Samstag, 20. Januar 2024
Heilung durch Pragmatismus
Derzeit gibt es erbitterte Diskussionen darüber, ob homöopathische Behandlungen weiterhin von den Krankenkassen finanziert werden sollen. Obwohl diese sanfte Therapie vielen Menschen hilft, wird sie offiziell für unwirksam erklärt, weil dies mit den bekannten wissenschaftlichen Methoden nicht nachweisbar ist. Ein nachvollziehbares Argument. Andererseits: Muss man unbedingt wissen warum etwas wirkt? Wenn es doch hilft?

Ärzte empfehlen bei Muskelkrämpfen auch Magnesium. Das hilft vielen, aber auch hier weiß man nicht warum und wie genau. Ich vermute ja, es hat etwas mit den Mineralien in und um die Nervenzellen zu tun, aber ich habe nicht wirklich Ahnung von Medizin und Biologie.

Es gibt eine schöne Geschichte im Alten Testament, die verdeutlicht, dass es nicht darauf ankommt, alles im Sinne der Linientreue zu tun oder nur Handlungen zuzulassen, deren Sinn sich einem erschließt. Man kann sich auch einmal einlassen, jemandem einen Vertrauensvorschuss geben, sich durch Erfahrung überzeugen lassen – oder eben zur Erkenntnis zu gelangen, dass man an einen Scharlatan geraten ist.

Nichts gegen den "gesunden Menschenverstand", aber man muss nicht immer vernünftig sein, gerade wenn ein Versuch kein nennenswertes Risiko mit sich bringt.

Am Ende der Geschichte staune ich über die Gelassenheit des Propheten, der sich als das Gegenteil eines Religionsfaschisten erweist. Wenn der Fremde aus Gründen der Diplomatie, weiterhin seinen heimischen Göttern huldigt, damit er keinen Stress mit seinem König bekommt - soll er doch. "Gehe hin in Frieden." Das hat Größe. Ganz pragmatisch.

Und hier nun der Predigttext für den morgigen Sonntag.

https://www.bibleserver.com/HFA/2.K%C3%B6nige5%2C1-19

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Samstag, 13. Januar 2024
Neustart
Wie steht es mit Ihren Vorsätzen zum neuen Jahr? Schon wieder einen Haken dran gemacht? Oder halten Sie noch daran fest? Oder haben Sie in diesem Jahr aus der Weisheit vergangener Erfahrungen darauf verzichtet?
Ist ja auch Quatsch, sich ausgerechnet zum ersten Januar etwas fest vorzunehmen. Wenn Arbeitgeber beim Mitarbeitergespräch die Frage stellen: "Was haben Sie sich für dieses Jahr vorgenommen?" oder "Wo wollen Sie in zwei Jahren stehen?", kann ich nur mühsam ein Spontanerbrechen zurückhalten. Was soll das? Manchmal ergibt sich im März, Mai oder November ein Neuanfang. An einer Stelle hat sich etwas totgelaufen, an einer anderen Stelle zeichnet sich ein Bedarf ab, der vorher so nicht sichtbar war.

Der Text für den heutigen Sonntag hätte auch hervorragend zum Neujahrstag gepasst, aber das Jahr ist ja noch jung und wie gesagt, ein neues Jahr kann theoretisch an jedem Tag anbrechen.

https://www.bibleserver.com/LUT.NG%C3%9C/Hebr%C3%A4er12%2C12-29

Konzentrieren möchte ich mich auf die Verse 12-17. Das klingt am Anfang wie ein Aufruf zu mehr Sport und einem insgesamt die Gesundheit förderlichen Umgang mit dem eigenen Körper.
Aber dann geht es um mehr: Sich bemühen, Konflikte friedlich zu lösen, Respekt vor den Dingen, die anderen etwas bedeuten, eine Ausrichtung des Lebens an den Werten, die dem göttlichen Willen zugeschrieben werden (also niemandem Schlimmes antun, Bedürftigen helfen, verantwortungsvoller Umgang mit der Schöpfung und so weiter).

Danach geht der Verfasser sogar noch einen Schritt weiter: achtet auch auf die anderen in eurer Gemeinde, dass niemand einen Weg einschlägt, der deutlich von diesen Werten abweicht. Weil er dann die Verbindung zu den himmlischen Kräften verliert, und weil er andere in der Gemeinde mit seiner Abtrünnigkeit anstecken kann. Es geht also um die Sorge um jeden Einzelnen, aber auch um das Wissen gruppendynamischer Prozesse, die dem erwünschten Ziel entgegenwirken können.

Wir sind alle Menschen, haben alle eine dunkle Seite und niemand ist immun gegen Anflüge von Hass, Arroganz, Rassismus, Gier oder blinder Wut. Wir müssen aufeinander aufpassen.

Gerade in dieser Zeit, in der Rechtsextremismus sich in unserem Land und auch in vielen anderen Ländern immer dreister und offener präsentiert, in dem Faschisten sich der Taktik der Einschüchterung bedienen und den Geist verunsicherter Menschen mit ihren kruden vermeintlichen Lösungsansätzen zu vergiften suchen.

Stärken wir unsere Gesundheit. Sorgen wir gut für uns selbst, für den Moment, den wir brauchen. Und dann machen wir uns gestärkt an die Arbeit. Passen wir aufeinander auf. Widersprechen wir, statt vor der vermeintlichen Dummheit zu kapitulieren. Und behalten wir dabei die Jahreslosung 2024 im Kopf: "Alles was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14)

Genießen Sie den Sonntag!

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Samstag, 6. Januar 2024
Wenn die Gemeindeleitungen den Predigttext des 07.01.2024 ernst nähmen
https://www.bibleserver.com/LUT.NG%C3%9C/1.Korinther1%2C26-31

Fragt doch mal den Senior:innenkreis, ob sie lieber ebenerdig oder über eine Rampe ins Haus gehen.
Holt doch mal die 16-Jährigen ins Presbyterium und beratet Euch ausführlich mit ihnen.
Lasst die aus Afghanistan Geflüchtete, die so sehr Blumen liebt, den Altar dekorieren.
Und den Jungen mit Down-Syndrom lasst entscheiden, welche Lieder am Sonntag gesungen werden.
Wascht den Alleinerziehenden hart Arbeitenden die Füße und bringt ihnen Sonntags das Frühstück ans Bett.
Annonciert, wer Trauernden Trost spenden möchte und lasst es die Leute auf ihre Art machen.

Wenn Euch dann jemand anfängt, den Laden zu zerlegen, kann man ihn immer noch aus dem Verkehr ziehen.

Aber denkt an all die Chancen, die Ihr verpasst, wenn Ihr so weiter macht wie gewohnt.

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