Samstag, 31. Juli 2021
Einstürzende Altbauten
Der Predigttext an diesem Sonntag handelt vom Hausbau:
https://www.bibleserver.com/NG%C3%9C/Matth%C3%A4us7%2C24-27

Beinahe erscheint es zynisch, ausgerechnet in diesem Sommer nach der verheerenden Flutkatastrophe, ausgerechnet diese Bilder heraufzubeschwören. Nur wusste niemand, was da auf uns zukommt, als der Predigttext für den 9. Sonntag nach Trinitatis ausgesucht wurde. Und es geht eigentlich auch nicht um handwerkliche Solidität, das ist nur ein Bild, um den eigentlichen Gedanken greifbarer zu machen ? im Augenblick ein besonders eindringliches Bild.
Sie kennen das sicher, die Suche nach den Schuldigen, wenn irgendwo ein Haus einkracht, ein Dach einstürzt, eine Mauer umfällt, die Decke herunterkommt. Und auch nach den Erdrutschen in NRW stehen überall Expert*innen auf, die das längst geahnt haben, die wissen wie man künftig sicherer baut, um solchen Gewalten standhalten zu können.

Hier jedoch geht es um das Haus der Seele. In der Traumdeutung gelten Bilder von Häusern ebenfalls als Symbole für die Seele oder die Persönlichkeit. Die Küche steht für das Familienleben oder das Weiblich-Mütterliche, der Keller für das Düstere, Unbewusste, ebenso wie verschlossene Türen, Das Schlafzimmer für das Liebesleben, das Bad für seelisch-moralische Bedürfnisse, der Dachboden für verdrängte und vergessene Erinnerungen.

Was braucht eine menschliche Seele, um nicht zusammenzubrechen? Liebe, Sicherheit und ein festes Fundament, damit sie den Erschütterungen des Lebens standhalten kann. Und dieses Fundament kann ein tiefer Glaube sein, einer der am besten schon in der Kindheit entstanden ist, vielleicht aber auch durch besondere Erlebnisse oder die Begegnung mit außergewöhnlichen Menschen. Ein Glaube, der wachsen und sich individuell entwickeln darf, der gepflegt wird im Austausch mit Anderen, durch ein regelmäßiges Sich-Einlassen auf das Hören, Lesen, Auf-sich-wirken-lassen, Nachdenken.

Aber auch eine gewisse Gründlichkeit gehört dazu, eine Ernsthaftigkeit, so wie im Evangelium für diesen Sonntag beschrieben (Mt. 13, 44-46), wo es um eine sehr akribische Schatzsuche oder die unermüdliche Verfolgung einer einzigartigen Perle geht, um deren Erwerb ein Kaufmann sich mit Ausdauer bemüht. In den Episteln (Philipper 3) schließt Paulus seine Betrachtung mit dem Satz:
"Geschwister, ich bilde mir nicht ein, das Ziel schon erreicht zu haben. Eins aber tue ich: Ich lasse das, was hinter mir liegt, bewusst zurück, konzentriere mich völlig auf das, was vor mir liegt, 14 und laufe mit ganzer Kraft dem Ziel entgegen, um den Siegespreis zu bekommen - den Preis, der in der Teilhabe an der himmlischen Welt besteht, zu der uns Gott durch Jesus Christus berufen hat."
Es gibt ein traditionelles Lied, das den Predigttext aufnimmt, sehr amüsant dargeboten von einem zugegeben etwas zu blitzsauberen Kinderchor, macht aber Laune.

https://youtu.be/5AEpUO_5DX8

Einen schönen Sonntag :-)

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Sonntag, 25. Juli 2021
Licht und Schatten - Disput zwischen Herrn Paulus und Frau Fabry
FABRY: Herr Paulus, gerade lese ich den Predigttext für den heutigen Sonntag im ersten Brief an die Korinther, im 6. Kapitel. Ist das Ihr Ernst?

PAULUS: Selbstverständlich! 9 Oder wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden? Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener noch Ehebrecher noch Lustknaben noch Knabenschänder 10 noch Diebe noch Habgierige noch Trunkenbolde noch Lästerer noch Räuber werden das Reich Gottes ererben.

FABRY: Pah! Sie reden von den Ungerechten und statt sich über Machtmissbrauch, Unterdrückung oder Ausbeutung aufzuregen, kommen sie mit dem gesammelten Sexualitätsprogramm. Kann es sein, dass Sie an einer verklemmten Erotik leiden? Was bitte sind denn Unzüchtige? Und warum sind Menschen schlecht die eine andere Auffassung von der Identität Gottes haben? Ob es immer so falsch ist, wenn eine Ehe zerbricht, glaube ich auch nicht, Lustknaben sind übelst ausgebeutete Opfer, die gerettet und getröstet werden müssen und wenn Sie von Knabenschändern sprechen, drängt sich der Verdacht auf, dass Ihnen die sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern eigentlich egal ist, denn Mädchen werden ja nicht erwähnt, Sie interessieren sich nur für das in ihren Augen erotische Verlangen zwischen zwei männlichen Wesen, aber vielleicht ist das ja ein Begehren, gegen das Sie sich selbst wehren, statt sich einfach mal zu entspannen und es zuzulassen. Diebstahl und Habgier und Raub schaden in der Tat anderen Menschen, haben ihre Wurzeln aber oft in Mangel und Verletzung, das gilt insbesondere für die Trunkenbolde, die in Wirklichkeit krank sind und Hilfe brauchen und Lästern, du liebe Güte, hin und wieder braucht es ein Ventil für die Seelenhygiene. Warum hauen Sie auf diese armen Teufel?

PAULUS: So sagte ich zu den Korinthern:11 Und solche sind einige von euch gewesen. Aber ihr seid reingewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.

FABRY: Sie meinen, sie sind reingewaschen, weil sie sich für die Taufe und damit für eine neue Lebensweise entschieden haben?

PAULUS: Ja, genau. Ich sage ja nicht, dass keiner der Ungerechten eine Chance auf Rettung hat. Er muss sich nur für einen Richtungswechsel entscheiden.

FABRY: Also ich glaube ja nicht an das jüngste Gericht. Böse Menschen sind verletzte Menschen, nichts weiter. Auch wenn uns das nicht passt und wir gern das naive Bild von gut und böse aufrechterhalten und einer Endabrechnung, bei der den Braven weiße Flügel wachsen und die Boshaften ihr Fett abkriegen. Wer anderen Leid zufügt, der kriegt das in diesem Leben alles zurück und das ist letztendlich die Hölle, davon bin ich überzeugt. Auch wenn es manchmal so aussieht, als kämen die Abzocker des Systems ein Leben lang damit durch. Die negativen Resonanzen, die sie scheinbar von sich abprallen lassen, machen sie hart, starr, krank und unglücklich. Wer auf andere Rücksicht nimmt, bekommt mehr zurück, als er investiert und fühlt sich dann oft wie im Himmel.
Warum müssen Sie die Menschen immer einteilen, warum muss es immerzu Lohn und Strafe geben? Warum nicht mal Empathie und Problemlösung? Was ist denn so schlimm daran, wenn Menschen sich sexuell austoben?

PAULUS: 12 Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.

FABRY: Wie soll ich das denn verstehen?

PAULUS: Denken Sie doch mal einen Augenblick nach.

FABRY: Meinen Sie, Eigentlich ist alles erlaubt, aber man muss einen Blick dafür haben, was sich positiv auswirkt und was eher schädlich ist? Selbst entscheiden, Verantwortung übernehmen und sich vor allem davor hüten, zum willenlosen Opfer seiner Begierden zu mutieren?

PAULUS: Ja, so in etwa.

FABRY: Aber warum?

PAULUS: Weil man sonst unfrei ist für das Wesentliche. Weil man wie ein Suchtkranker durchs Leben stolpert und sich alles nur noch um die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse dreht.
13 Die Speise dem Bauch und der Bauch der Speise;...

FABRY: Was soll man denn sonst mit Lebensmitteln tun, als sie zu essen?

PAULUS: Ach es gab doch diese ganzen starren Regeln mit dem koscheren Essen. Und da hatte Petrus einen Traum, dass das alles nicht nötig ist. Davon abgesehen ist das Essen eine wichtige Angelegenheit, um das Leben zu erhalten, damit der Körper handlungsfähig bleibt, aber Gott wird das eine wie das andere zunichtemachen.

FABRY: Sie meinen, wir sollen uns bewusst machen, dass alles irgendwann verrottet, auch der eigene Körper.

PAULUS: Sicher. Das ist das eine. Das andere: Der Leib aber nicht der Hurerei, sondern dem Herrn, und der Herr dem Leibe.

FABRY: Sie mit Ihrer Leibfeindlichkeit, das ging mir schon immer auf die Nerven. Damit das göttliche Gefäß der Seele arbeiten kann, muss es sich auch wohlfühlen.

PAULUS: Ach und das geht nur durch Hurerei?

FABRY: Was verstehen Sie denn bitte unter Hurerei? Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen gegen Bezahlung oder anarchische Promiskuität?

PAULUS: Beides.

FABRY: Manche Menschen können nicht treu sein

PAULUS: Damit tun sie anderen weh.

FABRY: Ja, oft, aber nicht notwendigerweise.

PAULUS: 14 Gott aber hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft. 15 Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Sollte ich nun die Glieder Christi nehmen und Hurenglieder daraus machen? Das sei ferne! 16 Oder wisst ihr nicht: Wer sich an die Hure hängt, der ist ein Leib mit ihr? Denn die Schrift sagt: »Die zwei werden ein Fleisch sein« (1. Mose 2,24). 17 Wer aber dem Herrn anhängt, der ist ein Geist mit ihm.

FABRY: Erzählen sie das mal ein paar Konfirmand*innen, die kriegen sich nicht mehr ein, die lachen sich tot. Und was ist das überhaupt für ein Menschenbild? Ich kann gar nicht so viel Unkoscheres fressen wie ich kotzen möchte! Wer seinen kleinen Freund in einer Hure versenkt wird genauso schmutzig, wie die unreine Frau? Als wären Prostituierte gewissenlose Dienerinnen des Satans, Verführerinnen, die die armen willenlosen Männer in den Abgrund ziehen. Huren sind Opfer männlicher, sexueller Gier und Gewalt, prostituieren sich aus wirtschaftlicher Not und müssen unendlich viel erleiden. Die wenigen, die das Gewerbe aus freien Stücken betreiben und es vielleicht sogar gern tun, bieten eine Dienstleistung an für Menschen, die nicht das Glück hatten, eine*n festen Partner*in und damit eine erfüllte Sexualität zu finden. Ich gebe Ihnen Recht, dass dieser Bereich ein Riesenproblemfeld mit sehr vielen Baustellen ist, aber das Bild von der räudigen Nutte, die den anständigen Kerl beschmutzt, das ist wirklich allerunterste Schublade!

PAULUS: Sie sagen es ja selbst. Die Prostitution ist eine Quelle des Leids und des Elends. 18 Flieht die Hurerei! Alle Sünden, die der Mensch tut, sind außerhalb seines Leibes; wer aber Hurerei treibt, der sündigt am eigenen Leibe.

FABRY: Mein Körper gehört mir.

PAULUS: Mitnichten! 19 Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? 20 Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe.

FABRY: Sie meinen, der Körper sei eine Leihgabe Gottes, über die man nicht frei verfügen darf, weil Jesus sich ja schließlich für uns geopfert hat? Ist unser Leben darum so teuer erkauft? Aber angeblich ist Jesus doch für uns gestorben, damit wir beim jüngsten Gericht nicht in der Verdammnis landen und nicht, damit wir hier und jetzt lange leben. Ich finde ja auch, dass der Körper ein Geschenk ist, mit dem man achtsam umgehen muss, weil man nur den einen hat und es keinen neuen gibt, bestenfalls das eine oder andere Ersatzteil. Ihnen fehlt da die Logik.

PAULUS: Kann sein. Ist ja auch schon so lange her.

FABRY: Nicht so lange wie die Texte des Alten Testaments für diesen Sonntag. Bei Jesaja 2, 1-5 geht es um die Endzeit, von Frieden unter den Völkern ist da die Rede, Schwerter zu Pflugscharen und die Aufforderung im Licht des Herrn zu wandeln. In Psalm 11 wird die Hilflosigkeit der sogenannten Gerechten gegenüber den sogenannten Gottlosen, die Zerstörung bringen und den Frommen ans Leder wolle, thematisiert. Auch hier wird in Aussicht gestellt, dass Gott alles im Blick hat und die Täter am Ende die Zeche zahlen, während die Frommen sein Gesicht sehen werden.
Aber das Neue Testament hat sich von diesen naiven Vorstellungen doch eigentlich verabschiedet.
Am besten gefällt mir in diesem Zusammenhang das Evangelium für diesen Sonntag, Salz und Licht bei Matthäus 5, 13-16. Menschen, die die Wahrheit suchen und sich Mühe geben, es gut und richtig zu machen, sind das Salz der Erde und das Licht der Welt. Weil ihre guten Taten leuchten, sollen sie sich zeigen und nicht im Verborgenen bleiben, denn die Strahlkraft ihrer guten Taten wirkt ansteckend und kann Menschen vom Glauben überzeugen.
Vielleicht ist das ein gesünderer Ansatz, als sich ständig damit zu beschäftigen, andere zu verurteilen.

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Sonntag, 18. Juli 2021
Unhöflicher Prophet - zum Predigttext am 18.07.2021
Was zuvor geschah:
Nachdem der ruhmreiche König David verstorben war und sein Sohn Salomo zwar in zwischenmenschlicher Weisheit regiert, das Land aber wirtschaftlich in den Ruin getrieben hatte, war das bis dahin geeinte Gebiet unter den Söhnen Salomos aufgeteilt worden in das Nordreich Israel und das Südreich Juda, in dem sich die Stadt Jerusalem befand. Die nachfolgenden Söhne und Enkel hielten sich wohl nicht an die Regeln der altv
orderen Könige.
Nun kam die Zeit, da in Israel der König Ahab regierte. In historischen Quellen wird er als Verbinder und Vermittler gehandelt, der alles für eine friedliche Koexistenz unterschiedlicher Religionen und Kulturen tat. Damit war er aus biblische Sicht wohl ein Bösewicht, weil er nicht den Weg des einzig wahren Glaubens beschritt. Ob er außerdem ein Mensch war, der grausam richtete, Frauen sexuell ausbeutete, erntete wo er nicht gesät hatte, wissen wir nicht. Doch der in der jüdischen Religion hoch gehandelte Prophet Eila oder Elija tritt mit dem Erscheinen dieses Königs als dessen Antagonist auf den Plan. Im ersten Buch der Könige zu Beginn des 17, Kapitels beginnt: der Predigttext für Sonntag, den 18.07.2021

"1 Elija aus Tischbe in Gilead sprach zu Ahab: So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, in dessen Dienst ich stehe: in diesen Jahren sollen weder Tau noch Regen fallen, es sei denn auf mein Wort hin."
Hier frage ich mich schon: Wie kommt der Mann dazu, so etwas zu behaupten? Hatte er Visionen? Oder eine gute Beobachtungsgabe? Wenn heute jemand so etwas behauptet, wenn jemand katastrophale Wetterprognosen abgibt, dann glauben wir ihm das nur, wenn seine Einschätzung wissenschaftlich fundiert ist. Aber auch hier werden Prognosen in Zweifel gezogen. Trotz aller deutlichen Hinweise, die die Hypothese vom menschgemachten Klimawandel bestätigen, gibt es jene, die die wissenschaftliche Verifizierbarkeit dieser Einschätzung abstreiten. Manche, weil sie einfach keine Lust auf schlechte Nachrichten haben. Andere, weil sie keine Lust haben, ihr Verhalten zu ändern. Noch andere, weil sie Angst haben, beim Richtungswechsel etwas zu verlieren. So dürfte es schon damals gewesen sein. Wer vom "gottlosen" Lebenswandel profitierte, wollte sich nicht von einem stänkernden Propheten in dies Suppe spucken lassen, von so einem Moralapostel, so einem Spaßverderber, so einem selbsternannten Gutmenschen.

In der Bibel heißt es weiter:
" 2 Danach erging das Wort des HERRN an Elija: 3 Geh weg von hier, wende dich nach Osten und verbirg dich am Bach Kerit östlich des Jordan! 4 Aus dem Bach sollst du trinken und den Raben habe ich befohlen, dass sie dich dort ernähren. 5 Elija ging weg und tat, was der HERR befohlen hatte; er begab sich zum Bach Kerit östlich des Jordan und ließ sich dort nieder. 6 Die Raben brachten ihm Brot und Fleisch am Morgen und ebenso Brot und Fleisch am Abend und er trank aus dem Bach. "
Ach, wenn es mit dem gottgefälligen Leben immer so einfach wäre. Man hört eine Stimme, die sagt tu dies und das, so und so und dann macht man das und wird lückenlos versorgt. So ist es ja nicht. Man muss arbeiten, um zu überleben oder sich wenigstens Hilfe holen. Raben fressen einem eher den Proviant weg. Als dass sie einem etwas vorbei bringen.
Nur, wenn man den Text mal nicht so engmaschig, kleinkariert, wörtlich liest. Wie wäre es denn, wenn du auf deine innere Stimme hören würdest, von der du weißt, dass sie dir sagt, was jetzt das Richtige wäre. Wenn du mal konsequent danach handeln würdest? Vielleicht laufen die Dinge dann wirklich wie von selbst. Manchmal habe ich dieses Gefühl. Wenn ich Entscheidungen treffe, die mir eigentlich nicht passen, von denen ich aber weiß, dass sie richtig sind. Wenn dann meine Befürchtungen sich in Luft auflösen und die Dinge sich so ergeben, dass ich gut damit leben kann, oft besser als vorher. Dafür gibt es keine Garantie. Passiert aber oft.

Im 1. Buch der Könige heißt es weiter: ?
"7 Nach einiger Zeit aber vertrocknete der Bach; denn es fiel kein Regen im Land."
Dumm gelaufen Elija. Und jetzt?
Die Antwort folgt auf den Fuß:

"8 Da erging das Wort des HERRN an Elija: 9 Mach dich auf und geh nach Sarepta, das zu Sidon gehört, und bleib dort! Ich habe dort einer Witwe befohlen, dich zu versorgen. 10 Er machte sich auf und ging nach Sarepta. Als er an das Stadttor kam, traf er dort eine Witwe, die Holz auflas. Er bat sie: Bring mir in einem Gefäß ein wenig Wasser zum Trinken! 11 Als sie wegging, um es zu holen, rief er ihr nach: Bring mir auch einen Bissen Brot mit!"

Sehr schlecht erzogen der Prophet. So kann er auch nur mit einer Frau reden. Ein Mann hätte ihm dafür ein paar aufs Maul gegeben. Wenigstens höflich bitten hätte er können. Aber ist das bei den Männern Gottes, die von sich glauben, dass sie die Allerbesten sind. Unfassbar, dass die Frau losgeht, um ihm Wasser zu holen. Allerdings erfüllt sie ihm nicht jeden Wunsch, denn so geht es weiter:
" 12 Doch sie sagte: So wahr der HERR, dein Gott, lebt: Ich habe nichts mehr vorrätig als eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Ich lese hier ein paar Stücke Holz auf und gehe dann heim, um für mich und meinen Sohn etwas zuzubereiten. Das wollen wir noch essen und dann sterben."
Die Frau ist praktisch am Verhungern. Die Dürre hat alle in die Armut getrieben. Es gibt nichts mehr zu Essen. Wie kann es sein, dass der allmächtige und allwissende Gott seinen Diener zwecks Versorgung zu einer Frau schickt, die selbst nichts mehr hat.? Und hier zeigt sich die unvergleichliche Glaubensstärke des Propheten:
" 13 Elija entgegnete ihr: Fürchte dich nicht! Geh heim und tu, was du gesagt hast! Nur mache zuerst für mich ein kleines Gebäck und bring es zu mir heraus! Danach kannst du für dich und deinen Sohn etwas zubereiten; 14 denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Der Mehltopf wird nicht leer werden und der Ölkrug nicht versiegen bis zu dem Tag, an dem der HERR wieder Regen auf den Erdboden sendet."
Wieder diese bodenlose Unhöflichkeit. Von dem Bisschen, das sie noch besitzt, soll sie dem Gast zuerst etwas zu Essen machen. Sie könnte ja auch für alle gleichzeitig backen und dann könnten sie zusammen essen, aber nein, der gnädige Herr ist hungrig.
Aber er hat auch einen starken Glauben. Was täte er wohl, wenn er der Witwe und ihrem Sohn den letzten Rest weggefressen hätte und die Geschichte vom nimmerleeren Mehltopf erwiese sich als Märchen? Würden die Bewohner von Sarepta ihn lynchen?
"15 Sie ging und tat, was Elija gesagt hatte. So hatte sie mit ihm und ihrem Haus viele Tage zu essen. 16 Der Mehltopf wurde nicht leer und der Ölkrug versiegte nicht, wie der HERR durch Elija versprochen hatte."

Eine Geschichte die die Lesenden (oder Hörenden) Gehorsam lehrt - Gehorsam gegenüber Gott und seinen Propheten. Und Vertrauen, dass der Schöpfer die nicht im Stich lässt, die es richtig machen, zuerst an Andere denken und nicht in bebender Angst um ihr kleines Leben alles mit Zähnen und Klauen verteidigen, um am Ende doch jämmerlich zu verrecken.

Im richtigen Leben läuft das sicher nicht immer so rund. Da werden die Guten enttäuscht und die räudigen Hunde sahnen ab und bleiben unbehelligt. Aber nicht meistens, glaube ich, nur ab und zu. Das Richtige tun lohnt sich. Da bin ich mir sicher. Und früher oder später beißen wir eh alle ins Gras. Da kann man auch bis zum Schluss anständig bleiben.

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