Samstag, 25. Februar 2023
Das Leiden - auf die Frage nach dem Warum gibt es keine Antwort
c. fabry, 06:56h
Wer es ganz genau nimmt, kann hier den Predigttext für den 26.02.23 nachlesen:
https://www.bibleserver.com/HFA/Hiob2%2C1-13
oder dieser Zusammenfassung mit einigen Erweiterungen glauben:
Hiob war ein anständiger und sehr gläubiger Mann, gesegnet mit großem Reichtum und zehn Kindern: sieben Söhne und drei Töchter.
Und Satan, der Engel, der Gott verlassen hatte, den wir auch als den Teufel kennen, kam zu einer Versammlung in den Himmel.
GOTT: Wo kommst du denn her?
SATAN: Ich bin auf der Erde herumgezogen.
GOTT: Hast du meinen Lieblingsmensch Hiob gesehen? Der ist mir doch besonders gut geraten oder? Der tut keinem was Böses, glaubt an mich und macht einfach immer alles richtig.
SATAN: Warum hat er wohl so großen Respekt vor Dir, Gott? Du hast ihn doch mit Reichtum und Lebensglück überschüttet: haufenweise Vieh, reiche Ernten, gesunde Kinder. Und immer hast du ihn vor Unglück und Krankheit beschützt. Aber wenn du ihm das alles wegnehmen würdest, ihn mal so richtig ins Elend stürzen würdest, dann würde er aufhören, dich anzubeten. Da wette ich drauf!
GOTT: Gut, ich schlage ein. Das mit dem Unglück ist nicht meine Sache. Ich lasse Dir freie Hand. Verfahre mit ihm, wie du willst. Nur Hiob selbst musst du natürlich am Leben lassen, sonst hast du die Wette automatisch verloren.
SATAN: Lass mich mal machen. Du wirst sehen, ich habe Recht.
GOTT: Träum weiter, Satan.
Und der Satan verließ den Himmel.
Glauben Sie auch, dass es leichter ist, ein guter Mensch zu sein und an Gott zu glauben, wenn es einem gut geht?
Sind böse Menschen vielleicht nur Menschen, denen vieles fehlt?
Und so geht es weiter:
Hiob sitzt vor seinem Haus. Mehrere Boten kommen nacheinander
1. BOTE: Terroristen haben deine Landarbeiter überfallen und erschlagen, ich bin der Einzige, der entkommen konnte.
2. BOTE: Feuer regnete vom Himmel und hat deine Schafe und Hirten verbrannt, ich bin der Einzige, der entkommen konnte.
3. BOTE : Die Treiber der Rinderherden wurden von Viehdieben erschlagen. Die haben alle Rinder geklaut, ich bin der Einzige, der entkommen konnte.
4. BOTE: Deine Kinder saßen im Haus Deines Ältesten Sohnes beim Essen, als ein schwerer Wirbelsturm das Haus über ihnen zusammenstürzen ließ. Sie sind alle umgekommen, ich bin der Einzige, der entkommen konnte.
Hiob zerreißt vor Trauer seine Kleidung: Ich bin so traurig. Gott hat mir etwas geschenkt und dann hat er es mir wieder weggenommen. Aber ich bin dankbar, für alles, was ich hatte und für die gute Zeit. Eigentlich ist Gott ja ganz toll.
SATAN: Ich habe noch einmal nachverhandelt. Gott meinte ja, ich hätte die Wette verloren, aber er hat nicht fair gespielt. Bis jetzt hat Hiob ja nur viel verloren, aber er ist immer noch gesund, wenn er so richtig schwer krank wird, sieht die Sache schon anders aus.
Eine Woche später
HIOB: Oh, ich bin so unglücklich. Überall juckt meine Haut wie verrückt, ich muss mich mit einer Scherbe kratzen, damit ich das überhaupt aushalte. Es eitert und stinkt und meine Frau ekelt sich vor mir, sie nimmt mich nicht einmal in den Arm um mich zu trösten. Sie ist ja auch traurig. Unsere Kinder sind gestorben, unseren ganzen Besitz haben wir verloren. Und jetzt soll sie sich auch noch um so einen ekligen, kranken Mann kümmern.
Ich war doch immer ein guter Mensch, warum hat Gott mich so geschlagen?
Die drei Freunde kommen zu Besuch
ELIFAS: Oh, Du armer Hiob, wie schlimm hat es dich getroffen!
BILDAD: Wir sind gekommen um dich zu trösten.
ZOFAR: Wir halten zu dir und bleiben, bis es dir etwas besser geht.
Im Predigttext (wer es doch noch einmal nachlesen will) wird der gebeutelte Hiob von seiner Ehefrau auf polemische Weise attackiert, sie wirft ihm seine Frömmigkeit vor, erwartet, dass er angesichts des uferlosen Pechs seinem Gott die Treue aufkündigt, schließlich wurde er im Stich gelassen und ins Elend gestürzt. Doch Hiob hält fest an seinem Gottvertrauen. So viel Gutes ist ihm geschenkt worden, jetzt hat er mal Pech, muss er eben auch das annehmen. Diese Gelassenheit muss man erst einmal aufbringen.
Dann legt der Satan noch eins drauf und krönt die vielfältigen Verluste mit Krankheit, und tatsächlich versinkt der Geschlagene in Depression, gibt sich seinem Leiden hin, flucht nicht über Gott, aber lobt ihn auch nicht mehr. Er kann nicht mehr. Er ist am Ende.
Und dann kommen diese tollen Freunde, die einfach nur für ihn da sein wollen, die erklären, warum sie da sind und dann mit ihm schweigen, die Stille aushalten, die Untätigkeit, den Schmerz. Das hat Größe. Und das ist vielleicht genau das, was Hiobs Gottvertrauen so unerschütterlich macht. Egal, was ihm zustößt, es wird immer Menschen geben, die ihm zur Seite stehen, er bleibt nicht allein.
Was ist dann mit Menschen, die wirklich allein bleiben, nach denen niemand sieht, die irgendwann allein sterben, ohne dass jemand Notiz davon nimmt?
Die Hiobs-Geschichte ist eine Lehrgeschichte, ein theologisches Märchen und die Vorlage für den Prolog im Himmel in Goethes Faust. Die ganz Einsamen haben die Verfasser vielleicht vergessen. Vielleicht gab es das in ihrer Zeit und in ihrer Kultur nicht. Ob wir das wohl schaffen, einfach niemanden mehr allein zu lassen?
https://www.bibleserver.com/HFA/Hiob2%2C1-13
oder dieser Zusammenfassung mit einigen Erweiterungen glauben:
Hiob war ein anständiger und sehr gläubiger Mann, gesegnet mit großem Reichtum und zehn Kindern: sieben Söhne und drei Töchter.
Und Satan, der Engel, der Gott verlassen hatte, den wir auch als den Teufel kennen, kam zu einer Versammlung in den Himmel.
GOTT: Wo kommst du denn her?
SATAN: Ich bin auf der Erde herumgezogen.
GOTT: Hast du meinen Lieblingsmensch Hiob gesehen? Der ist mir doch besonders gut geraten oder? Der tut keinem was Böses, glaubt an mich und macht einfach immer alles richtig.
SATAN: Warum hat er wohl so großen Respekt vor Dir, Gott? Du hast ihn doch mit Reichtum und Lebensglück überschüttet: haufenweise Vieh, reiche Ernten, gesunde Kinder. Und immer hast du ihn vor Unglück und Krankheit beschützt. Aber wenn du ihm das alles wegnehmen würdest, ihn mal so richtig ins Elend stürzen würdest, dann würde er aufhören, dich anzubeten. Da wette ich drauf!
GOTT: Gut, ich schlage ein. Das mit dem Unglück ist nicht meine Sache. Ich lasse Dir freie Hand. Verfahre mit ihm, wie du willst. Nur Hiob selbst musst du natürlich am Leben lassen, sonst hast du die Wette automatisch verloren.
SATAN: Lass mich mal machen. Du wirst sehen, ich habe Recht.
GOTT: Träum weiter, Satan.
Und der Satan verließ den Himmel.
Glauben Sie auch, dass es leichter ist, ein guter Mensch zu sein und an Gott zu glauben, wenn es einem gut geht?
Sind böse Menschen vielleicht nur Menschen, denen vieles fehlt?
Und so geht es weiter:
Hiob sitzt vor seinem Haus. Mehrere Boten kommen nacheinander
1. BOTE: Terroristen haben deine Landarbeiter überfallen und erschlagen, ich bin der Einzige, der entkommen konnte.
2. BOTE: Feuer regnete vom Himmel und hat deine Schafe und Hirten verbrannt, ich bin der Einzige, der entkommen konnte.
3. BOTE : Die Treiber der Rinderherden wurden von Viehdieben erschlagen. Die haben alle Rinder geklaut, ich bin der Einzige, der entkommen konnte.
4. BOTE: Deine Kinder saßen im Haus Deines Ältesten Sohnes beim Essen, als ein schwerer Wirbelsturm das Haus über ihnen zusammenstürzen ließ. Sie sind alle umgekommen, ich bin der Einzige, der entkommen konnte.
Hiob zerreißt vor Trauer seine Kleidung: Ich bin so traurig. Gott hat mir etwas geschenkt und dann hat er es mir wieder weggenommen. Aber ich bin dankbar, für alles, was ich hatte und für die gute Zeit. Eigentlich ist Gott ja ganz toll.
SATAN: Ich habe noch einmal nachverhandelt. Gott meinte ja, ich hätte die Wette verloren, aber er hat nicht fair gespielt. Bis jetzt hat Hiob ja nur viel verloren, aber er ist immer noch gesund, wenn er so richtig schwer krank wird, sieht die Sache schon anders aus.
Eine Woche später
HIOB: Oh, ich bin so unglücklich. Überall juckt meine Haut wie verrückt, ich muss mich mit einer Scherbe kratzen, damit ich das überhaupt aushalte. Es eitert und stinkt und meine Frau ekelt sich vor mir, sie nimmt mich nicht einmal in den Arm um mich zu trösten. Sie ist ja auch traurig. Unsere Kinder sind gestorben, unseren ganzen Besitz haben wir verloren. Und jetzt soll sie sich auch noch um so einen ekligen, kranken Mann kümmern.
Ich war doch immer ein guter Mensch, warum hat Gott mich so geschlagen?
Die drei Freunde kommen zu Besuch
ELIFAS: Oh, Du armer Hiob, wie schlimm hat es dich getroffen!
BILDAD: Wir sind gekommen um dich zu trösten.
ZOFAR: Wir halten zu dir und bleiben, bis es dir etwas besser geht.
Im Predigttext (wer es doch noch einmal nachlesen will) wird der gebeutelte Hiob von seiner Ehefrau auf polemische Weise attackiert, sie wirft ihm seine Frömmigkeit vor, erwartet, dass er angesichts des uferlosen Pechs seinem Gott die Treue aufkündigt, schließlich wurde er im Stich gelassen und ins Elend gestürzt. Doch Hiob hält fest an seinem Gottvertrauen. So viel Gutes ist ihm geschenkt worden, jetzt hat er mal Pech, muss er eben auch das annehmen. Diese Gelassenheit muss man erst einmal aufbringen.
Dann legt der Satan noch eins drauf und krönt die vielfältigen Verluste mit Krankheit, und tatsächlich versinkt der Geschlagene in Depression, gibt sich seinem Leiden hin, flucht nicht über Gott, aber lobt ihn auch nicht mehr. Er kann nicht mehr. Er ist am Ende.
Und dann kommen diese tollen Freunde, die einfach nur für ihn da sein wollen, die erklären, warum sie da sind und dann mit ihm schweigen, die Stille aushalten, die Untätigkeit, den Schmerz. Das hat Größe. Und das ist vielleicht genau das, was Hiobs Gottvertrauen so unerschütterlich macht. Egal, was ihm zustößt, es wird immer Menschen geben, die ihm zur Seite stehen, er bleibt nicht allein.
Was ist dann mit Menschen, die wirklich allein bleiben, nach denen niemand sieht, die irgendwann allein sterben, ohne dass jemand Notiz davon nimmt?
Die Hiobs-Geschichte ist eine Lehrgeschichte, ein theologisches Märchen und die Vorlage für den Prolog im Himmel in Goethes Faust. Die ganz Einsamen haben die Verfasser vielleicht vergessen. Vielleicht gab es das in ihrer Zeit und in ihrer Kultur nicht. Ob wir das wohl schaffen, einfach niemanden mehr allein zu lassen?
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