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Freitag, 6. Mai 2022
Sie haben die Wahl
c. fabry, 12:22h
Am übernächsten Sonntag wird in NRW der Landtag gewählt und alle, die bereits 18 sind, dürfen wählen.
Es ist ein Segen, dass wir hier freie und geheime Wahlen haben, dass wir unsere Vertretung, die Entscheidungsträger*innen, durch Abstimmung auf begrenzte Zeit aussuchen dürfen. Das gibt es noch nicht lange und bei weitem nicht überall. Tatsächlich verschwinden immer mehr Demokratien, denn sie sind fragil und anfällig für Störungen.
Bei einer Demokratie kommt es nicht nur auf die politischen, formalen Strukturen an, es geht auch um die Haltung, den Willen, Lösungen zu finden, die möglichst allen gerecht werden, niemanden zu übervorteilen, zu verletzen oder auszugrenzen.
Diese Haltung gehört zu den wesentlichen christlichen Werten, aber um diese Werte leben zu können, braucht es eine Verbindung zum Ursprung dieser Werte, zum Schöpfer. Der Predigttext für den 8.Mai ist der Schöpfungsbericht am Anfang der Bibel. Interessanter fand ich aber das Evangelium dieses Sonntags, dort geht es um die Verbindung zu den Wurzeln oder wie es im Johannes-Evangelium heißt: zum Weinstock.
Den Text finden Sie hier:
https://www.bibleserver.com/HFA/Johannes15%2C1-8
Nicht nur Christ*innen können diese Verbindung aufbauen, ja vielleicht nicht nur religiöse Menschen, vielleicht finden die heilsamen, lebensbejahenden, schöpferischen Kräfte, die wir unter dem Wort "Gott" zusammenfassen auch ihren Weg zu betont rationalen Menschen, die mit Religion nichts anfangen können. Aber ich bin sicher, auch solche Leute leben eine Form von Spiritualität, nehmen sich Zeit zum Hinhören, Hinsehen, Innehalten und öffnen ihren Geist. Ich glaube, ohne diese Verbindung zum Göttlichen, wird alles was wir tun hohl, sinnlos und wirkungslos.
Darum denken Sie bei Ihrer Wahl nicht nur an Ihren persönlichen Vorteil oder den Ihres eigenen Staates. Nehmen Sie das Ganze in den Blick, die Menschen, die Schöpfung, das Leben. Und halten Sie die Verbindung.
Es ist ein Segen, dass wir hier freie und geheime Wahlen haben, dass wir unsere Vertretung, die Entscheidungsträger*innen, durch Abstimmung auf begrenzte Zeit aussuchen dürfen. Das gibt es noch nicht lange und bei weitem nicht überall. Tatsächlich verschwinden immer mehr Demokratien, denn sie sind fragil und anfällig für Störungen.
Bei einer Demokratie kommt es nicht nur auf die politischen, formalen Strukturen an, es geht auch um die Haltung, den Willen, Lösungen zu finden, die möglichst allen gerecht werden, niemanden zu übervorteilen, zu verletzen oder auszugrenzen.
Diese Haltung gehört zu den wesentlichen christlichen Werten, aber um diese Werte leben zu können, braucht es eine Verbindung zum Ursprung dieser Werte, zum Schöpfer. Der Predigttext für den 8.Mai ist der Schöpfungsbericht am Anfang der Bibel. Interessanter fand ich aber das Evangelium dieses Sonntags, dort geht es um die Verbindung zu den Wurzeln oder wie es im Johannes-Evangelium heißt: zum Weinstock.
Den Text finden Sie hier:
https://www.bibleserver.com/HFA/Johannes15%2C1-8
Nicht nur Christ*innen können diese Verbindung aufbauen, ja vielleicht nicht nur religiöse Menschen, vielleicht finden die heilsamen, lebensbejahenden, schöpferischen Kräfte, die wir unter dem Wort "Gott" zusammenfassen auch ihren Weg zu betont rationalen Menschen, die mit Religion nichts anfangen können. Aber ich bin sicher, auch solche Leute leben eine Form von Spiritualität, nehmen sich Zeit zum Hinhören, Hinsehen, Innehalten und öffnen ihren Geist. Ich glaube, ohne diese Verbindung zum Göttlichen, wird alles was wir tun hohl, sinnlos und wirkungslos.
Darum denken Sie bei Ihrer Wahl nicht nur an Ihren persönlichen Vorteil oder den Ihres eigenen Staates. Nehmen Sie das Ganze in den Blick, die Menschen, die Schöpfung, das Leben. Und halten Sie die Verbindung.
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Samstag, 30. April 2022
Hoher Preis
c. fabry, 12:55h
Der Predigttext für den 1. Mai kann einem Angst machen. Ein wiederholtes entschiedenes Bekenntnis zum christlichen Glauben kann tödlich sein.
https://www.bibleserver.com/HFA/Johannes21%2C15-19
Vielleicht muss man sich nicht nur einmal im Leben entscheiden, sondern immer wieder. So wie Petrus werden wir als Christ*innen regelmäßig aufgefordert, uns zu bekennen und das könnte auch Folgen haben, die wir uns nicht wünschen. Die erste Folge des Bekenntnisses bedeutet immer, aktiv zu werden und Verantwortung für Andere zu übernehmen. (Weide mein Lämmer) Lippenbekenntnisse ohne Taten sind sinnlos. Das man etwas tun muss und nicht nur reden, das können die meisten sicher so stehen lassen. Aber in diesem Text wird noch weitaus mehr verlangt.
Von Petrus heißt es, er sei ebenfalls wie Jesus am Kreuz gestorben, angeblich sogar kopfüber. Der Evangelist interpretiert diesen grausamen Tod sogar als großes Privileg, Gott habe Petrus damit geehrt. Solche Bewertungen erscheinen mir reichlich suspekt. Können wir nicht einfach für eine bessere Welt eintreten, ohne uns dafür zu Tode foltern zu lassen?
Vermutlich schon. Aber es richtig und gut zu machen, kann gelegentlich mit Verzicht, Gefahr, Verlust und Verletzung einhergehen, Lebensgefahr inklusive.
Ist aber sicher besser, vorsichtig zu sein und am Leben bleiben zu wollen. Wer den Opfertod stirbt, kann danach nämlich nichts mehr ausrichten.
https://www.bibleserver.com/HFA/Johannes21%2C15-19
Vielleicht muss man sich nicht nur einmal im Leben entscheiden, sondern immer wieder. So wie Petrus werden wir als Christ*innen regelmäßig aufgefordert, uns zu bekennen und das könnte auch Folgen haben, die wir uns nicht wünschen. Die erste Folge des Bekenntnisses bedeutet immer, aktiv zu werden und Verantwortung für Andere zu übernehmen. (Weide mein Lämmer) Lippenbekenntnisse ohne Taten sind sinnlos. Das man etwas tun muss und nicht nur reden, das können die meisten sicher so stehen lassen. Aber in diesem Text wird noch weitaus mehr verlangt.
Von Petrus heißt es, er sei ebenfalls wie Jesus am Kreuz gestorben, angeblich sogar kopfüber. Der Evangelist interpretiert diesen grausamen Tod sogar als großes Privileg, Gott habe Petrus damit geehrt. Solche Bewertungen erscheinen mir reichlich suspekt. Können wir nicht einfach für eine bessere Welt eintreten, ohne uns dafür zu Tode foltern zu lassen?
Vermutlich schon. Aber es richtig und gut zu machen, kann gelegentlich mit Verzicht, Gefahr, Verlust und Verletzung einhergehen, Lebensgefahr inklusive.
Ist aber sicher besser, vorsichtig zu sein und am Leben bleiben zu wollen. Wer den Opfertod stirbt, kann danach nämlich nichts mehr ausrichten.
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Samstag, 23. April 2022
Ostern befreit
c. fabry, 02:22h
Jetzt ist das Osterfest vorbei, aber die österliche Zeit hat gerade angefangen. Auch der Predigttext vom 24.04. befasst sich mit der Osterbotschaft.
https://www.bibleserver.com/HFA/Kolosser2%2C12-15
Diese Sündentilgung durch den Kreuzestod Jesu finde ich immer irgendwie schwierig, auch wenn ich dazu eine Erklärung habe, mit der ich leben kann, dazu habe ich mich in diesem blog zu früherer Zeit sicher schon einmal ausführlich ausgelassen.
Was mich am vorliegenden Text fesselt, ist das Bild von dem Schuldschein, der zusammen mit Jesus ans Kreuz genagelt wird und damit getilgt ist, Jesus nimmt ihn mit ins Grab. Der Schuldschein bleibt auf ewig in der Gruft, während Jesus ins Leben zurückkehrt.
Wie schuldig werden wir gerade wieder in diesen Tagen? Klar, die Entscheidung treffen die gewählten Volksvertreter*innen, aber versuche ich alles, um deren Entscheidung zu beeinflussen? Und wie steht es mit der gelebten Solidarität? Auf Energie verzichten, als Statement? Bin ich bereit, Gasmangel in Kauf zu nehmen um den russischen Aggressoren den Geldhahn zuzudrehen? Teile ich meinen Wohnraum? Habe ich mich irgendwo eingesetzt, Geflüchtete von der Grenze abgeholt, eine Hilfsorganisation mit meiner Zeit und Arbeitskraft unterstützt? Das muss ich alles verneinen. Ich schaffe das nicht, zumindest nicht gegenwärtig, ich bin viel zu erschöpft. Aber sind andere das nicht auch? Rede ich mich nicht nur heraus?
Mit unseren Konfirmand*innen vollziehen wir jedes Jahr ein Ritual: Wir lesen zusammen die gesamte Passionsgeschichte, überlegen, welche Figuren der Erzählung mit ihrem Verhalten welchen Beitrag zur Ermordung Jesu geleistet haben.
Und dann geht es um die eigene Schuld. Was belastet mein Gewissen? Wo habe ich anderen weh getan und würde es am liebsten ungeschehen machen? Aber auch: Wer steht in meiner Schuld, hat mich verletzt, mir so weh getan, dass es immer noch schmerzt, sich daran zu erinnern?
Das wird auf handlichen Zetteln notiert, zusammengefaltet und an ein Holzkreuz genagelt. Das Last wird abgegeben. Dann geht es mit der ganzen Gruppe zu einer großen, feuerfesten Glaslaterne, in der die Notizen verbrannt werden. Gemeinsam sehen alle dabei zu, lassen los, die eigene Schuld und den eigenen Schmerz, der, bevor er schwächer wird, noch einmal ins Bewusstsein gerät. Das ist sehr berührend, manchmal fließen Tränen. Die Sache mit dem Opfertod ist dabei gar nicht so wichtig. Natürlich sind auch immer etliche dabei, die nur pro Forma mitmachen, an denen die Aktion vorbeirauscht. Man ist ja auch nicht immer in der passenden Stimmung. Aber einige nutzen diesen Raum für sich, erfahren Ostern am eigenen Leib, lassen sich das mit der Vergebung unter die Haut gehen und eine Last von den Schultern nehmen.
Ich glaube, wir Erwachsenen dürfen das auch.
https://www.bibleserver.com/HFA/Kolosser2%2C12-15
Diese Sündentilgung durch den Kreuzestod Jesu finde ich immer irgendwie schwierig, auch wenn ich dazu eine Erklärung habe, mit der ich leben kann, dazu habe ich mich in diesem blog zu früherer Zeit sicher schon einmal ausführlich ausgelassen.
Was mich am vorliegenden Text fesselt, ist das Bild von dem Schuldschein, der zusammen mit Jesus ans Kreuz genagelt wird und damit getilgt ist, Jesus nimmt ihn mit ins Grab. Der Schuldschein bleibt auf ewig in der Gruft, während Jesus ins Leben zurückkehrt.
Wie schuldig werden wir gerade wieder in diesen Tagen? Klar, die Entscheidung treffen die gewählten Volksvertreter*innen, aber versuche ich alles, um deren Entscheidung zu beeinflussen? Und wie steht es mit der gelebten Solidarität? Auf Energie verzichten, als Statement? Bin ich bereit, Gasmangel in Kauf zu nehmen um den russischen Aggressoren den Geldhahn zuzudrehen? Teile ich meinen Wohnraum? Habe ich mich irgendwo eingesetzt, Geflüchtete von der Grenze abgeholt, eine Hilfsorganisation mit meiner Zeit und Arbeitskraft unterstützt? Das muss ich alles verneinen. Ich schaffe das nicht, zumindest nicht gegenwärtig, ich bin viel zu erschöpft. Aber sind andere das nicht auch? Rede ich mich nicht nur heraus?
Mit unseren Konfirmand*innen vollziehen wir jedes Jahr ein Ritual: Wir lesen zusammen die gesamte Passionsgeschichte, überlegen, welche Figuren der Erzählung mit ihrem Verhalten welchen Beitrag zur Ermordung Jesu geleistet haben.
Und dann geht es um die eigene Schuld. Was belastet mein Gewissen? Wo habe ich anderen weh getan und würde es am liebsten ungeschehen machen? Aber auch: Wer steht in meiner Schuld, hat mich verletzt, mir so weh getan, dass es immer noch schmerzt, sich daran zu erinnern?
Das wird auf handlichen Zetteln notiert, zusammengefaltet und an ein Holzkreuz genagelt. Das Last wird abgegeben. Dann geht es mit der ganzen Gruppe zu einer großen, feuerfesten Glaslaterne, in der die Notizen verbrannt werden. Gemeinsam sehen alle dabei zu, lassen los, die eigene Schuld und den eigenen Schmerz, der, bevor er schwächer wird, noch einmal ins Bewusstsein gerät. Das ist sehr berührend, manchmal fließen Tränen. Die Sache mit dem Opfertod ist dabei gar nicht so wichtig. Natürlich sind auch immer etliche dabei, die nur pro Forma mitmachen, an denen die Aktion vorbeirauscht. Man ist ja auch nicht immer in der passenden Stimmung. Aber einige nutzen diesen Raum für sich, erfahren Ostern am eigenen Leib, lassen sich das mit der Vergebung unter die Haut gehen und eine Last von den Schultern nehmen.
Ich glaube, wir Erwachsenen dürfen das auch.
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