Samstag, 24. April 2021
Stallpflicht für Götter?
https://www.bibleserver.com/NG%C3%9C/Apostelgeschichte17%2C22-34
Ein langer Predigttext. Für die, die keine Lust haben auf die volle Länge, hier eine kurze Zusammenfassung:
Paulus reiste nach Athen und predigte über die religiösen Kultstätten, die kein Ort seien, an dem Gott wohne, stattdessen wirke Gott überall, er sei kein unbekanntes Wesen und er habe einen Plan. Bisher habe er die Menschen in naiver Unwissenheit gelassen, nun aber sei die Zeit, eine Entscheidung zu treffen und es gebe ein Gericht, bei dem Jesus - den er hier nicht namentlich nennt - mit allen abrechnet, auch allen bisher Verstorbenen, die an diesem Tag auferstehen. Die einen lachen ihn aus, die anderen werden neugierig auf mehr. So weit.

Tempelanlagen, Kultstätten, Kirchen, spirituelle Gegenstände - das alles sind legitime Mittel, die Menschen entwickelt haben, um sich den Zugang zu innerer Einkehr und einer Verbindung mit göttlichen Energien zu erleichtern. Daran ist m.E. nichts verkehrt. Oft führte diese Technik aber zu dem Trugschluss, dass Gott an diesen Orten gegenwärtiger sei als anderswo, dass man ihn einfangen, überlisten, speziell für sich gewinnen könne.

Die Menschen wollten Gott oder die Götter oder die Mächte für sich instrumentalisieren, für ihre Bedürfnisse verzwecken, an der göttlichen Macht teilhaben, sie sich aneignen. Das tun Menschen nach wie vor. Die ganze Esoterikszene ist voll von solchen Heilsversprechen und auch im säkularisierten Umfeld kann man die Ausbreitung einer Mentalität der Aneignung und Beherrschbarkeit feststellen. Wenn ich etwas will, suche ich einen Weg, mein Ziel zu erreichen, Mittel, Rezepte, Schleichwege. Das Akzeptieren von Grenzen, Verzicht oder Scheitern ist keine Option.

Ich bin davon überzeugt, dass es naiv ist, zu glauben, man könne sich göttliche Kräfte aneignen. Diese Kräfte können durch jede*n von uns wirken. Vielleicht wie ein wilder Fluss, dessen unbändige, manchmal auch zerstörerische Kraft durch unseren Willen, unseren Verstand und unsere Fähigkeiten geleitet wird, wie durch einen Kanal, der die Kraft in Bahnen lenkt.
Jesus selbst beschrieb es mit dem Bild vom Weinstock und den Reben (Johannes 15,1-8 - Evangelium dieses Sonntags). Die Rebe (also die Menschen) kann nicht aus sich selbst heraus Fürchte bringen, sondern braucht die Verbindung zum Weinstock (also Jesus oder das Göttliche). Wer die Verbindung hält, hat auch Erfolg.

Ich finde, Menschen sollten aufhören, anderen zu erklären, worin der Wille Gottes besteht. Woher wollen sie das wissen? Das ist unendlich anmaßend.

In den Versen 30 und 31 spricht Paulus von einer neuen Mündigkeit. Bisher hätten die Menschen sich im Tal der Ahnungslosen aufgehalten, daher würde der Schöpfer ihnen ihre Verfehlungen nicht übelnehmen. Aber nun werden sie aufgeklärt und haben die Möglichkeit, sich zu entscheiden. Die alten Griechen konnten damit sicher etwas anfangen. In der Sage von Prometheus, der den Menschen das Feuer brachte und dafür eine lange Leidenszeit in Kauf nehmen musste, verhält es sich ähnlich wie bei Jesus von Nazareth, der den Menschen neue Kategorien von Gut und Böse anbot, sowie die Freiheit der Entscheidung. Auch er musste einen langen Leidensweg dafür antreten. Beides hat die Lebensweise der Menschen positiv verändert.

Ich meine, wir können nicht wissen, was Gottes Wille ist. Wir können nur sagen, was wir glauben und von unseren persönlichen Erfahrungen und Deutungen berichten. Wir können Fragen stellen, Hypothesen formulieren und diskutieren - und uns dabei gegenseitig unterstützen durch Gemeinschaft, gegenseitigen Respekt und durch alles, was Generationen vor uns zu diesem Thema aufgeschrieben haben.

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Samstag, 17. April 2021
Wacht auf, Ihr Schafe!
Albert Einstein hat einmal gesagt: "Um das perfekte Mitglied einer Schafherde zu sein, muss man vor allem ein Schaf sein."
Wer will das schon? Trotzdem werden in biblischen Texten Menschengruppen gern mit Schafherden verglichen. Ein Bild aus der damaligen Lebenswelt, ein Bild das jede*r kannte.

Der Predigttext für den 18.04. ist sehr kurz: "Und des Herrn Wort geschah zu mir: Du Menschenkind, weissage gegen die Hirten Israels, weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott der Herr: Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden?" (Hesekiel 34, 1+2)

Meine erste Assoziation: eine abgehobene Priesterkaste, die mit der Sicherung ihrer Privilegien befasst ist. Hesekiel, der alttestamentarische Prophet, bekam demnach direkt von oben den Auftrag, einmal ordentlich auf den Tisch zu hauen.

Meine zweite Assoziation: selbstgerechte Pharisäer, denen der aufrührerische Jesus in die Quere kam. Passt auch, denn die Lesung aus dem Neuen Testament, Johannes 10, 11-16, handelt ebenfalls vom Gleichnis des guten Hirten. Hiermit erklärt Jesus den Würdenträgern, warum die Menschen ihm folgen und den bisherigen Anführern davonlaufen. Er vergleicht sich selbst mit dem guten Hirten, dessen Stimme die Schafe erkennen und dem sie vertrauen, im Gegensatz zu Viehdieben, die die Tiere für ihre eigene Zwecke in ihre Gewalt bringen wollen. Da hat Jesus scharf geschossen.

Meine dritte Assoziation: die Hirten in der katholischen Kirche, denen die Schafe die Gefolgschaft aufkündigen, weil sie durchschaut haben, dass es den Anführern gar nicht um das Wohl der Herde geht, sondern um die Bewahrung einer Welt, in der sie sich eingerichtet haben, außerdem um ihre Macht und ihren Status.
Und da müssen sich die Protestant*innen gar nicht über die Katholik*innen erheben, denn auch wenn es dort kein Zölibat gibt und eine demokratische Struktur, so sitzen auch hier alte Männer in den Landeskirchenämtern und reiten Prinzipien, während sich draußen die Welt verändert, manche Gemeindepfarrer sind mehr an der Würde ihres Amtes als an der Erledigung erforderlicher Aufgaben interessiert und auch in meiner Berufsgruppe gibt es viele Multiplikator*innen, die in der bezahlten Arbeitszeit lieber ihren Hobbys nachgehen, als ihrer Zielgruppe gerecht zu werden. Ich habe mich auch noch immer nicht in Instagram eingefuchst, um nur eines von vielen Beispielen zu nennen, wo ich der Lebenswelt der Jugendlichen nicht gerecht werde.

Meine vierte Assoziation: Die politischen Anführer, die aus purem Eigennutz handeln. Früher oder später merken die "Schafe", dass ihre selbst ernannten Hirten in Wirklichkeit Räuber sind und geben ihnen den Laufpass. Sogar Erdogan verliert allmählich seine Gefolgschaft, nachdem er sein Land trotz großer Versprechungen systematisch gegen die Wand gefahren hat. Aber vielleicht macht er auch den Putin und lässt demnächst seine politischen Gegner nicht nur einsperren und foltern sondern ermorden, damit niemand aufmuckt und er einfach weiter regieren und in seinem Palast residieren darf.

Nach der Logik des Jesus von Nazareth dürfte die Herde auch nicht Markus Söder auf den Leim gehen. Es ist nicht nur kein Geheimnis, dass er Konkurrenten im miesesten Stil beiseite schubst, seine Mitarbeitenden in Angst und Schrecken versetzt, keine Geflüchteten ins Land lassen will, mit seiner Kruzifix-Kampagne den christlichen Glauben missbrauchte, um sich selbst zu inszenieren, es ist auch so, dass er, obwohl er sich als markiger Macher präsentiert, in dem Bundesland, dessen Ministerpräsident er ist, nichts besser hinbekommt als seine Kolleg*innen in den anderen Ländern, im Gegenteil.

Aber - und da war Jesus von Nazareth wohl im Irrtum - die Schafe folgen ihm trotzdem. Sie merken nicht, dass der Mann kein guter Hirte, sondern nichts als ein gemeiner Viehdieb ist. Seine Parteigenossen wissen, dass er ein entsetzlicher Fiesling ist, kein Teamplayer, sondern ein selbstverliebter Machtmensch und wer über ein bisschen Menschenkenntnis verfügt, der kann ihm das direkt ansehen.
Aber die Herde will folgen. Nein, nicht alle Schafe, nur die blöden. Und ein paar Arschlochhammel, die sich von diesem Politiker als Kanzler persönliche Vorteile versprechen, vermutlich berechtigt, denn Profiteure gibt es immer.

Doch warum sind die Schafe so blöd? Warum wollen sie nicht erkennen, dass in komplizierten Zeiten noch nie die Führer mit den einfachen Rezepten die Karre aus dem Dreck gezogen haben, ganz im Gegenteil, es ging jedes Mal nur noch tiefer in die Scheiße. Aber es ist so schön bequem, die Verantwortung abzugeben an einen, der sagt: "Ich kriege das hin, bald wird alles besser, vertraut mir." Man fühlt sich gleich besser und muss sich noch nicht einmal anstrengen.

Wacht auf ihr Schafe! Nehmt das Heft Eures Lebens selbst in die Hand! Informiert Euch! Denkt mit! Und wenn Ihr auch nichts ausrichten könnt, dann wählt wenigstens die Leute zu Euren Vertretern, die den Job wirklich können und die die Probleme ernsthaft lösen wollen, statt sie zu ihrem persönlichen Vorteil zu verschärfen.

Ich wäre froh, wenn Jesus doch Recht hatte. Enttäuscht mich nicht!

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Montag, 12. April 2021
Baerbock statt bayrisches Bockbier
Und wenn die Union voll Teufel wär
und wollt uns gar verschlingen,
so fürchten wir uns nimmermehr,
es soll und doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt,
wie sau'r er sich stellt,
tut er uns doch nicht;
das macht, er ist gericht':
Annalena kann ihn fällen.

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