Samstag, 21. Juni 2025
Machtgerangel
c. fabry, 19:08h
Ich weiß nicht, wer es in die Welt gesetzt hat, aber ein kluger Mensch hat konstatiert, dass wir uns aktuell in so etwas wie einem weltweiten Tech-Feudalismus befinden. Einige Wenige beherrschen alles und enteignen die Ärmeren immer weiter. Gesellschaftliche und technische Entwicklungen scheinen sich permanent zu beschleunigen. Ab einem gewissen Lebensalter kommt man einfach nicht mehr mit, mit den neusten Erfindungen wie selbstfahrenden Autos, Smarthomes, KI-generierten Texten, Kryptowährungen, VR-Brillen usw. Nur junge Menschen, die digital Natives, haben eine Chance da hinein zu wachsen.
Alle reden vom Jugendwahn, dabei ist die Jugend gegenwärtig in der Minderheit. Es sind die alten Männer, die die Welt regieren und sie verteidigen ihre Vormachtstellung mit Zähnen und Klauen gegen Innovation, Frauen, Güte, Friede, Empathie und Vernunft. Das ist aber nichts Neues. So blöd war die Menschheit schon vor 2000 Jahren. Als Jesus von Nazareth einen Gelähmten spontan geheilt hatte, musste er sich Anfeindungen von den religiösen Würdenträgern der jüdischen Gemeinde anhören. Es sei anmaßend zu behaupten, dass er Sünden vergeben könne und außerdem dürfe er am Sabbat keine Leute heilen, das sei schließlich ein gesetzlicher Feiertag mit ausdrücklichem Arbeitsverbot.
Daraufhin hielt Jesus ihnen einen langen Vortrag, der etwa so endete:
https://www.bibleserver.com/NG%C3%9C/Johannes5%2C39-47
Nun mag man ja Verständnis dafür haben, dass die Würdenträger des gebeutelten Israels Jesus von Nazareth für einen Scharlatan hielten. Da könnte ja jeder kommen und sich als derjenige ausgeben, auf den alle gewartet haben. Wir kennen das alle von Politiker*innen, die uns das Blaue vom Himmel versprechen und dann, wenn sie es mal wieder vergeigt haben, selbstgerecht mit den Schultern zucken.
Aber es geht um mehr. Die Pharisäer bekämpften Jesus nicht, weil sie ihn für einen Aufschneider und Faxenmacher hielten, sondern weil er zu gut war, weil sie befürchteten von ihm ihrer Vormachtstellung beraubt zu werden. Und das hat er durchschaut und ihnen den Spiegel vorgehalten.
Das ist gar nicht so spektakulär böse. Wir Menschen sind so. Wenn wir uns einen Status erkämpft haben, eine Position, Privilegien usw. empfinden wir jeden als Bedrohung, der uns zeigt, dass es besser geht.
Wenn wir anständig bleiben, stehen wir zu unseren Ängsten und versuchen trotzdem mit dem kompetenteren Menschen zusammenzuarbeiten.
Wenn wir armselige kleine Wichte sind, versuchen wir erbittert unser Territorium zu verteidigen. Manchmal gewinnen wir dann vordergründig, offenbaren dabei aber unsere Erbärmlichkeit und fühlen uns noch schlechter als vorher.
Wir könnten versuchen es besser zu machen. Vielleicht gewinnen wir dann am Ende nicht nur für uns sondern infizieren die ganze Welt mit dieser klügeren Vorgehensweise.
Alle reden vom Jugendwahn, dabei ist die Jugend gegenwärtig in der Minderheit. Es sind die alten Männer, die die Welt regieren und sie verteidigen ihre Vormachtstellung mit Zähnen und Klauen gegen Innovation, Frauen, Güte, Friede, Empathie und Vernunft. Das ist aber nichts Neues. So blöd war die Menschheit schon vor 2000 Jahren. Als Jesus von Nazareth einen Gelähmten spontan geheilt hatte, musste er sich Anfeindungen von den religiösen Würdenträgern der jüdischen Gemeinde anhören. Es sei anmaßend zu behaupten, dass er Sünden vergeben könne und außerdem dürfe er am Sabbat keine Leute heilen, das sei schließlich ein gesetzlicher Feiertag mit ausdrücklichem Arbeitsverbot.
Daraufhin hielt Jesus ihnen einen langen Vortrag, der etwa so endete:
https://www.bibleserver.com/NG%C3%9C/Johannes5%2C39-47
Nun mag man ja Verständnis dafür haben, dass die Würdenträger des gebeutelten Israels Jesus von Nazareth für einen Scharlatan hielten. Da könnte ja jeder kommen und sich als derjenige ausgeben, auf den alle gewartet haben. Wir kennen das alle von Politiker*innen, die uns das Blaue vom Himmel versprechen und dann, wenn sie es mal wieder vergeigt haben, selbstgerecht mit den Schultern zucken.
Aber es geht um mehr. Die Pharisäer bekämpften Jesus nicht, weil sie ihn für einen Aufschneider und Faxenmacher hielten, sondern weil er zu gut war, weil sie befürchteten von ihm ihrer Vormachtstellung beraubt zu werden. Und das hat er durchschaut und ihnen den Spiegel vorgehalten.
Das ist gar nicht so spektakulär böse. Wir Menschen sind so. Wenn wir uns einen Status erkämpft haben, eine Position, Privilegien usw. empfinden wir jeden als Bedrohung, der uns zeigt, dass es besser geht.
Wenn wir anständig bleiben, stehen wir zu unseren Ängsten und versuchen trotzdem mit dem kompetenteren Menschen zusammenzuarbeiten.
Wenn wir armselige kleine Wichte sind, versuchen wir erbittert unser Territorium zu verteidigen. Manchmal gewinnen wir dann vordergründig, offenbaren dabei aber unsere Erbärmlichkeit und fühlen uns noch schlechter als vorher.
Wir könnten versuchen es besser zu machen. Vielleicht gewinnen wir dann am Ende nicht nur für uns sondern infizieren die ganze Welt mit dieser klügeren Vorgehensweise.
... link (1 Kommentar) ... comment
Montag, 9. Juni 2025
Gerade noch rechtzeitig zu Pfingsten
c. fabry, 19:18h


... link (0 Kommentare) ... comment
Freitag, 16. Mai 2025
Holprig und frei von Holz auf Stock
c. fabry, 19:05h
Früher war alles schlimmer, das Bad war kalt.
Wer nicht ordentlich war, kam in die Besserungsanstalt..
Rauchen galt als chic und verdauungsförderlich,
außer bei Frauen, das gehörte sich nicht.
Man ging sonntags zur Kirche wie jedermann und
wer das unterließ, galt als Vagabund,
als Taugenichts, Heide, Halunke, stinkfaul
und Kinder, die nicht spurten, kriegten aufs Maul.
Mit Schwulen ging man hart ins Gericht:
Bestenfalls krank, Lesben gab es ja nicht.
Es wurden verächtliche Namen gewählt
für Menschen aus anderen Teilen der Welt;
als wären sie Tiere, das Weibchen, das Männchen,
Sonntags ins Blaue und draußen nur Kännchen.
Kein Tierarzt für Katzen und bei Depressionen
nahm man sich das Leben, statt Hilfe zu holen.
Bei Trauer war ein Jahr schwarz zu tragen,
jedoch nicht länger, denn dann kam es zu Fragen.
Meine Mutter lag im Sterben, recht lange und weil
sie fast jeder kannte, nahm das Dorf daran teil.
Vielleicht nicht das ganze, doch mehr als man meint.
Hier wird noch zusammen gelacht und geweint,
auch wenn alles Gute und Schöne verschwand:
der Bäcker, der Krämer, der Schlachter, die Bank,
die Post und die Kneipen, Schneider, Frisör,
die Tanke, die Werkstatt, der Sargschreiner.
Alle kamen, wollten helfen, ja ja, schön schön,
lupften die Decke, um nach den Füßen zu sehn,
sind sie geschwollen oder noch dünn?
Die Nummer des Bestatters sagt sich so leicht dahin.
Ein Blick auf die Atmende, der sie jammert,
wie verzweifelt sie sich an das Leben klammert.
Gute Menschen, die sehen und fragen, warum
du nicht eher schon da warst, zum Beispiel um
die gleiche Uhrzeit, doch vor ein paar Tagen.
Und dann haben sie auch noch weitere Fragen.
So sind sie, sie kümmern sich, fürwahr.
Sie gingen auch wählen im Februar.
Zwanzig Prozent für die Faschisten.
Wer waren diese Destruktivisten?
Meine Mama war das nicht, trotz BDM und Rest-
Beständen der Nazi-Propaganda-Pest.
Sie konnte nicht mehr sehen noch stehen,
kaum hören nur reden und wählen gehen.
Ein letzter Akt des Widerstands
gegen den Sieg der Ignoranz.
Nichts mehr verhindern, doch im letzten
Akt wie Jimmy Carter ein Zeichen setzen.
„Bloß nicht der Merz!“, sprach die Mama,
„Der‘s Millionär!“, ja das ist wahr.
Sie sprach‘s, als sei das ein Verbrechen
wie Taschenklauen, Knochenbrechen.
Doch vielleicht ist es das ja auch,
angesichts derer mit leerem Bauch.
Ach unser Dorf, das ist so ein Idyll,
der lieben Menschen und Vereine viel,
doch die Verbrechen, die aus dem Fernsehen man kennt,
sind auch dem kleinen Dorf nicht fremd:
Da steht das Mörderhaus in Richtung Jöllenbeck;
ein Leerstand und am Fischteich gab es Nazidreck,
zum Glück beseitigt, diese Schmiererei
und auf dem Spielplatz gab‘s ‘ne Schießerei,
Sklavenarbeit, Schmuggel, Markenschwindel,
brutale Schläge von diebischem Gesindel.
Doch das sind alles arme Schweine. Die Laus,
die uns über die Leber läuft, sieht anders aus.
Echte Ganoven aller Herren Länder
sitzen im Warmen, saubre Nägel ohne Ränder.
Die Risiken und Mühen müssen andere tragen.
Sie streichen nur die Ernte ein und haben das Sagen.
Doch nur Geduld, der Tag wird kommen,
darauf hoffen nicht nur die Frommen.
Dann haben sie keine Chance mehr,
zu fett geworden für das Nadelöhr.
Sie müssen draußen bleiben, vor den Toren,
da wird geheult, gezittert und gefroren.
Der Glaube an Gerechtigkeit erscheint naiv.
Die Lust an später Sühne reicht nicht tief.
Ist Rache nicht ein niederes Motiv?
So grausame Gedanken wirken etwas schief
im Selbstbild liebender Barmherzigkeit.
Soll ich mich freuen an des Feindes Leid?
Und so ein Feind, wer heißt so? Und warum?
Ist so ein Feindbild nicht sinnlos und dumm?
Wie könnten denn aus Gegnern Freunde werden?
Wie könnte man für die Ideen werben,
die diese Welt zu einem Ort des Friedens machen?
Für alle, statt für jene, die als letzte lachen?
Wer nicht ordentlich war, kam in die Besserungsanstalt..
Rauchen galt als chic und verdauungsförderlich,
außer bei Frauen, das gehörte sich nicht.
Man ging sonntags zur Kirche wie jedermann und
wer das unterließ, galt als Vagabund,
als Taugenichts, Heide, Halunke, stinkfaul
und Kinder, die nicht spurten, kriegten aufs Maul.
Mit Schwulen ging man hart ins Gericht:
Bestenfalls krank, Lesben gab es ja nicht.
Es wurden verächtliche Namen gewählt
für Menschen aus anderen Teilen der Welt;
als wären sie Tiere, das Weibchen, das Männchen,
Sonntags ins Blaue und draußen nur Kännchen.
Kein Tierarzt für Katzen und bei Depressionen
nahm man sich das Leben, statt Hilfe zu holen.
Bei Trauer war ein Jahr schwarz zu tragen,
jedoch nicht länger, denn dann kam es zu Fragen.
Meine Mutter lag im Sterben, recht lange und weil
sie fast jeder kannte, nahm das Dorf daran teil.
Vielleicht nicht das ganze, doch mehr als man meint.
Hier wird noch zusammen gelacht und geweint,
auch wenn alles Gute und Schöne verschwand:
der Bäcker, der Krämer, der Schlachter, die Bank,
die Post und die Kneipen, Schneider, Frisör,
die Tanke, die Werkstatt, der Sargschreiner.
Alle kamen, wollten helfen, ja ja, schön schön,
lupften die Decke, um nach den Füßen zu sehn,
sind sie geschwollen oder noch dünn?
Die Nummer des Bestatters sagt sich so leicht dahin.
Ein Blick auf die Atmende, der sie jammert,
wie verzweifelt sie sich an das Leben klammert.
Gute Menschen, die sehen und fragen, warum
du nicht eher schon da warst, zum Beispiel um
die gleiche Uhrzeit, doch vor ein paar Tagen.
Und dann haben sie auch noch weitere Fragen.
So sind sie, sie kümmern sich, fürwahr.
Sie gingen auch wählen im Februar.
Zwanzig Prozent für die Faschisten.
Wer waren diese Destruktivisten?
Meine Mama war das nicht, trotz BDM und Rest-
Beständen der Nazi-Propaganda-Pest.
Sie konnte nicht mehr sehen noch stehen,
kaum hören nur reden und wählen gehen.
Ein letzter Akt des Widerstands
gegen den Sieg der Ignoranz.
Nichts mehr verhindern, doch im letzten
Akt wie Jimmy Carter ein Zeichen setzen.
„Bloß nicht der Merz!“, sprach die Mama,
„Der‘s Millionär!“, ja das ist wahr.
Sie sprach‘s, als sei das ein Verbrechen
wie Taschenklauen, Knochenbrechen.
Doch vielleicht ist es das ja auch,
angesichts derer mit leerem Bauch.
Ach unser Dorf, das ist so ein Idyll,
der lieben Menschen und Vereine viel,
doch die Verbrechen, die aus dem Fernsehen man kennt,
sind auch dem kleinen Dorf nicht fremd:
Da steht das Mörderhaus in Richtung Jöllenbeck;
ein Leerstand und am Fischteich gab es Nazidreck,
zum Glück beseitigt, diese Schmiererei
und auf dem Spielplatz gab‘s ‘ne Schießerei,
Sklavenarbeit, Schmuggel, Markenschwindel,
brutale Schläge von diebischem Gesindel.
Doch das sind alles arme Schweine. Die Laus,
die uns über die Leber läuft, sieht anders aus.
Echte Ganoven aller Herren Länder
sitzen im Warmen, saubre Nägel ohne Ränder.
Die Risiken und Mühen müssen andere tragen.
Sie streichen nur die Ernte ein und haben das Sagen.
Doch nur Geduld, der Tag wird kommen,
darauf hoffen nicht nur die Frommen.
Dann haben sie keine Chance mehr,
zu fett geworden für das Nadelöhr.
Sie müssen draußen bleiben, vor den Toren,
da wird geheult, gezittert und gefroren.
Der Glaube an Gerechtigkeit erscheint naiv.
Die Lust an später Sühne reicht nicht tief.
Ist Rache nicht ein niederes Motiv?
So grausame Gedanken wirken etwas schief
im Selbstbild liebender Barmherzigkeit.
Soll ich mich freuen an des Feindes Leid?
Und so ein Feind, wer heißt so? Und warum?
Ist so ein Feindbild nicht sinnlos und dumm?
Wie könnten denn aus Gegnern Freunde werden?
Wie könnte man für die Ideen werben,
die diese Welt zu einem Ort des Friedens machen?
Für alle, statt für jene, die als letzte lachen?
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories