Freitag, 19. April 2019
Karfreitag – eine Suche nach Antworten
c. fabry, 15:42h
Mit dem Opfertod Jesu kann ich überhaupt nichts anfangen. Konnte ich noch nie so richtig. Ich verstehe schon, woher das kommt und was das soll, aber es erreicht und berührt mich nicht emotional, da ist nur Leere. Wie kommt das? Bin ich so abfuckt von all dem Leid und der täglichen Gewalt in den Nachrichten, Spielfilmen und Fernsehserien?
Ich starte heute einen Selbstversuch und erschließe mir den Predigttesxt für Karfreitag (Johannes 19,16-30) literarisch. Muss man nicht lesen – kann man aber.
JESU KREUZIGUNG UND TOD
Es gab mal einen, der alles menschlich Gute in sich trug und weitergab. Es gibt ihn auch jetzt noch – nicht mehr als Ganzes, aber hier und da kann man ihn entdecken. Oder sie. Auf jeden Fall etwas Menschliches und etwas Gutes. Also sagen wir ES.
Und wir nahmen ES, um ES für unser eigenes Elend zu bestrafen. Als wäre es seine Schuld. Als würde es uns irgendetwas nützen, jemanden zu bestrafen.
ES trug sein Kreuz, nahm die Strafe an, die wir ihm auferlegt hatten und ging sehenden Auges in seinen Untergang. Und dort kreuzigten wir ES, zusammen mit denen die wir auch bestrafen wollten, vielleicht nicht ganz zu Unrecht, aber wer weiß das schon? Auf jeden Fall setzten wir das GUTE mit dem Verbrecherischen gleich, um ES doppelt zu demütigen.
Wir hatten längst einen Verantwortlichen gefunden, einen mit Macht, der tun musste, wobei wir uns selbst die Hände nicht schmutzig machen wollten. Politiker und andere Führungspersönlichkeiten, die Entscheidungsträger eben, die es dann am Ende gewesen sind, und der Verantwortliche musste die Strafe vollstrecken.
Er machte sich über das GUTE lustig, dabei wollte er eigentlich uns provozieren, als er behauptete, ES sei unser König.
Wir protestierten aufs Schärfste. Wir hatten ES ausgestoßén, verurteilt, wie konnte ES da unser Anführer sein?
Aber der Verantwortliche spielte den Ball an uns zurück, sagte „Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben“ und wusch seine Hände in Unschuld.
Seine Erfüllungsgehilfen, Söldner des Mainstreams, nahmen dem UNSCHULDIGEN das letzte Hemd und die Würde dazu, teilten seine Unterkleider und zockten um seinen Mantel.
Die wenigen, die das GUTE wirklich und aus tiefstem Herzen liebten, konnten auch nicht mehr, als IHM beim Sterben zusehen. Wenigstens waren sie da.
Und mit letzter Kraft, sorgte das GUTE für die, die ES überlebten und gab ihnen mit auf den Weg, sich umeinander zu kümmern.
Und obwohl ES sein Ende spürte, verlangte ES nach Linderung und diejenigen, die bislang kein Erbarmen gezeigt hatten, zeigten nun doch ein wenig Mitgefühl und gaben IHM zu trinken. So pflanzte das GUTE noch im Sterben etwas von sich in jene ein, die eigentlich längst verloren zu sein schienen.
Und dann rief ES: „Jetzt ist es getan, alles geschafft.“ Und es starb.
Wir haben ES umgebracht. Warum haben wir das getan? Warum tun wir es täglich aufs Neue?
Ich starte heute einen Selbstversuch und erschließe mir den Predigttesxt für Karfreitag (Johannes 19,16-30) literarisch. Muss man nicht lesen – kann man aber.
JESU KREUZIGUNG UND TOD
Es gab mal einen, der alles menschlich Gute in sich trug und weitergab. Es gibt ihn auch jetzt noch – nicht mehr als Ganzes, aber hier und da kann man ihn entdecken. Oder sie. Auf jeden Fall etwas Menschliches und etwas Gutes. Also sagen wir ES.
Und wir nahmen ES, um ES für unser eigenes Elend zu bestrafen. Als wäre es seine Schuld. Als würde es uns irgendetwas nützen, jemanden zu bestrafen.
ES trug sein Kreuz, nahm die Strafe an, die wir ihm auferlegt hatten und ging sehenden Auges in seinen Untergang. Und dort kreuzigten wir ES, zusammen mit denen die wir auch bestrafen wollten, vielleicht nicht ganz zu Unrecht, aber wer weiß das schon? Auf jeden Fall setzten wir das GUTE mit dem Verbrecherischen gleich, um ES doppelt zu demütigen.
Wir hatten längst einen Verantwortlichen gefunden, einen mit Macht, der tun musste, wobei wir uns selbst die Hände nicht schmutzig machen wollten. Politiker und andere Führungspersönlichkeiten, die Entscheidungsträger eben, die es dann am Ende gewesen sind, und der Verantwortliche musste die Strafe vollstrecken.
Er machte sich über das GUTE lustig, dabei wollte er eigentlich uns provozieren, als er behauptete, ES sei unser König.
Wir protestierten aufs Schärfste. Wir hatten ES ausgestoßén, verurteilt, wie konnte ES da unser Anführer sein?
Aber der Verantwortliche spielte den Ball an uns zurück, sagte „Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben“ und wusch seine Hände in Unschuld.
Seine Erfüllungsgehilfen, Söldner des Mainstreams, nahmen dem UNSCHULDIGEN das letzte Hemd und die Würde dazu, teilten seine Unterkleider und zockten um seinen Mantel.
Die wenigen, die das GUTE wirklich und aus tiefstem Herzen liebten, konnten auch nicht mehr, als IHM beim Sterben zusehen. Wenigstens waren sie da.
Und mit letzter Kraft, sorgte das GUTE für die, die ES überlebten und gab ihnen mit auf den Weg, sich umeinander zu kümmern.
Und obwohl ES sein Ende spürte, verlangte ES nach Linderung und diejenigen, die bislang kein Erbarmen gezeigt hatten, zeigten nun doch ein wenig Mitgefühl und gaben IHM zu trinken. So pflanzte das GUTE noch im Sterben etwas von sich in jene ein, die eigentlich längst verloren zu sein schienen.
Und dann rief ES: „Jetzt ist es getan, alles geschafft.“ Und es starb.
Wir haben ES umgebracht. Warum haben wir das getan? Warum tun wir es täglich aufs Neue?
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