wissen, dass Not uns lehrt durchzuhalten, 4 und wer gelernt hat durchzuhalten, ist bewährt, und bewährt zu sein festigt die Hoffnung. 5 Und in unserer Hoffnung werden wir nicht enttäuscht. Denn Gott hat uns den Heiligen Geist gegeben und hat unser Herz durch ihn mit der Gewissheit erfüllt, dass er uns liebt.

In der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen stehe ich mit vielen anderen auch immer wieder vor schwierigen Herausforderungen. Zumindest die Ehrenamtlichen könnten sagen: Mach ich nicht mehr, ist mir zu anstrengend, da gehe ich lieber aus oder Netflix gucken.
Aber in den schwierigen Situationen können sie etwas lernen, ihre Stärken entdecken und besser werden, sogar über sich hinauswachsen. Diese Erfahrung macht sie stärker und bewirkt, dass sie sich besser fühlen, weil sie spüren, dass sie etwas verändern können, dass nicht alles den Bach runter geht, denn sie sind ja nicht allein, da sind so viele andere, die auch etwas verändern können.
Wenn sie dann ihr Herz öffnen, also das Gute, das ihnen passiert, an sich heranlassen, dann werden sie voll von der Liebe Gottes und können sie weitergeben. Das können auch ganz kleine, unscheinbare Momente sein. Meinen Mitarbeitenden-Teams habe ich dazu folgende Geschichte erzählt:
In einem Konfi-Camp hatten wir es mir einer Gruppe besonders harter Jungen zu tun, sie waren laut, aggressiv, übergriffig, destruktiv, beleidigend und sexistisch – widerwärtige sexualisierte Witze und Beleidigungen inklusive. Kleine Helden in Not eben. Nun gehört zu unserem Programm eine besondere Segenshandlung als Tauferinnerung: Die Konfirmanden stehen im Kreis. Demjenigen, der an der Reihe ist, wird von einem / Nachbar*in die Hand in den Rücken gelegt, er/sie selbst streckt die geöffneten Hände nach vorn und erhält einen Segen, bei dem Stirn und Handflächen mit Wasser benetzt werden. Dazu spricht man dem Jugendlichen, nennen wir ihn/sie Kim, folgendes zu:
Kim, du bist getauft.
Ich segne dich im Namen Gottes, des Vaters, im Namen Jesu und in der Kraft des Heiligen Geistes.
Nun legen wir unsere Hände unter die Hände des/ der Jugendlichen und sagen:
Kim, du bist Gottes geliebtes Kind. Dir gilt seine Liebe, Friede sei mit dir.
Dann legen wir die Hände des Kindes zusammen und gehen zum nächsten.
Bei dieser Handlung geht es um Wertschätzung und auch darum, seine ganze Liebe in diesen Segen zu legen. Das klingt kitschig, entfaltet aber manchmal eine überwältigende Wirkung. Einer der harten Jungs, der abweisend war wie eine Paranuss, unwirsch, unzugänglich, negativ und alles andere als redegewandt, sah nicht weg, als er den Segen bekam, hielt dem Blick stand und ich konnte sehen, wie seine Gesichtszüge weich wurden, wie all die Verbitterung hinweg schmolz, wie ihn die Botschaft erreichte.
Er war danach anders: lustiger, zugänglicher, weniger rau im Umgang mit anderen, auch über die Woche im Camp hinaus. Ich würde nicht sagen, dass er zu einem neuen Menschen geworden ist, aber da ist etwas angekommen, das er vielleicht schon weitergegeben hat.

Und für mich war es auch eine stärkende Erfahrung.

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Samstag, 29. Februar 2020
Baum der Erkenntnis
Der Predigttext für Sonntag, den 1.3. steht hier:
https://www.bibleserver.com/LUT/1.Mose3
(1. Mose 3,1-19)
Wer nicht den ganzen Text lesen möchte – es geht um den Sündenfall, der die Vertreibung aus dem Paradies zur Folge hatte. Viele Stellen in diesem Märchen verstören mich, eine aber ganz besonders: dass das Streben nach Erkenntnis hier als die schlimmste Sünde von allen bewertet wird.

Was ist blasphemisch an der Erkenntnis? Warum ist es eine Abkehr von Gott, wenn man sich selbst in die Lage versetzt, Gutes von Bösem unterscheiden zu können? Was war das für eine Theologie, die der Unwissenheit den Vorzug gab?
War es am Ende nichts weiter als ein unbeholfener Antwortversuch auf die Frage, warum das Leben oft so schwer, anstrengend, bedrückend, düster, verzweifelnd ist? Warum der allmächtige Gott uns täglich hundertfach im Stich lässt? Alles könnte so einfach sein, wenn wir uns nur nicht anmaßen würden, seinen Platz einnehmen zu können?

Eine gefährliche Lehre, die man aus dieser Geschichte ziehen kann. Ein Aufruf zur Gedankenlosigkeit und zur totalen Unterwerfung.

Oder eine Metapher für das Erwachsenwerden. Die Ablösung bietet Selbstbestimmung, Freiheit, Selbstverwirklichung, das Spüren der eigenen Stärke, Macht, die Möglichkeit, etwas zu gestalten. Das ist toll, aber man muss sich auch immer bewusst sein, was der Preis dafür ist, den alle zahlen müssen: Verantwortung übernehmen, Entscheidungen treffen und die Konsequenzen tragen.

Sollten wir den chronisch Wütenden am Ende helfen, erwachsen zu werden, damit sie endlich selbst Verantwortung für ihr Leben übernehmen, statt immer anderen die Schuld für ihr Scheitern in die Schuhe zu schieben? Gehöre ich nicht auch zu den chronisch wütenden, deren Ohnmachtsgefühle in Resignation und Schuldzuweisungen münden?

Aber viele sind ja unverschuldet in ihre schwierige Situation geraten, haben auch nicht die Ausstattung, um das Spiel zu durchschauen, zu erkennen, wer oder was tatsächlich für ihr Elend verantwortlich ist. Da klingt das mit dem „Helfen, erwachsen zu werden“ schon sehr von oben herab, manipulativ, wenn nicht sogar zynisch und herrenmenschenhaft.

Es bleibt schwierig, aber sagen wir mal so, wenn wir Adam und Eva als Bild für die Menschheit in ihrer Gesamtheit nehmen, dann ließe sich vielleicht sagen, die Menschen müssen endlich Verantwortung übernehmen, denn das mit dem blinden Gottvertrauen hat sich ja tatsächlich längst erledigt.

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Mittwoch, 26. Februar 2020
Schluss mit Lustig


Karneval ist vorbei. Die Passionszeit beginnt. Dem Leiden Jesu gedenken? Sich selbst eine Bürde auflegen? Fasten? Sieben Wochen ohne? Ohne was? Und was soll das bringen, dieses Fasten und Gedenken?



Jesaja 58, 5-8 – schon im Alten Testament gab es diesen deutlichen Appell, bei aller Frömmigkeit und Spiritualität das Wesentliche nicht aus dem Blick zu verlieren.Wer sich seinen Mitmenschen nicht verschließt, wird Heilung finden.

Ich verzichte in diesen Wochen immer auf Zucker und Alkohol. Das nützt in erster Linie meiner Gesundheit. Das präsent und aufmerksam Sein für Andere nehme ich mir aber auch jedes Mal in besonderer Weise vor, intensiver, ernsthafter. Das ganze Jahr über schaffe ich das nicht, ich bin auch nur ein Mensch. Aber der Verzicht hilft mir, mich daran zu erinnern, was ich mir vorgenommen habe. Außerdem spare ich dadurch Geld. Das geht dann bewusst auf ein Spendenkonto.

Für Ärzte ohne Grenzen macht der Schizophrenist schon immer Werbung. Ich werbe hier für die Kinderhilfe in Afghanistan von Rheinhard und Annette Erös.
Was mich bei diesen Projekten besonders überzeugt, ist die Abkehr vom militärischen Weg, ausgerechnet von einem ehemaligen Stabsarzt der Bundeswehr. Ein deutlicher Beweis um wieviel erfolgreicher man dem Frieden näher kommt und Menschen effektiv helfen kann, wenn man ausgerechnet mit denen redet, mit denen man angeblich nicht reden kann. Lesen Sie selbst.
https://www.kinderhilfe-afghanistan.de/uber_uns.html

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