Samstag, 16. Januar 2021
Jesus, Der Partylöwe
Auch wenn das gar nicht meine Art ist, wird es heute etwas Link-lastig. Der Predigttext für den morgigen Sonntag ist eine schöne, alte bekannte Geschichte aus dem Johannes-Evangelium:
https://www.bibleserver.com/LUT/Johannes2%2C1-11
Kennt doch jede*r, oder? Riesenhochzeit, Wein ist alle, Maria sagt zu Jesus: Mach was, Junge! Jesus antwortet; Lass mich, Mama. Später vielleicht. Dann geht er doch zu den Verantwortlichen, gibt ein paar magische Anordnungen und schwups ist aus klarem Wasser Prädikatswein geworden – ein Beweis seiner Macht und Zauberkraft.

Es ist eine Geschichte, die man platt und oberflächlich interpretieren kann, die aber auch viel Raum für gänzlich neue Perspektiven bietet. Warum war der Wein alle? Waren überraschend mehr Leute gekommen als erwartet? Hatte der Bräutigam nicht genug Geld? War dem Küchenmeister ein Malheur passiert und er hatte die Krüge mit dem guten Wein umgemeiert?
Darüber können wir nur spekulieren. Auf jeden Fall war es eine peinliche Situation und Maria mit ihrer ausgleichenden Weiblichkeit, wollte helfen, so gut sie konnte. Sie hatte doch diesen schlauen Sohn, der hatte bestimmt eine Idee.
Der Sohn wollte eigentlich gar nichts tun, er reagierte angefressen, wollte in Ruhe gelassen werden, war noch in seiner Selbstfindungsphase. Aber irgendetwas hat schließlich doch sein Herz erweicht. Was nur? Die Panik in den Augen des Bräutigams? Die Schamesröte unter dem Schleier der Braut? Das höhnische Gelächter der falschen Freunde der Brautleute? Wen wollte er retten? Wem wollte er es zeigen? Wir wissen es nicht. Vor allem wissen wir nicht, ob und wenn ja wie diese Geschichte sich zugetragen hat.

Sie wird erzählt, um zu zeigen: Auch wenn man sich richtig in die Scheiße geritten hat und es scheinbar keinen Ausweg gibt, ist es nicht verkehrt, jemanden um Hilfe zu bitten, selbst dann, wenn man nicht den Hauch einer Phantasie hat, wie einem geholfen werden kann. Irgendwer kann immer irgendetwas machen oder organisieren, damit das Blatt sich wendet. Und wenn keiner da ist den man fragen kann, hilft vielleicht ein Gebet.

Eine bislang unübertroffene Interpretation dieser Geschichte habe ich bei Wladimir Kaminer gelesen, unter dem Titel „Weinerkenntnisse“ in dem Buch „Diesseits von Eden – Neues aus dem Garten“.
http://www.wladimirkaminer.de/de/werke
Diesen edlen Tropfen möchte ich nicht mit meinem literarischen Dilettantismus verwässern.
Und dann gibt es an diesem Sonntag auch noch die passende Party-Musik:
https://www.youtube.com/watch?v=7yP2X9T-cmo
(Das war ursprünglich ein ganz und gar weltliches Tanzlied des Komponisten Giovanni Giacomo Gastoldi, die können es einfach, die Italiener!)
Und: Irgendwas geht immer.

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