Anarchische Christliche Kirche

Geh nicht nachts nach draußen, sonst holt dich der Klabautermann! Geh nicht im kurzen Rock, sonst passiert Dir noch etwas. Wenn Du die Hände unter die Decke steckst, bekommst du blaue Finger.

Die Pädagogik der Angst ist so alt wie die Menschheit. Und genauso dumm. Aber Dummheit überlebt.
Das Christentum des Mittelalters disziplinierte die einfachen Menschen mit der Furcht vor der Hölle.

Und wir gehen immer noch so vor. Wir glauben nicht mehr an das Inferno am Ende eines wenig gottesfürchtigen Lebens, aber wir reagieren nach wie vor auf die Angst vor Strafe. Noch immer ein probates Mittel. Aber es funktioniert nur so lange, wie wir auch an die Macht der Strafe glauben. Wenn klar ist, dass man uns nicht erwischt, machen wir einfach was wir wollen.

Wie blöd dieser Ansatz ist, fiel schon der ersten Christ:innen auf, so wie im Predigttext dieses Sonntags im Ersten Johannesbrief
https://www.bibleserver.com/NG%C3%9C/1.Johannes4%2C13-21

Mit Gott verbunden durch die Liebe, das Ziel einer besseren Welt erreichen, indem man das schon jetzt so weit wie möglich lebt, was man als Ziel anstrebt, statt Wohlverhalten zu erzwingen, indem man Angst vor Strafe schürt. Die wussten schon damals Bescheid. Wäre toll, wenn diese Sicht sich durchsetzt.

Kürzlich kam mir im Rahmen einer Radiosendung zu Ohren, dass von den etwa 18 %, die gegenwärtig im Falle einer Bundestagswahl der AfD ihre Stimme geben würden, zwei Drittel nicht etwa die völkische, nationale, homo- und transphobe, rassistische und reaktionäre Gesinnung dieser demokratiefeindlichen Gruppierung teilen, sondern ihnen nur ihre Stimme geben würden, um der gegenwärtigen Bundesregierung einen Denkzettel zu verpassen.

Warum?!

Wozu soll das gut sein?

Natürlich sind Sie aufgebracht, wenn eine Bundesregierung Entscheidungen trifft, die ihren persönlichen Auffassungen diametral entgegenstehen. Aber bitte machen Sie sich bewusst: Keine Regierung wird alles zu Ihrer vollsten Zufriedenheit regeln. Dafür sind wir Menschen zu individuell und verschieden, die Probleme, die gelöst werden müssen, zu komplex. Gewählte Regierungen sind immer nur ein Kompromiss. So funktioniert Demokratie.

Wenn Sie weiter nach Ihrer Meinung gefragt werden möchten, wenn Sie sagen möchten, was Sie denken, ohne dafür von den Mächtigen mundtot gemacht zu werden, wenn Sie Ihr Leben nach Ihren Vorstellungen gestalten möchten, dann wählen Sie unbedingt demokratische Parteien.

Wenn Sie die AfD wählen, verpassen Sie nicht der Regierung einen Denkzettel, sondern sich selbst. Sie schießen sich ins eigene Knie. Sie sägen den Ast ab, auf dem Sie sitzen. Schon bald werden Sie dann keine Wahl mehr haben.

Demonstrieren Sie. Schreiben Sie Briefe, Leserbriefe, klagen Sie, rufen Sie in Radiosendungen an, in denen Hörer:innen ihre Meinung äußern dürfen. Gehen Sie in die Kommunalpolitik. Gestalten Sie mit. Und meinetwegen wählen Sie aus Protest etwas Schrilles. Irgendeine Spaßpartei, oder Friedensfreunde, aber bitte nicht die Faschisten.

Das hatten wir schon einmal.

Hat nur 12 Jahre gedauert.

Danach lag unser Land in Schutt und Asche.

Und dazu die halbe Welt.