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Sonntag, 23. August 2020
Wendet sich das Blatt?
c. fabry, 01:03h
Der Wochenspruch, der ab dem nächsten Sonntag gilt, lautet: „Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“ 1. Petrus 5, 5b
Ich glaube ja nicht, dass die Corona-Pandemie eine Strafe Gottes ist. Und es hat auch etwas Unsensibles, wenn man im Angesicht von Leid und Katastrophen theosophiert: Wer weiß wozu es gut ist? Da fühlen sich die am schlimmsten Betroffenen verhöhnt.
Aber manchmal kommt die alttestamentarische Mystikerin in mir hoch. Und zur Zeit geht mir folgendes durch den Kopf:
In den letzten Jahren haben die Populisten, Demagogen, Blender und rechtsradikalen Volksverführer sich wie eine Seuche verbreitet. So viele Länder werden mittlerweile von ihnen zugrunde gerichtet. Die Corona-Krise entlarvt sie, verdeutlicht ihre Inkompetenz und ihren unsolidarischen Charakter. Überall formiert sich Widerstand. Es geht ihnen an den Kragen.
Immer wenn kluge Menschen, gute Ideen habe, mit denen sie echte globale Probleme lösen können, also Themen wie Bevölkerungsregulierung, gute Ernährung für alle, Sicherung der Ressourcen, Entwicklung alternativer Energiegewinnung, nachhaltiges Wirtschaften, dann scheitert die Umsetzung immer an den Widerständen der von sich selbst bereichernden Egomanen regierten Länder. Und wenn deren Bevölkerung sie endlich in die Wüste geschickt hat, sind in der Zwischenzeit schon wieder woanders die Zerstörer an die Macht gekommen.
Wie wäre es, wenn es eine Folge der Corona-Pandemie wäre, dass sehr bald die meisten Staaten dieser Welt von halbwegs klaren Köpfen geleitet würden? Von Menschen, die im Interesse der Menschheit, der Natur, der Nachhaltigkeit handeln, mit Herz und Verstand? Das wäre doch denkbar. Denn das zeigt die Geschichte: die meisten selbstherrlichen, hohlen Nüsse enden kläglich. Bisher nur leider nicht gleichzeitig. Diesmal aber vielleicht doch. Und dann wird diese furchtbare Seuche am Ende vielleicht ein Segen gewesen sein.
Das hoffe ich. Ich fürchte jedoch, dass wir weiterhin dem Abgrund entgegen rasen. Schade eigentlich. Es gibt ja immer noch viel zu viele, die sich ihre eigene Wahrheit basteln.
Ich glaube ja nicht, dass die Corona-Pandemie eine Strafe Gottes ist. Und es hat auch etwas Unsensibles, wenn man im Angesicht von Leid und Katastrophen theosophiert: Wer weiß wozu es gut ist? Da fühlen sich die am schlimmsten Betroffenen verhöhnt.
Aber manchmal kommt die alttestamentarische Mystikerin in mir hoch. Und zur Zeit geht mir folgendes durch den Kopf:
In den letzten Jahren haben die Populisten, Demagogen, Blender und rechtsradikalen Volksverführer sich wie eine Seuche verbreitet. So viele Länder werden mittlerweile von ihnen zugrunde gerichtet. Die Corona-Krise entlarvt sie, verdeutlicht ihre Inkompetenz und ihren unsolidarischen Charakter. Überall formiert sich Widerstand. Es geht ihnen an den Kragen.
Immer wenn kluge Menschen, gute Ideen habe, mit denen sie echte globale Probleme lösen können, also Themen wie Bevölkerungsregulierung, gute Ernährung für alle, Sicherung der Ressourcen, Entwicklung alternativer Energiegewinnung, nachhaltiges Wirtschaften, dann scheitert die Umsetzung immer an den Widerständen der von sich selbst bereichernden Egomanen regierten Länder. Und wenn deren Bevölkerung sie endlich in die Wüste geschickt hat, sind in der Zwischenzeit schon wieder woanders die Zerstörer an die Macht gekommen.
Wie wäre es, wenn es eine Folge der Corona-Pandemie wäre, dass sehr bald die meisten Staaten dieser Welt von halbwegs klaren Köpfen geleitet würden? Von Menschen, die im Interesse der Menschheit, der Natur, der Nachhaltigkeit handeln, mit Herz und Verstand? Das wäre doch denkbar. Denn das zeigt die Geschichte: die meisten selbstherrlichen, hohlen Nüsse enden kläglich. Bisher nur leider nicht gleichzeitig. Diesmal aber vielleicht doch. Und dann wird diese furchtbare Seuche am Ende vielleicht ein Segen gewesen sein.
Das hoffe ich. Ich fürchte jedoch, dass wir weiterhin dem Abgrund entgegen rasen. Schade eigentlich. Es gibt ja immer noch viel zu viele, die sich ihre eigene Wahrheit basteln.
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Sonntag, 16. August 2020
Israel
c. fabry, 21:35h
Heute ist Israelsonntag. Mit dem Predigttext (Römer 11,25-32) kann ich nicht viel anfangen. Der Wochenspruch lautet: „Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat.“ (Psalm 33,12)
Wohl dem Volk? Gibt es eine Gruppe von Menschen, die über Jahrtausende so bestialisch verfolgt und gequält worden ist wie die Nachfahren Abrahams, Isaaks und Jakobs? Und immer noch hetzen diverse Radikale aus unterschiedlichsten Motiven weltweit gegen Juden. Im Predigttext wird auf Prophezeiungen hingewiesen, von einem Erlöser, der aus Zion (Tempelberg in Jerusalem) komme und diese Prophezeiung sieht der Verfasser im Wirken Jesu erfüllt. Aber Israel wurde nicht erlöst, litt weiter, leidet noch heute, ist weltweit Opfer und auf dem traditionellen Gebiet werden etliche im Namen ihres Volkes und sogar ihres Gottes zu Tätern.
Die Lesung aus dem Alten Testament steht an diesem Sonntag im 2. Buch Mose (Exodus) 19, 1-6. Und hier stieß ich auf einen bedenkenswerten Vers: „Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein.“
Ein Volk mit Modellcharakter. Vielleicht ein Stamm, der von besonders Begabten begründet wurde, mutigen, klugen, nach Gerechtigkeit strebenden Menschen mit genau der richtigen Mischung aus Stolz und Demut?
Ich habe immer solche Probleme mit dem diesem Gerede vom auserwählten Volk, weil mir das ganze völkische Denken zuwider ist, weil ich nicht an die Bedeutung von Blutsverwandtschaft glaube, nur an Prägung durch Lebensbedingungen, kulturelle Normen und Werte, Erfahrungen und menschliche Begegnungen.
Aber mir gefällt die Vorstellung, dass es sich ergeben hat, dass die angeblich von Jakobs zwölf Söhnen gegründeten Stämme Menschen mit großen Begabungen waren, angetan mit einem scharfen Verstand, einer tiefen Spiritualität, hohen moralischen Ansprüchen, Mut und Leidenschaft. Menschen, die etwas auf die Beine stellen, für Entwicklung sorgen und die Welt zu einem besseren Ort machen. Vorbilder für alle anderen.
Natürlich leben auch in Israel zu viele boshafte Menschen, so wie überall auf der Welt. Aber eine jahrtausendealte Kultur, für die Respekt gegenüber den Menschen und eine tiefe Verbindung zum Schöpfer als höchstes Gut gilt, eine Kultur der geistlichen und wissenschaftlichen Bildung, der meisterhaft erzählten Geschichten, der fröhlichen, lebendigen Musik, die gilt es zu erhalten und zu feiern und zu schützen vor denen, die sie auslöschen wollen.
Wohl dem Volk? Gibt es eine Gruppe von Menschen, die über Jahrtausende so bestialisch verfolgt und gequält worden ist wie die Nachfahren Abrahams, Isaaks und Jakobs? Und immer noch hetzen diverse Radikale aus unterschiedlichsten Motiven weltweit gegen Juden. Im Predigttext wird auf Prophezeiungen hingewiesen, von einem Erlöser, der aus Zion (Tempelberg in Jerusalem) komme und diese Prophezeiung sieht der Verfasser im Wirken Jesu erfüllt. Aber Israel wurde nicht erlöst, litt weiter, leidet noch heute, ist weltweit Opfer und auf dem traditionellen Gebiet werden etliche im Namen ihres Volkes und sogar ihres Gottes zu Tätern.
Die Lesung aus dem Alten Testament steht an diesem Sonntag im 2. Buch Mose (Exodus) 19, 1-6. Und hier stieß ich auf einen bedenkenswerten Vers: „Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein.“
Ein Volk mit Modellcharakter. Vielleicht ein Stamm, der von besonders Begabten begründet wurde, mutigen, klugen, nach Gerechtigkeit strebenden Menschen mit genau der richtigen Mischung aus Stolz und Demut?
Ich habe immer solche Probleme mit dem diesem Gerede vom auserwählten Volk, weil mir das ganze völkische Denken zuwider ist, weil ich nicht an die Bedeutung von Blutsverwandtschaft glaube, nur an Prägung durch Lebensbedingungen, kulturelle Normen und Werte, Erfahrungen und menschliche Begegnungen.
Aber mir gefällt die Vorstellung, dass es sich ergeben hat, dass die angeblich von Jakobs zwölf Söhnen gegründeten Stämme Menschen mit großen Begabungen waren, angetan mit einem scharfen Verstand, einer tiefen Spiritualität, hohen moralischen Ansprüchen, Mut und Leidenschaft. Menschen, die etwas auf die Beine stellen, für Entwicklung sorgen und die Welt zu einem besseren Ort machen. Vorbilder für alle anderen.
Natürlich leben auch in Israel zu viele boshafte Menschen, so wie überall auf der Welt. Aber eine jahrtausendealte Kultur, für die Respekt gegenüber den Menschen und eine tiefe Verbindung zum Schöpfer als höchstes Gut gilt, eine Kultur der geistlichen und wissenschaftlichen Bildung, der meisterhaft erzählten Geschichten, der fröhlichen, lebendigen Musik, die gilt es zu erhalten und zu feiern und zu schützen vor denen, die sie auslöschen wollen.
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Freitag, 7. August 2020
Prophetin Greta
c. fabry, 12:46h
Diesmal schon Freitag. Verschwinde für eine Woche in einer Internetfreien Zone :-)
Der Predigttext für den neunten Sonntag nach Trinitatis steht beim Propheten Jeremia im 1. Kapitel, in den Versen 4-10
https://www.bibleserver.com/LUT/Jeremia1%2C4-10
Jeremia lebte unter einem der letzten Könige des Südreiches Juda und erlebte selbst dessen Zerstörung durch die Babylonier und wurde nach Ägypten verschleppt. Es lag eine jahrhundertelange Geschichte von abwechselnd „anständigen“ und „unheilvollen“ Königen hinter dem Reich Juda und der gegenwärtige König war einer, der den „reinen Glauben“ förderte, ein stetig wiederkehrendes Thema bei den Propheten und schon bei Mose: Die Menschen leben nach den göttlichen Geboten, erfahren Rettung und leben danach in segensreichen Zeiten, Dekadenz schleicht sich ein gepaart mit religiöser Beliebigkeit und moralischem Verfall, Propheten mahnen und warnen, werden aber verlacht, Katastrophen passieren, Propheten rufen zu Umkehr auf, irgendwann kommt es zur moralischen Wende, alles wird wieder besser… bis zum nächsten Abfall.
So ist die Menschheit. So war sie schon immer.
Hier, zu Beginn des Jeremiabuches ist Juda noch ein Königreich und der Prophet wird als sehr junger Mann in sein Amt berufen. Er traut sich selbst nichts zu, es fehle ihm an Erfahrung. Das ist gängiges Denken, dass man, um anderen zu sagen, wo es langgeht, ein gewisses Lebensalter erreicht haben muss. In der Regel sind junge Menschen tatsächlich naiv und nicht besonders weitsichtig. Wer älter ist und sich an die eigene Jugend erinnert, kann das meistens an sich selbst erkennen.
Aber Jeremia ist anders. Er ist sich im Gegensatz zu den meisten jugendlichen Heißspornen seiner Unzulänglichkeit bewusst. Vielleicht wurde er gerade deshalb ausgewählt. Vielleicht auch, weil einem jungen Menschen noch mehr Zeit bleibt, um zu wirken.
Ich musste bei der Berufung Jeremias an Greta Thunberg denken. Eine die sich über „Völker und Königreiche“ hinwegsetzt, die klar und deutlich sagt, was jetzt zu tun ist, und was wir lassen müssen und wie es endet, wenn wir nicht auf sie hören.
Jeremia hat den Untergang vorausgesagt und es ist so gekommen. Das Königreich Juda wurde zerstört, seine Bewohner für 60 Jahre ins babylonisch Exil verschleppt.
Wir haben es in der Hand. Machen wir es besser. Hören wir auf die jungen Prophetinnen und Propheten unserer Zeit. Lachen wir sie nicht aus. Schießen wir ihre Warnungen nicht in den Wind. Fangen wir bei uns selbst an. Jeden Tag. Dann lässt sich das Schlimmste vielleicht verhindern.
Der Predigttext für den neunten Sonntag nach Trinitatis steht beim Propheten Jeremia im 1. Kapitel, in den Versen 4-10
https://www.bibleserver.com/LUT/Jeremia1%2C4-10
Jeremia lebte unter einem der letzten Könige des Südreiches Juda und erlebte selbst dessen Zerstörung durch die Babylonier und wurde nach Ägypten verschleppt. Es lag eine jahrhundertelange Geschichte von abwechselnd „anständigen“ und „unheilvollen“ Königen hinter dem Reich Juda und der gegenwärtige König war einer, der den „reinen Glauben“ förderte, ein stetig wiederkehrendes Thema bei den Propheten und schon bei Mose: Die Menschen leben nach den göttlichen Geboten, erfahren Rettung und leben danach in segensreichen Zeiten, Dekadenz schleicht sich ein gepaart mit religiöser Beliebigkeit und moralischem Verfall, Propheten mahnen und warnen, werden aber verlacht, Katastrophen passieren, Propheten rufen zu Umkehr auf, irgendwann kommt es zur moralischen Wende, alles wird wieder besser… bis zum nächsten Abfall.
So ist die Menschheit. So war sie schon immer.
Hier, zu Beginn des Jeremiabuches ist Juda noch ein Königreich und der Prophet wird als sehr junger Mann in sein Amt berufen. Er traut sich selbst nichts zu, es fehle ihm an Erfahrung. Das ist gängiges Denken, dass man, um anderen zu sagen, wo es langgeht, ein gewisses Lebensalter erreicht haben muss. In der Regel sind junge Menschen tatsächlich naiv und nicht besonders weitsichtig. Wer älter ist und sich an die eigene Jugend erinnert, kann das meistens an sich selbst erkennen.
Aber Jeremia ist anders. Er ist sich im Gegensatz zu den meisten jugendlichen Heißspornen seiner Unzulänglichkeit bewusst. Vielleicht wurde er gerade deshalb ausgewählt. Vielleicht auch, weil einem jungen Menschen noch mehr Zeit bleibt, um zu wirken.
Ich musste bei der Berufung Jeremias an Greta Thunberg denken. Eine die sich über „Völker und Königreiche“ hinwegsetzt, die klar und deutlich sagt, was jetzt zu tun ist, und was wir lassen müssen und wie es endet, wenn wir nicht auf sie hören.
Jeremia hat den Untergang vorausgesagt und es ist so gekommen. Das Königreich Juda wurde zerstört, seine Bewohner für 60 Jahre ins babylonisch Exil verschleppt.
Wir haben es in der Hand. Machen wir es besser. Hören wir auf die jungen Prophetinnen und Propheten unserer Zeit. Lachen wir sie nicht aus. Schießen wir ihre Warnungen nicht in den Wind. Fangen wir bei uns selbst an. Jeden Tag. Dann lässt sich das Schlimmste vielleicht verhindern.
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