Samstag, 20. Januar 2018
Sei Du selbst - eher etwas für Teenies
Noch vor einem Jahr war ich auf der Suche nach mir selbst. Ich wusste nicht so genau, wo es einmal mit mir hingehen sollte. Ich kannte meinen Marktwert nicht und auch keine verborgenen Talente. Mein Klassen-Lehrer hatte eine persönliche Lebensberatung angeboten. Da ging ich hin. Er sagte:

„Du kannst ja alles ein bisschen, aber nichts besonders gut. Da gibt es nicht so viele Berufe, die wie geschaffen für dich sind, aber auch kaum welche, die du von vorneherein ausschließen kannst. Du solltest dir überlegen, wozu du am meisten Lust hast.“

Ich singe gern. Dazu habe ich am meisten Lust. Aber kann man das zum Beruf machen? Popstar werden wollen doch alle. Ich bewarb mich bei DSDS. In einem Vorgespräch stand ich vor einer arroganten Fernsehtussi. Nicht einmal den ranzigen Dieter Bohlen bekam ich zu Gesicht. Die Tussi sagte:

„Egal, wie gut du singen kannst. Du siehst einfach viel zu farblos aus. Du musst deinen Typ aufpeppen. Dann kannst du dich ja noch einmal bewerben.“

Aber wie sollte ich meinen Typ aufpeppen? Gegen Make-up bin ich allergisch. Ich könnte höchstens coolere Klamotten anziehen und mir eine peppige Frisur machen lassen. Meine Mutter schleppte mich zu einer Typberatung. So etwas mache ich nie wieder. So ein eingebildeter Designertyp ganz in schwarz meinte:

„Schwierig. Deinem Gesicht fehlt irgendwie die markante Linie, die ich betonen könnte. Da hilft nur die Christbaum-Strategie. Einfach jede Menge Accessoires anbringen: schrille Haarfarbe – für Dich als Hauttyp Winter empfehle ich Tomatenrot -, dazu eine Zebra-Sonnebrille oder ein auffälliges Augenbrauen-Piercing. Und dann durchgehend schlichte, schwarze Klamotten. Ist ja alles nicht so perfekt verteilt bei dir. Schwarz kaschiert das und streckt.“

Nach der Styling-Prozedur fühlte ich mich einfach nur verkleidet. Bei DSDS wollten sie mich trotzdem nicht nehmen. Singen im Hauptberuf, das würde wohl nichts. Ich beschloss, mir etwas Zeit zu lassen. Manchmal lösen sich Probleme auch von allein, irgendwie durch Zufall. Und dann verliebte ich mich. Aber so was von. Aber ein kleiner Wicht in meinem Kopf sagte mir, dass ich nicht den Funken einer Chance hätte. Und meine engsten Freundinnen und Freunde sagten Sachen wie:

„Auf die inneren Werte kommt es an.“

„Wer dich nicht will, hat dich auch nicht verdient.“

„Auf jeden Topf passt ein Deckel.“

Das half mir auch nicht weiter. Vielleicht war ich ja auch noch nicht reif für die Liebe. Ich ging spazieren, um den Kopf frei zu bekommen. Im Wald geht das immer gut, zumindest bei Regen, da sind kaum Jogger, Walker und Jack-Russel-Terrier unterwegs. Ich kam an dem hohlen Baum vorbei, in dem wir schon als kleine Kinder gespielt hatten. Wir hatten Sachen in die Rinde geritzt, die waren im Laufe der Jahre größer geworden, nicht viel, aber ein bisschen. Neben dem Baum stand ein seltsamer Mensch. Erwachsen, aber echt keine Ahnung, wie alt der war. Oder die. Ich konnte auch nicht erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war. Es sagte nur:

„Kann es sein, dass du hier auf der Suche nach dir selbst bist?“

Ich nickte. Dann fuhr es fort:

„Du weißt nicht, wer du sein willst und erst recht nicht, wer du sein kannst. Vielleicht wirst du kein Popstar und auch kein Nobelpreisträger. Aber du hast große Kraft in dir und du steckst voller Überraschungen. Wenn du genau in dich hinein horchst, dann kannst du täglich neue Schätze in deinem Inneren entdecken. Sehr kleine Schätze vielleicht, aber eine ganze Menge. Und eine Menge kleiner Schätze, das ergibt einen großen Schatz. Und der Schöpfer hat ja einen ziemlich genauen Plan mit jedem einzelnen seiner Geschöpfe. Mit dir natürlich auch. Willst du mal einen sehen, der absolut perfekt richtig ist, genauso wie er ist?“

Das wollte ich. Und das fremde Wesen führte mich in den alten, hohlen Baum. Und da sah ich dann tatsächlich einen Menschen, der absolut perfekt richtig ist. Ich habe ein Bild mitgebracht. Seht es euch an. Ganz in Ruhe, einer nach dem anderen. Und verratet dem Rest nicht, was ihr da gesehen habt. Ihr werdet überwältigt sein.

DAS BILD KÖNNT IHR ÜBERALL SEHEN, SOBALD IHR IN EINEN SPIEGEL BLICKT.

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