Samstag, 27. Februar 2021
Retten statt strafen
c. fabry, 13:43h
Im Predigttext des kommenden Sonntages
https://www.bibleserver.com/EU/Jesaja5%2C1-7 erzählt der Prophet Jesaja ein Gleichnis. Ein "Freund" inverstiert alle seine Kraft in einen Weinberg, macht alles richtig, aber erntet nur miserable Früchte. Irgendwann gibt er auf und lässt den Weinberg verrotten. Mit dem Weinberg ist die Bevölkerung Israels gemeint, der Freund steht für Gott.
In der Geschichte Israels war es immer wieder Thema, dass die Menschen, nachdem sie eine Zeitlang von Gott verwöhnt worden waren, übermütig wurden, sich nicht mehr an Regeln hielten, nicht gut mit ihren Mitmenschen umgingen und ihre religiösen Pflichten vernachlässigten. Dann gab's Probleme, z. B. Mit Krieg oder Hunger, dann zeigten sie Reue und gelobten Besserung und irgendwann hatte Gott Mitleid und alles wurde wieder gut. Das Bild eines Vaters mit undankbaren Kindern, die immer wieder diszipliniert werden müssen, damit sie rundlaufen.
Solche Gedanken haben manche auch jetzt während der Pandemie. Man hat das Gefühl, das Virus ist ein planvoll handelndes Wesen, das uns so richtig fertigmachen will, lässt sich immer was Neues einfallen, um uns ein Schnippchen zu schlagen. Endlich gibt es Impfstoffe, zack, mutiert die Sau und wird noch ansteckender und krankmachender. Wieder nix mit Lockerungen. Man könnte glauben: Die Menschheit ist so böse, da muss Gott mal kräftig dazwischen hauen, damit wir wieder anständig werden. Denke ich manchmal auch.
Glaube ich aber nicht. Jesus hat zum Beispiel gesagt ; das steht im Johannes-Evangelium 3,17: "Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde."
Es geht nicht um Strafe. Was passiert, passiert, und für uns als Christ*innen ist es wichtig, das Gute in uns zu pflegen und zu unserem Grundsatzprogramm zu machen ; sogar denen gegenüber, über die wir uns ärgern, und die wir für schuldig halten.
Neben einem der Wochenlieder für Sonntag (eg 94) habe ich einen eindrucksvollen Text gefunden, ein Gebet aus dem Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, also von Menschen verfasst, denen von anderen Menschen wirklich Entsetzliches angetan wurde. Beschämend angesichts meines privilegierten Lebens.
"Friede den Menschen, die bösen Willens sind,
und ein Ende aller Rache
und allen Reden über Strafe und Züchtigung.
Die Grausamkeiten spotten allem je Dagewesenen,
sie überschreiten die Grenzen menschlichen Begreifens,
und zahlreich sind die Märtyrer.
Daher, o Gott,
wäge nicht ihre Leiden auf den Schalen
Deiner Gerechtigkeit,
fordre nicht grausame Abrechnung,
sondern schlage sie anders zu Buche:
Laß sie zugute kommen allen Henkern,
Verrätern und Spionen
Und allen schlechten Menschen,
und vergib ihnen
um des Mutes und der Seelenkraft der andern willen.
All das Gute sollte zählen, nicht das Böse.
Und in der Erinnerung unserer Feinde
sollten wir nicht als ihre Opfer weiterleben,
nicht als ihr Alptraum und grässliche Gespenster,
vielmehr ihnen zu Hilfe kommen,
damit sie abstehen mögen von ihrem Wahn.
Nur dies allein wird ihnen abgefordert,
und dass wir, wenn alles vorbei sein wird,
leben dürfen als Menschen unter Menschen,
und dass wieder Friede sein möge auf dieser armen Erde
den Menschen, die guten Willens sind,
und dass dieser Friede auch zu anderen komme."
Amen
https://www.bibleserver.com/EU/Jesaja5%2C1-7 erzählt der Prophet Jesaja ein Gleichnis. Ein "Freund" inverstiert alle seine Kraft in einen Weinberg, macht alles richtig, aber erntet nur miserable Früchte. Irgendwann gibt er auf und lässt den Weinberg verrotten. Mit dem Weinberg ist die Bevölkerung Israels gemeint, der Freund steht für Gott.
In der Geschichte Israels war es immer wieder Thema, dass die Menschen, nachdem sie eine Zeitlang von Gott verwöhnt worden waren, übermütig wurden, sich nicht mehr an Regeln hielten, nicht gut mit ihren Mitmenschen umgingen und ihre religiösen Pflichten vernachlässigten. Dann gab's Probleme, z. B. Mit Krieg oder Hunger, dann zeigten sie Reue und gelobten Besserung und irgendwann hatte Gott Mitleid und alles wurde wieder gut. Das Bild eines Vaters mit undankbaren Kindern, die immer wieder diszipliniert werden müssen, damit sie rundlaufen.
Solche Gedanken haben manche auch jetzt während der Pandemie. Man hat das Gefühl, das Virus ist ein planvoll handelndes Wesen, das uns so richtig fertigmachen will, lässt sich immer was Neues einfallen, um uns ein Schnippchen zu schlagen. Endlich gibt es Impfstoffe, zack, mutiert die Sau und wird noch ansteckender und krankmachender. Wieder nix mit Lockerungen. Man könnte glauben: Die Menschheit ist so böse, da muss Gott mal kräftig dazwischen hauen, damit wir wieder anständig werden. Denke ich manchmal auch.
Glaube ich aber nicht. Jesus hat zum Beispiel gesagt ; das steht im Johannes-Evangelium 3,17: "Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde."
Es geht nicht um Strafe. Was passiert, passiert, und für uns als Christ*innen ist es wichtig, das Gute in uns zu pflegen und zu unserem Grundsatzprogramm zu machen ; sogar denen gegenüber, über die wir uns ärgern, und die wir für schuldig halten.
Neben einem der Wochenlieder für Sonntag (eg 94) habe ich einen eindrucksvollen Text gefunden, ein Gebet aus dem Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, also von Menschen verfasst, denen von anderen Menschen wirklich Entsetzliches angetan wurde. Beschämend angesichts meines privilegierten Lebens.
"Friede den Menschen, die bösen Willens sind,
und ein Ende aller Rache
und allen Reden über Strafe und Züchtigung.
Die Grausamkeiten spotten allem je Dagewesenen,
sie überschreiten die Grenzen menschlichen Begreifens,
und zahlreich sind die Märtyrer.
Daher, o Gott,
wäge nicht ihre Leiden auf den Schalen
Deiner Gerechtigkeit,
fordre nicht grausame Abrechnung,
sondern schlage sie anders zu Buche:
Laß sie zugute kommen allen Henkern,
Verrätern und Spionen
Und allen schlechten Menschen,
und vergib ihnen
um des Mutes und der Seelenkraft der andern willen.
All das Gute sollte zählen, nicht das Böse.
Und in der Erinnerung unserer Feinde
sollten wir nicht als ihre Opfer weiterleben,
nicht als ihr Alptraum und grässliche Gespenster,
vielmehr ihnen zu Hilfe kommen,
damit sie abstehen mögen von ihrem Wahn.
Nur dies allein wird ihnen abgefordert,
und dass wir, wenn alles vorbei sein wird,
leben dürfen als Menschen unter Menschen,
und dass wieder Friede sein möge auf dieser armen Erde
den Menschen, die guten Willens sind,
und dass dieser Friede auch zu anderen komme."
Amen
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