Samstag, 19. Dezember 2020
Nichts ist unmöglich – Jehova!
Nee, geht nicht um Automobilindustrie. Die haben sich bei traditionellen Texten bedient, nicht umgekehrt. :-)
Eine wilde Geschichte ist am 4. Advent als Predigttext vorgeschlagen:

https://www.bibleserver.com/LUT.ELB.HFA/1.Mose18%2C1-15

Wem das zu viel Text ist: Abraham bekommt Besuch von drei Männern, die er als Fremde ganz selbstverständlich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln der Gastfreundschaft bewirten lässt. Die Männer erweisen sich als Engel und teilen ihm mit, dass seine betagte Gattin Sarah bald ein Kind zur Welt bringen wird. Sarah lacht die Männer aus. Einer der Männer fragt Sarah, ob sie lache, weil sie Gott ein solches Wunder nicht zutraue?

Niemand ist gut beraten, naiv durchs Leben zu hüpfen und zu glauben, dass schon alles gut wird, ohne sich Gedanken zu machen, wie Probleme durch eigene Anstrengung gelöst werden können. Sarah war klug, erfahren und realistisch, als sie über die Prophezeiung lachte. Nach der Menopause werden Frauen nicht mehr schwanger.

Sie wird ja auch nicht bestraft, nur ermutigt, der Prophezeiung zu glauben.

Als ich sah, welche Geschichte dran ist – ich kenne sie seit meiner frühen Kindheit – musste ich sofort an ein kurzes Gespräch denken, das ich kürzlich hatte.
Ich hatte ein Weihnachtstütchen abgeliefert und mich im Vorgarten kurz unterhalten und war dabei, mich zu verabschieden mit den Worten: „Der Impfstoff ist ja jetzt da. Nächstes Jahr um diese Zeit ist alles wieder schön.“
Ein sehr ironisches: „Ja genau, jetzt kommt der Impfstoff und dann wird alles wieder gut.“, machte mich stutzig, ich wunderte mich, weil ich eigentlich davon ausging, dass es noch maximal ein Jahr dauert, bis die Covid 19-Seuche weitestgehend zurückgedrängt ist – nicht komplett, die Pest bricht ja gelegentlich auch noch aus – aber eben weitestgehend.

Meine Gesprächspartnerin hatte Zweifel an der der Wirksamkeit des Impfstoffes. Berechtigte Zweifel. Mir wurde mulmig. Ich hatte doch nur aufmuntern wollen und jetzt zog es mich selbst runter. So viel kann schief gehen: Der Impfstoff kann wirkungslos sein, das Virus mehrfach mutieren, noch aggressiver werden…

Aber es kann auch sein, dass die Krankheit besiegt sein wird und wir für die nächsten hundert Jahre von Pandemien verschont werden.

Ich glaube, das ist die Botschaft dieses biblischen Geronto-Elternschafts-Märchens: Auch scheinbar Unmögliches kann passieren, nicht verzweifeln, irgendwann wird es wieder besser, vielleicht ganz anders, als Du es Dir erträumt hast, aber es geht wieder aufwärts und vielleicht noch höher, heller und wunderbarer, als Du es Dir ausdenken konntest.

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Samstag, 12. Dezember 2020
Alles wird gut?
Fast alle biblischen Texte, die sich mit der Erwartung des rettenden Heilandes beschäftigen, reden davon, dass er das Volk Israel von seinen Feinden befreien wird. Jesus hat diese Erwartungen nicht erfüllt und diejenigen, die all ihre Hoffnungen in ihn gesetzt hatten, zutiefst enttäuscht. Sie hatten nicht verstanden, worum es dem jungen Mann ging, an dessen Lippen sie stundenlang gehangen hatten, sie hatten sich seine Worte so zurechtgelegt, wie sie sie gerade brauchten.

Die Menschen waren in ihren Nöten so sehr gefangen, dass sie sich vielleicht gar nicht vorstellen konnten, dass es eine universelle Finsternis gibt, in der man sich befinden kann und ebenso eine universelle Erlösung, ganz unabhängig davon, was einen gerade bedrückt, bedrängt, im Weg steht oder einem die Luft zum Atmen nimmt.

Im Predigttext für den 3. Advent ( https://www.bibleserver.com/LUT/Lukas1%2C67-80 ) ist auch die Rede von Feinden, von denen das Volk errettet werden soll und – keine Frage – hier dachten wohl alle an die römischen Besatzer. Aber es gibt auch andere Töne, denn in den Versen 76-79 heißt es:
„Und du, Kindlein
(Anmerkung: gemeint ist hier der gerade geborene Johannes der Täufer),
wirst Prophet des Höchsten heißen. Denn du wirst dem Herrn vorangehen, dass du seinen Weg bereitest 77 und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk in der Vergebung ihrer Sünden, 78 durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, durch die uns besuchen wird das aufgehende Licht aus der Höhe, 79 auf dass es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.“

Vergebung, das Lebenselixier der Deeskalation und Deeskalation, die Grundvoraussetzung für den Frieden, das ist das Wesentliche, mit dem sich das Ruder herumreißen lässt, der einzige Weg, Konflikte nachhaltig zu lösen, denn gewaltsame Lösungen mit dem Sieg des Stärkeren sind nur von kurzer Dauer, die Konflikte brechen immer wieder auf, wie zum Beispiel jüngst der Konflikt in Bergkarabach.

Kein Heiland wird Weihnachten vom Himmel herabsteigen und Corona besiegen oder den despotischen Chef mit einem Blitz beim Kacken erwischen oder den IS auslöschen. Wir müssen lernen, miteinander klarzukommen. Sich Jesus als Vorbild zu nehmen, kann dabei helfen.

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Samstag, 5. Dezember 2020
Oh komm, du Trost der ganzen Welt!
Wann is‘ es denn soweit? Das Evangelium für den 2. Advent sagt so:

https://www.bibleserver.com/LUT/Lukas21%2C25-33

Zeichen von Sonne, Mond und Sternen? Gibt es ja dauernd. Brausen und Wogen des Meeres? Der letzte große Tsunami liegt ja schon 16 Jahre zurück. Menschen, die vor Furcht vergehen? Werden immer mehr. Blöd, dass sie dann Populisten wählen oder auf andere losgehen. Die Kräfte der Himmel scheinen mir auch schon lange im Wanken zu sein. Aber so haben Menschen das in den letzten zweitausend Jahren wohl schon häufig empfunden und dann war nichts mit Erlösung für alle.
Was sagt der Predigttext dazu?

https://www.bibleserver.com/LUT/Jakobus5%2C7-11

Geduldig weiter leiden und sich ein Beispiel an denen nehmen, die lange und geduldig ganz schlimm gelitten haben. Damit haben die Mächtigen schon immer Menschen gefügig gemacht. Derartige Geduld lehne ich entschieden ab! Man muss nicht alles aushalten und hinnehmen. Man muss sich wehren, etwas fordern, aber natürlich auch Dinge bauen, reparieren, heilen, trösten.
Menschliches Unrecht muss nicht hingenommen werden. Aber verzweifeln, weil der liebe Gott nicht endlich eingreift, ist auch kein guter Plan. Tun was man kann. Lassen, was nichts bringt. Und geduldig darauf vertrauen, dass man nicht alles allein schaffen muss, dass manche Dinge sich von selbst regeln, vielleicht da, wo man es am wenigsten erwartet hat.

Ob wir, die jetzt leben, zu denen gehören, die eine kollektive Erlösung erleben, erscheint mir nicht wichtig. Aber darauf zu vertrauen, dass es so oder so für jede*n von uns ein gutes Ende nimmt, das gibt einem die Gelassenheit, die man braucht, um seine Kräfte zu schonen, damit sie dort zum Einsatz kommen, wo sie gebraucht werden.

Können Sie / könnt Ihr damit etwas anfangen? Oder ist das vulgärtheologischer Hirnwichs?

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