Donnerstag, 6. April 2023
Größter, Schnellster, Bester
Wer die meisten Likes haben will, sollte sich nicht zu schade sein, etwas für andere zu tun, auch wenn es nicht gesehen wird und es keine Gegenleistung gibt.
Lass die nicht hängen, die deine Hilfe brauchen!
Einer hat‘s vorgemacht: Er hat seinen Followern die dreckigen Füße gewaschen.

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Samstag, 1. April 2023
Alle Welt läuft ihm nach
Zum Beispiel Mahatma Ghandi. Oder Elvis. Der Dalai Lama. Der Papst. Johanna von Orleans. Greta Thunberg. Menschen, die Massen mobilisieren können. Warum können sie das? Weil sie eine einzigartige, neue und heilsame Botschaft verbreiten. Weil sie über eine starke, erotische Anziehungskraft und ein besonderes Talent verfügen. Weil sie durch ihr ausgleichendes Wesen und ihre Weisheit beeindrucken. Weil sie ein Versprechen geben, dazu Hoffnung und gleichzeitig Herausforderung.

Durch all diese Eigenschaften könnte Jesus von Nazareth sich ausgezeichnet haben. Und so mag es dann auch zu dieser Geschichte gekommen sein, der Geschichte vom Einzug in Jerusalem:

https://www.bibleserver.com/NG%C3%9C/Johannes12%2C12-19

Die prophetische Verheißung aus dem Alten Testament, die er erfüllt haben soll, ist mir nicht so wichtig. Und ob er nun wirklich Tote erweckt hat, übers Wasser gelaufen ist oder Tricks mit Fisch und Brot kannte, erscheint mir unwesentlich.
Er war den Mächtigen ein Dorn im Auge, weil er eine Macht über die Menschen besaß, die diesen alten Männern niemals zuteil würde. Das wussten sie. Und das machte sie wütend und erst recht gefährlich.

Ist doch heute noch so: Wenn jemand eine Bewegung auslöst, jemand der von Massen bewundert wird, haben die Regierenden die Hosen voll, halten immer dagegen, sogar, wenn sie gar nicht mehr anders können, als zuzustimmen. Und dann machen sie einen Plan. Und noch einen. Und beim soundsovielten Mal gelingt er. Der/die Hoffnungsträger*in ist eliminiert. Mord, Verhaftung, Miese Presse, ausgegrabene Flecken auf der weißen Weste der Vergangenheit…

Es ist eine alte Geschichte, die sich täglich wiederholt. Aber genau darin liegt die Kraft dieses Verses, den ich in der Überschrift zitiert habe. Es wiederholt sich. Der eine wird eliminiert, der nächste steht auf, das Gute hört nicht auf, sie können nichts dagegen ausrichten, zumindest nicht endgültig.

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Samstag, 25. März 2023
Besser geht‘s nicht – muss es aber auch gar nicht
In Zeiten der Selbstoptimierung, der allgegenwärtigen Bewertung von Dienstleistungen, Waren, Filmen, Büchern und vor allem von Menschen neigen die meisten dazu, alles zu geben, um ganz oben auf der Skala zu stehen und sich dann zu grämen und im schlimmsten Fall in schwere Depressionen zu fallen, wenn der gewünschte Erfolg ausbleibt: zu wenig Lob, zu wenig Anerkennung, zu wenig Wertschätzung, zu wenige Referrer, zu wenig Likes.

Dann beginnt vielleicht eine ungesunde Selbstkritik: Bin ich nicht originell genug? Habe ich mich nicht genug angestrengt? Habe ich zu wenig gelesen? Mache ich zu wenig Sport? Esse ich zu ungesund?
Und bei den religiösen Menschen sowie denjenigen, die sehr um soziale Werte bemüht sind heißt es dann vielleicht: Habe ich zu wenig zugehört, mich zu wenig gekümmert, waren meine Worte zu hohl?

Immer ist es nicht genug. Immer ist man defizitär. Wie sehr man sich auch bemüht. Und der Predigttext für diesen Sonntag macht es auch nicht besser.

Ich habe dieses Mal auch die beiden anderen Texte dazu genommen, die gelesen werden (nur den Psalm lasse ich weg). So habe ich leichter einen Zugang gefunden.

Den Text aus dem Alten Testament
https://www.bibleserver.com/GNB/Jeremia15%2C10-20
Würde ich für mich mit folgendem Satz auf den Punkt bringen:
Wer sich als Gottesbot*in verstehen will oder als Vertreter*in der eigenen Religion, sollte jede Äußerung vorher gut durchdenken und abwägen und nicht einfach sofort auswerfen, was gerade so im Kopf herumspukt.

Im Evangelium steht eine Geschichte von eitlen Brüdern, die Jesus um das Privileg bitten, in der Ewigkeit direkt an seiner Seite zu sitzen. Alle anderen Jünger finden das anmaßend:
https://www.bibleserver.com/NG%C3%9C/Markus10%2C35-45

Ich würde diese Geschichte so auf den Punkt bringen: Ein übersteigertes Geltungsbedürfnis ist dumm. Wer darunter leidet, findet am ehesten und sinnvollsten Linderung, indem er / sie für andere da ist und die eigenen Wünsche hinten anstellt. Dann kommt der „Ruhm“ ganz von allein.

Und hier nun der Predigttext aus dem Hebräerbrief:
https://www.bibleserver.com/NG%C3%9C/Hebr%C3%A4er5%2C1-10

Es geht darum, dass man sich nicht einfach selbst zum Priester macht, weil man gerade Lust darauf hat oder findet, die Welt habe auf einen gewartet, sondern, dass man von Gott berufen sein muss. Wie diese Berufung allerdings erfolgt, das wird nicht näher erklärt. Nur wie es bei Jesus gelaufen ist: Zuerst gab es da eine Stimme von oben. Danach musste er viel aushalten, sich erniedrigen und demütigen lassen. Aus diesem Aspekt der geistlichen Leidensfähigkeit ist ja nun leider viel Unrühmliches erwachsen. Demut, Gehorsam als spirituelle Übung für Noviz*innen, Schüler*innen, Waisen – das bedeutete oft die unkontrollierte Spielwiese für sadistische Würdenträger*innen.
Aber der Vers zwei, der ist mir wichtig:

"Er kann die verstehen, die aus Unwissenheit oder durch ein Versehen vom richtigen Weg abkommen, denn er kennt die menschliche Schwachheit aus eigener Erfahrung."

Egal ob jemand Pfarrer*in, sonstige Berufschrist*in, Ehrenamtliche*r mit Leitungsaufgaben oder einfach nur ein guter Mitmensch sein will: Es ist nicht verkehrt, Fehler gemacht zu haben, die man bereut, schwierige Erfahrungen gemacht zu haben, die man bewältigt hat, Schwächen an sich zu entdecken und Unzulänglichkeiten, zu denen man steht, auch wenn man dagegen angeht.
Das macht einen menschlicher, warmherziger und vor allem hilfreicher für diejenigen, die aktuell Unterstützung brauchen.

Seien Sie also nicht zu streng mit sich selbst.

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