Samstag, 15. Oktober 2022
Kinder des Lichts
Wahrlich, wir leben in finsteren Zeiten. Wie kommen wir da wieder heraus? Heil und unschuldig? Vielleicht gar nicht. Vielleicht sterben wir an der Summe menschlicher Fehlentscheidungen. Vielleicht schaffen wir es aber auch, das Ruder herumzureißen. Hat ja meistens irgendwie funktioniert, wenn auch immer erst nach zahlreichen schmerzlichen Verlusten.
Als Einzelne*r hat man die Geschicke dieser Welt nicht nennenswert in der Hand. Wie verhält man sich in so finsteren Zeiten?
Paulus gab vor fast 2000 Jahren der jungen Christen-Gemeinde in Ephesus folgenden Rat:
https://www.bibleserver.com/NG%C3%9C/Epheser5%2C15-20

Nicht ausrasten und kopflos in blinden Aktionismus verfallen, immer gründlich nachdenken, bevor man eine Entscheidung trifft, sich vorher informieren, mit anderen diskutieren, gründlich abwägen, keine vorschnellen Urteile fällen, aber auch mal schnell reagieren, wenn es nötig sein sollte, notfalls auch mal Fehler riskieren, die dann aber auch zugeben und anschließend ausbügeln.
Zeit sinnvoll nutzen, also Dinge tun, die getan werden müssen, für andere sorgen, aber auch für sich selbst, sich auch Ruhe gönnen und etwas Schönes, damit man Kraft hat und durchhält. Aber nicht in den Rausch flüchten, in welchen auch immer, sei es nun Alkohol, maßloser Konsum, Feiern bis zum Umfallen, Sex bis zum Koma oder Fressen bis zur Diabetes. Das schwächt den Geist und die Kräfte. Eine Verschwendung von Energie und Zeit. So lassen sich keine Ziele erreichen.
Sich gegenseitig Mut zusprechen, zusammen Singen, Wertschätzung gewähren und den Blick offen halten für alles was gut ist, dankbar sein und Kraft daraus schöpfen.

Das ist kein Rezept, um das Ruder herumzureißen. Aber eines, um das Verlöschen des letzten Lichtes in der Dunkelheit zu verhindern. Damit noch etwas da ist, das wieder aufflammen kann. Und ein gutes Konzept zum Durchhalten, bis man das Rezept entwickelt oder gefunden hat.

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Freitag, 7. Oktober 2022
Machtvolle Worte
Man könnte jetzt unendlich lange darüber nachdenken, was der Prophet Jesaja, bzw. der Deutero-Jesaja, von dem der sonntägliche Predigttext stammt, gemeint haben könnte.
Manchmal finde ich es aber heilsamer, die Worte einfach wirken zu lassen.



Aus Jesaja 49, 1-6

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Samstag, 10. September 2022
Gene werden überschätzt
Wie kommen Menschen eigentlich darauf, dass die Zugehörigkeit zu einer Nation, die Geburt in einem bestimmten Landstrich, die familiäre Herkunft irgendetwas darüber aussagt, wie viel sie wert sind, ob sie auf der richtigen Seite stehen, ob sie zu den Guten gehören?
Ich weiß es nicht, aber diese Vorstellung scheint so alt wie die Menschheit zu sein und bereits Jesus von Nazareth (und vor ihm schon alttestamentarische Autoren) hat dem widersprochen.
Der Predigttext des kommenden Sonntags ist hinlänglich bekannt:
Jesus wird von einem Mann angesprochen, der wissen will, was er tun muss, um in den Himmel zu kommen. Jesus erklärt: An die Gebote halten und seinen Nächsten lieben. Der Mann fragt, wer denn sein Nächster sei. Daraufhin erzählt Jesus ihm diese Geschichte:
Auf dem Weg von Jericho nach Jerusalem wird ein reisender Geschäftsmann überfallen und ausgeraubt. Er liegt schwer verletzt am Straßenrand. Ein Priester kommt vorbei und kümmert sich nicht, weil er keine Zeit hat, denn er muss in die Synagoge / den Tempel und predigen. Danach kommt ein Levit (ein Tempeldiener, eine Art Küster) und eilt auch vorbei, weil er keine Zeit hat. Schließlich kommt ein Samariter, der einer anderen Religionsgemeinschaft angehört als die Juden. Der Samariter versorgt die Wunden des Verletzten, bringt ihn in ein Wirtshaus und zahlt im Voraus Unterkunft, Essen und weitere Pflege. Er kündigt außerdem an, dass er in einigen Tagen nach dem Mann sehen will.
Jesus fragt den Mann, wer von den Dreien, also Priester, Levit und Samariter, richtig gehandelt hat. Der Mann sagt: "Der, der ihm geholfen hat."
"Richtig", sagt Jesus. "Also geh hin und mache es genauso."

Hier der Originaltext:

https://www.bibleserver.com/LUT/Lukas10%2C25-37
Die Botschaft ist denkbar einfach: Wer zu den Guten gehören will, muss bedingungslos helfen. Und ob jemand zu den Guten gehört, entscheidet nicht, welcher Gruppe er angehört, sondern wie er sich verhält. Ein muslimischer Helfer ist also ein besserer Christ als ein Pfarrer/Küster/Presbyter, der wegsieht und die Hilfe verweigert.

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