Sonntag, 18. Juli 2021
Unhöflicher Prophet - zum Predigttext am 18.07.2021
c. fabry, 14:04h
Was zuvor geschah:
Nachdem der ruhmreiche König David verstorben war und sein Sohn Salomo zwar in zwischenmenschlicher Weisheit regiert, das Land aber wirtschaftlich in den Ruin getrieben hatte, war das bis dahin geeinte Gebiet unter den Söhnen Salomos aufgeteilt worden in das Nordreich Israel und das Südreich Juda, in dem sich die Stadt Jerusalem befand. Die nachfolgenden Söhne und Enkel hielten sich wohl nicht an die Regeln der altv
orderen Könige.
Nun kam die Zeit, da in Israel der König Ahab regierte. In historischen Quellen wird er als Verbinder und Vermittler gehandelt, der alles für eine friedliche Koexistenz unterschiedlicher Religionen und Kulturen tat. Damit war er aus biblische Sicht wohl ein Bösewicht, weil er nicht den Weg des einzig wahren Glaubens beschritt. Ob er außerdem ein Mensch war, der grausam richtete, Frauen sexuell ausbeutete, erntete wo er nicht gesät hatte, wissen wir nicht. Doch der in der jüdischen Religion hoch gehandelte Prophet Eila oder Elija tritt mit dem Erscheinen dieses Königs als dessen Antagonist auf den Plan. Im ersten Buch der Könige zu Beginn des 17, Kapitels beginnt: der Predigttext für Sonntag, den 18.07.2021
"1 Elija aus Tischbe in Gilead sprach zu Ahab: So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, in dessen Dienst ich stehe: in diesen Jahren sollen weder Tau noch Regen fallen, es sei denn auf mein Wort hin."
Hier frage ich mich schon: Wie kommt der Mann dazu, so etwas zu behaupten? Hatte er Visionen? Oder eine gute Beobachtungsgabe? Wenn heute jemand so etwas behauptet, wenn jemand katastrophale Wetterprognosen abgibt, dann glauben wir ihm das nur, wenn seine Einschätzung wissenschaftlich fundiert ist. Aber auch hier werden Prognosen in Zweifel gezogen. Trotz aller deutlichen Hinweise, die die Hypothese vom menschgemachten Klimawandel bestätigen, gibt es jene, die die wissenschaftliche Verifizierbarkeit dieser Einschätzung abstreiten. Manche, weil sie einfach keine Lust auf schlechte Nachrichten haben. Andere, weil sie keine Lust haben, ihr Verhalten zu ändern. Noch andere, weil sie Angst haben, beim Richtungswechsel etwas zu verlieren. So dürfte es schon damals gewesen sein. Wer vom "gottlosen" Lebenswandel profitierte, wollte sich nicht von einem stänkernden Propheten in dies Suppe spucken lassen, von so einem Moralapostel, so einem Spaßverderber, so einem selbsternannten Gutmenschen.
In der Bibel heißt es weiter:
" 2 Danach erging das Wort des HERRN an Elija: 3 Geh weg von hier, wende dich nach Osten und verbirg dich am Bach Kerit östlich des Jordan! 4 Aus dem Bach sollst du trinken und den Raben habe ich befohlen, dass sie dich dort ernähren. 5 Elija ging weg und tat, was der HERR befohlen hatte; er begab sich zum Bach Kerit östlich des Jordan und ließ sich dort nieder. 6 Die Raben brachten ihm Brot und Fleisch am Morgen und ebenso Brot und Fleisch am Abend und er trank aus dem Bach. "
Ach, wenn es mit dem gottgefälligen Leben immer so einfach wäre. Man hört eine Stimme, die sagt tu dies und das, so und so und dann macht man das und wird lückenlos versorgt. So ist es ja nicht. Man muss arbeiten, um zu überleben oder sich wenigstens Hilfe holen. Raben fressen einem eher den Proviant weg. Als dass sie einem etwas vorbei bringen.
Nur, wenn man den Text mal nicht so engmaschig, kleinkariert, wörtlich liest. Wie wäre es denn, wenn du auf deine innere Stimme hören würdest, von der du weißt, dass sie dir sagt, was jetzt das Richtige wäre. Wenn du mal konsequent danach handeln würdest? Vielleicht laufen die Dinge dann wirklich wie von selbst. Manchmal habe ich dieses Gefühl. Wenn ich Entscheidungen treffe, die mir eigentlich nicht passen, von denen ich aber weiß, dass sie richtig sind. Wenn dann meine Befürchtungen sich in Luft auflösen und die Dinge sich so ergeben, dass ich gut damit leben kann, oft besser als vorher. Dafür gibt es keine Garantie. Passiert aber oft.
Im 1. Buch der Könige heißt es weiter: ?
"7 Nach einiger Zeit aber vertrocknete der Bach; denn es fiel kein Regen im Land."
Dumm gelaufen Elija. Und jetzt?
Die Antwort folgt auf den Fuß:
"8 Da erging das Wort des HERRN an Elija: 9 Mach dich auf und geh nach Sarepta, das zu Sidon gehört, und bleib dort! Ich habe dort einer Witwe befohlen, dich zu versorgen. 10 Er machte sich auf und ging nach Sarepta. Als er an das Stadttor kam, traf er dort eine Witwe, die Holz auflas. Er bat sie: Bring mir in einem Gefäß ein wenig Wasser zum Trinken! 11 Als sie wegging, um es zu holen, rief er ihr nach: Bring mir auch einen Bissen Brot mit!"
Sehr schlecht erzogen der Prophet. So kann er auch nur mit einer Frau reden. Ein Mann hätte ihm dafür ein paar aufs Maul gegeben. Wenigstens höflich bitten hätte er können. Aber ist das bei den Männern Gottes, die von sich glauben, dass sie die Allerbesten sind. Unfassbar, dass die Frau losgeht, um ihm Wasser zu holen. Allerdings erfüllt sie ihm nicht jeden Wunsch, denn so geht es weiter:
" 12 Doch sie sagte: So wahr der HERR, dein Gott, lebt: Ich habe nichts mehr vorrätig als eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Ich lese hier ein paar Stücke Holz auf und gehe dann heim, um für mich und meinen Sohn etwas zuzubereiten. Das wollen wir noch essen und dann sterben."
Die Frau ist praktisch am Verhungern. Die Dürre hat alle in die Armut getrieben. Es gibt nichts mehr zu Essen. Wie kann es sein, dass der allmächtige und allwissende Gott seinen Diener zwecks Versorgung zu einer Frau schickt, die selbst nichts mehr hat.? Und hier zeigt sich die unvergleichliche Glaubensstärke des Propheten:
" 13 Elija entgegnete ihr: Fürchte dich nicht! Geh heim und tu, was du gesagt hast! Nur mache zuerst für mich ein kleines Gebäck und bring es zu mir heraus! Danach kannst du für dich und deinen Sohn etwas zubereiten; 14 denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Der Mehltopf wird nicht leer werden und der Ölkrug nicht versiegen bis zu dem Tag, an dem der HERR wieder Regen auf den Erdboden sendet."
Wieder diese bodenlose Unhöflichkeit. Von dem Bisschen, das sie noch besitzt, soll sie dem Gast zuerst etwas zu Essen machen. Sie könnte ja auch für alle gleichzeitig backen und dann könnten sie zusammen essen, aber nein, der gnädige Herr ist hungrig.
Aber er hat auch einen starken Glauben. Was täte er wohl, wenn er der Witwe und ihrem Sohn den letzten Rest weggefressen hätte und die Geschichte vom nimmerleeren Mehltopf erwiese sich als Märchen? Würden die Bewohner von Sarepta ihn lynchen?
"15 Sie ging und tat, was Elija gesagt hatte. So hatte sie mit ihm und ihrem Haus viele Tage zu essen. 16 Der Mehltopf wurde nicht leer und der Ölkrug versiegte nicht, wie der HERR durch Elija versprochen hatte."
Eine Geschichte die die Lesenden (oder Hörenden) Gehorsam lehrt - Gehorsam gegenüber Gott und seinen Propheten. Und Vertrauen, dass der Schöpfer die nicht im Stich lässt, die es richtig machen, zuerst an Andere denken und nicht in bebender Angst um ihr kleines Leben alles mit Zähnen und Klauen verteidigen, um am Ende doch jämmerlich zu verrecken.
Im richtigen Leben läuft das sicher nicht immer so rund. Da werden die Guten enttäuscht und die räudigen Hunde sahnen ab und bleiben unbehelligt. Aber nicht meistens, glaube ich, nur ab und zu. Das Richtige tun lohnt sich. Da bin ich mir sicher. Und früher oder später beißen wir eh alle ins Gras. Da kann man auch bis zum Schluss anständig bleiben.
Nachdem der ruhmreiche König David verstorben war und sein Sohn Salomo zwar in zwischenmenschlicher Weisheit regiert, das Land aber wirtschaftlich in den Ruin getrieben hatte, war das bis dahin geeinte Gebiet unter den Söhnen Salomos aufgeteilt worden in das Nordreich Israel und das Südreich Juda, in dem sich die Stadt Jerusalem befand. Die nachfolgenden Söhne und Enkel hielten sich wohl nicht an die Regeln der altv
orderen Könige.
Nun kam die Zeit, da in Israel der König Ahab regierte. In historischen Quellen wird er als Verbinder und Vermittler gehandelt, der alles für eine friedliche Koexistenz unterschiedlicher Religionen und Kulturen tat. Damit war er aus biblische Sicht wohl ein Bösewicht, weil er nicht den Weg des einzig wahren Glaubens beschritt. Ob er außerdem ein Mensch war, der grausam richtete, Frauen sexuell ausbeutete, erntete wo er nicht gesät hatte, wissen wir nicht. Doch der in der jüdischen Religion hoch gehandelte Prophet Eila oder Elija tritt mit dem Erscheinen dieses Königs als dessen Antagonist auf den Plan. Im ersten Buch der Könige zu Beginn des 17, Kapitels beginnt: der Predigttext für Sonntag, den 18.07.2021
"1 Elija aus Tischbe in Gilead sprach zu Ahab: So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, in dessen Dienst ich stehe: in diesen Jahren sollen weder Tau noch Regen fallen, es sei denn auf mein Wort hin."
Hier frage ich mich schon: Wie kommt der Mann dazu, so etwas zu behaupten? Hatte er Visionen? Oder eine gute Beobachtungsgabe? Wenn heute jemand so etwas behauptet, wenn jemand katastrophale Wetterprognosen abgibt, dann glauben wir ihm das nur, wenn seine Einschätzung wissenschaftlich fundiert ist. Aber auch hier werden Prognosen in Zweifel gezogen. Trotz aller deutlichen Hinweise, die die Hypothese vom menschgemachten Klimawandel bestätigen, gibt es jene, die die wissenschaftliche Verifizierbarkeit dieser Einschätzung abstreiten. Manche, weil sie einfach keine Lust auf schlechte Nachrichten haben. Andere, weil sie keine Lust haben, ihr Verhalten zu ändern. Noch andere, weil sie Angst haben, beim Richtungswechsel etwas zu verlieren. So dürfte es schon damals gewesen sein. Wer vom "gottlosen" Lebenswandel profitierte, wollte sich nicht von einem stänkernden Propheten in dies Suppe spucken lassen, von so einem Moralapostel, so einem Spaßverderber, so einem selbsternannten Gutmenschen.
In der Bibel heißt es weiter:
" 2 Danach erging das Wort des HERRN an Elija: 3 Geh weg von hier, wende dich nach Osten und verbirg dich am Bach Kerit östlich des Jordan! 4 Aus dem Bach sollst du trinken und den Raben habe ich befohlen, dass sie dich dort ernähren. 5 Elija ging weg und tat, was der HERR befohlen hatte; er begab sich zum Bach Kerit östlich des Jordan und ließ sich dort nieder. 6 Die Raben brachten ihm Brot und Fleisch am Morgen und ebenso Brot und Fleisch am Abend und er trank aus dem Bach. "
Ach, wenn es mit dem gottgefälligen Leben immer so einfach wäre. Man hört eine Stimme, die sagt tu dies und das, so und so und dann macht man das und wird lückenlos versorgt. So ist es ja nicht. Man muss arbeiten, um zu überleben oder sich wenigstens Hilfe holen. Raben fressen einem eher den Proviant weg. Als dass sie einem etwas vorbei bringen.
Nur, wenn man den Text mal nicht so engmaschig, kleinkariert, wörtlich liest. Wie wäre es denn, wenn du auf deine innere Stimme hören würdest, von der du weißt, dass sie dir sagt, was jetzt das Richtige wäre. Wenn du mal konsequent danach handeln würdest? Vielleicht laufen die Dinge dann wirklich wie von selbst. Manchmal habe ich dieses Gefühl. Wenn ich Entscheidungen treffe, die mir eigentlich nicht passen, von denen ich aber weiß, dass sie richtig sind. Wenn dann meine Befürchtungen sich in Luft auflösen und die Dinge sich so ergeben, dass ich gut damit leben kann, oft besser als vorher. Dafür gibt es keine Garantie. Passiert aber oft.
Im 1. Buch der Könige heißt es weiter: ?
"7 Nach einiger Zeit aber vertrocknete der Bach; denn es fiel kein Regen im Land."
Dumm gelaufen Elija. Und jetzt?
Die Antwort folgt auf den Fuß:
"8 Da erging das Wort des HERRN an Elija: 9 Mach dich auf und geh nach Sarepta, das zu Sidon gehört, und bleib dort! Ich habe dort einer Witwe befohlen, dich zu versorgen. 10 Er machte sich auf und ging nach Sarepta. Als er an das Stadttor kam, traf er dort eine Witwe, die Holz auflas. Er bat sie: Bring mir in einem Gefäß ein wenig Wasser zum Trinken! 11 Als sie wegging, um es zu holen, rief er ihr nach: Bring mir auch einen Bissen Brot mit!"
Sehr schlecht erzogen der Prophet. So kann er auch nur mit einer Frau reden. Ein Mann hätte ihm dafür ein paar aufs Maul gegeben. Wenigstens höflich bitten hätte er können. Aber ist das bei den Männern Gottes, die von sich glauben, dass sie die Allerbesten sind. Unfassbar, dass die Frau losgeht, um ihm Wasser zu holen. Allerdings erfüllt sie ihm nicht jeden Wunsch, denn so geht es weiter:
" 12 Doch sie sagte: So wahr der HERR, dein Gott, lebt: Ich habe nichts mehr vorrätig als eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Ich lese hier ein paar Stücke Holz auf und gehe dann heim, um für mich und meinen Sohn etwas zuzubereiten. Das wollen wir noch essen und dann sterben."
Die Frau ist praktisch am Verhungern. Die Dürre hat alle in die Armut getrieben. Es gibt nichts mehr zu Essen. Wie kann es sein, dass der allmächtige und allwissende Gott seinen Diener zwecks Versorgung zu einer Frau schickt, die selbst nichts mehr hat.? Und hier zeigt sich die unvergleichliche Glaubensstärke des Propheten:
" 13 Elija entgegnete ihr: Fürchte dich nicht! Geh heim und tu, was du gesagt hast! Nur mache zuerst für mich ein kleines Gebäck und bring es zu mir heraus! Danach kannst du für dich und deinen Sohn etwas zubereiten; 14 denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Der Mehltopf wird nicht leer werden und der Ölkrug nicht versiegen bis zu dem Tag, an dem der HERR wieder Regen auf den Erdboden sendet."
Wieder diese bodenlose Unhöflichkeit. Von dem Bisschen, das sie noch besitzt, soll sie dem Gast zuerst etwas zu Essen machen. Sie könnte ja auch für alle gleichzeitig backen und dann könnten sie zusammen essen, aber nein, der gnädige Herr ist hungrig.
Aber er hat auch einen starken Glauben. Was täte er wohl, wenn er der Witwe und ihrem Sohn den letzten Rest weggefressen hätte und die Geschichte vom nimmerleeren Mehltopf erwiese sich als Märchen? Würden die Bewohner von Sarepta ihn lynchen?
"15 Sie ging und tat, was Elija gesagt hatte. So hatte sie mit ihm und ihrem Haus viele Tage zu essen. 16 Der Mehltopf wurde nicht leer und der Ölkrug versiegte nicht, wie der HERR durch Elija versprochen hatte."
Eine Geschichte die die Lesenden (oder Hörenden) Gehorsam lehrt - Gehorsam gegenüber Gott und seinen Propheten. Und Vertrauen, dass der Schöpfer die nicht im Stich lässt, die es richtig machen, zuerst an Andere denken und nicht in bebender Angst um ihr kleines Leben alles mit Zähnen und Klauen verteidigen, um am Ende doch jämmerlich zu verrecken.
Im richtigen Leben läuft das sicher nicht immer so rund. Da werden die Guten enttäuscht und die räudigen Hunde sahnen ab und bleiben unbehelligt. Aber nicht meistens, glaube ich, nur ab und zu. Das Richtige tun lohnt sich. Da bin ich mir sicher. Und früher oder später beißen wir eh alle ins Gras. Da kann man auch bis zum Schluss anständig bleiben.
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