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Samstag, 2. Mai 2020
Kraftquelle - Imaginäres Interview mit einem imaginären Weingärtner
c. fabry, 16:51h
KARL: Mein Leben lang habe ich recherchiert, interviewt, spannende Menschen kennengelernt und weniger spannende. Immer mal wieder habe ich mich mit religiös Inspirierten auseinandergesetzt. Ich habe sie nie verstanden. Sie konnten mir auch nie erklären, was ihre Religionsstifter wirklich von ihnen wollten. Jetzt bin ich hier in dieser anderen Dimension, entleibt, leicht und frei, aber immer noch neugierig. Und mit diesem Jesus von Nazareth wollte ich mich immer schon einmal unterhalten. Ob das wohl geht?
UNBEKANNTER: Geht.
KARL: Und wie?
UNBEKANNTER: Du sprichst schon mit ihm.
KARL: Du bist Jesus von Nazareth?
JESUS: Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner.
KARL: Ja genau, Religion ist nicht nur Opium fürs Volk sondern auch Bier und Wein. Warum redest Du in so kryptischen Metaphern?
JESUS: Wieso kryptisch? Das sind doch weitläufig bekannte Zitate und damals, als ich mich zum ersten Mal in dieser Weise geäußert habe, habe ich das einzig Richtige getan, mich der Lebenswelt meiner Adressaten angepasst, damit sie mich verstehen.
KARL: Also gut. Du bist sozusagen der Stamm, an dem Früchte wachsen und der Allmächtige sorgt für die Rahmenbedingungen?
JESUS: Ja genau. Er hat die Welt so organisiert, dass ich wirken konnte – und immer noch kann. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe.
KARL: Wofür stehen denn die Reben?
JESUS: Für die Menschen, die an mich glauben.
KARL: Und inwiefern bringen sie Frucht?
JESUS: Indem sie etwas Heilsames für die Welt tun. Leben retten und bewahren, kranke pflegen oder sogar heilen, Traurige trösten, Hungrige speisen…
KARL: Jaja, schon gut, ich habe verstanden. Wer an dich glaubt, tut gute Werke…
JESUS: Nicht automatisch. Es gibt auch genug Gläubige, die im Theoretischen steckenbleiben.
KARL:Und die werden dann weggenommen? Heißt das, sie sterben?
JESUS: Nein, so einfach ist das nicht. Aber wenn ihr Glaube keine Früchte trägt, verlieren sie die Verbindung zu mir. Wenn du zum Beispiel theoretisch verstanden hast, dass Kapitalismus die Welt zerstört und dass du etwas gegen dieses System unternehmen müsstest, es aber nicht tust, weil du keine Lust hast, keine Phantasie oder kein Interesse daran, weil es deinen ganz persönlichen Interessen entgegensteht, dann nützt deine theoretische Erkenntnis Niemandem, nicht einmal dir selbst. Nach und nach wirst du deine eigene Überzeugung verraten und dich von ihr entfremden.
KARL: Aber dann bin ich selbst der Akteur und nicht dein Vater.
JESUS: Ach, das mit dem Vater ist doch auch nur so ein Bild.
KARL: Meinetwegen. Und wie ist das gemeint, dass die, die schon Früchte tragen gereinigt werden, damit noch mehr dabei rumkommt?
JESUS: Wer etwas erkannt hat und darum aktiv wird und was auch immer bewegt und nicht aufhört, die Verbindung zu mir zu halten, der wird mit der Zeit immer besser werden, sowohl in der Erkenntnis, als auch in der Effizienz seiner guten Taten. Christen müssen nicht perfekte Wohltäter sein, sie müssen einfach anfangen und dann am Ball bleiben. Wenn das alle machen würden, wäre schon viel gewonnen.
KARL: Und das hast du damals zu deinen Anhängern gesagt?
JESUS: Ich habe ihnen außerdem gesagt: Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.
KARL: Ach, so ein Zauberspruch und schon mussten sie nicht mehr ausgeputzt werden, um reichlich gute Taten hervorzubringen?
JESUS: Das kannst du doch besser. Benutze deinen Verstand.
KARL: Sie waren so stark von dir beeinflusst, dass da nichts mehr zu optimieren war?
JESUS: So ungefähr. Sie taten ja nichts anderes, als mit mir durchs Land zu wandern, zu predigen, zu heilen, zu helfen und zu trösten. Und sie waren täglich im Gespräch mit mir, hielten die Verbindung und ließen sich nicht ablenken.
KARL: Aber wenn alle so leben würden, gäbe es nichts mehr zu essen. Keine Häuser, keine Kleidung und vor allem keinen Nachwuchs.
JESUS: Stimmt. Ich verlange ja auch gar nicht, dass alle so leben. Darauf kommt es auch nicht an. Worauf es ankommt, habe ich meinen Jüngern dann auch gesagt: Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt.
KARL: Aber das ist doch Quatsch! Man kann doch auch Gutes tun, ohne religiös inspiriert zu sein. Abgesehen davon bist du nicht der einzige Religionsstifter. Willst du etwa behaupten, die Wohltaten sämtlicher Nichtchristen seien vergeblich?
JESUS: Ob Christen, Muslime, Schamanisten oder einfach nur Menschen mit einem guten Herz. Wo ist die Wolke?
KARL: Welche Wolke?
JESUS: Die Wolke mit den Engeln, die das interessiert. Es geht doch nicht um meine Person. Ich bin doch gar keine Person mehr. Es geht um Inhalte. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
KARL: Ohne dich wird eine ganze Menge getan.
JESUS: Ja, aber nicht das, worauf es ankommt. Meine Adressaten wollten ja nicht ihre Feinde versklaven oder ferne Ländern erobern und ausbeuten. Sie wollten versorgen, trösten, heilen und helfen. Und das können sie nicht ohne tief im Glauben verwurzelt zu sein. Sie haben dann keine Macht, ihre halbherzigen Versuche versanden in der Ergebnislosigkeit. Wer Kraft und Liebe verschenken will, der muss voll davon sein. Man kann nichts weitergeben, was man nicht hat. Du musst gründlich auftanken, bevor du eine Leistung bringen kannst. Wenn du die Welt retten willst, brauchst du Zeit für dich, Zeit der Stille, in der du in dich hineinhorchst, nachdenkst, ausruhst. Du brauchst aber auch Futter, etwas, das deinen Verstand herausfordert, damit du nicht nur um dich selbst kreist. Dieses Futter sind meine Worte, Vergleiche, Geschichten, Appelle, Ermahnungen. Aber auch all deine Erlebnisse und Erinnerungen. Wenn du die Verbindung nicht kappst, wirst du versorgt mit Energie, Phantasie und Mut.
KARL: Und wenn jemand diese Verbindung nicht hält?
JESUS: Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.
KARL: Das ist doch bitte hoffentlich auch eine Metapher?
JESUS: Selbstverständlich! Die Halbherzigen verschwinden in der Bedeutungslosigkeit.
KARL: Oder sie werden berühmt für ihre Grausamkeiten.
JESUS: Um die geht es in dieser Rede gar nicht. Das Fass wollen wir jetzt nicht auch noch aufmachen. Es geht tatsächlich nur um die, die grundsätzlich religiöse oder zumindest verantwortungsbewusste, empathische Menschen sind.
KARL: Und denen empfiehlst du, täglich bei dir aufzutanken?
JESUS: Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.
KARL: Deus ex machina?
JESUS: Karl, das kannst du besser.
KARL: Ach man will dann eh nur noch das, was in deinem Sinne ist und dann erfüllst du natürlich jeden Wunsch?
JESUS: Das wäre schön.
KARL: Aber so ist es auch nicht gemeint?
JESUS: Es geht um die Ergebnisse. Die Menschen tun Gutes in der Welt, um etwas zu verbessern. Wenn ihnen das nicht gelingt, sind sie frustriert und es geht ihnen schlecht. Dann probieren sie etwas Neues und im schlimmsten Fall setzen sie sich neue, furchtbare Ziele, die sie leichter erreichen können. Vor diesem Irrweg will ich sie bewahren. Jeder kann es schaffen, einen Teil der Welt zu heilen. Und das gelingt, wenn man sich an dem orientiert, was ich meinen Jüngern mit auf den Weg gegeben habe. Wenn man sich Auszeiten gönnt und bereit ist zu hören. Damit ehrt man Gott mehr, als mit jedem Brandopfer, jedem Prunkbau, jedem Choral und jeder Großveranstaltung. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.
Den Predigttext, auf den diese Phantasie zurückgeht, findet Ihr unter diesem Link.
https://www.bibleserver.com/LUT/Johannes15%2C1-8
Schönen Sonntag!
UNBEKANNTER: Geht.
KARL: Und wie?
UNBEKANNTER: Du sprichst schon mit ihm.
KARL: Du bist Jesus von Nazareth?
JESUS: Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner.
KARL: Ja genau, Religion ist nicht nur Opium fürs Volk sondern auch Bier und Wein. Warum redest Du in so kryptischen Metaphern?
JESUS: Wieso kryptisch? Das sind doch weitläufig bekannte Zitate und damals, als ich mich zum ersten Mal in dieser Weise geäußert habe, habe ich das einzig Richtige getan, mich der Lebenswelt meiner Adressaten angepasst, damit sie mich verstehen.
KARL: Also gut. Du bist sozusagen der Stamm, an dem Früchte wachsen und der Allmächtige sorgt für die Rahmenbedingungen?
JESUS: Ja genau. Er hat die Welt so organisiert, dass ich wirken konnte – und immer noch kann. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe.
KARL: Wofür stehen denn die Reben?
JESUS: Für die Menschen, die an mich glauben.
KARL: Und inwiefern bringen sie Frucht?
JESUS: Indem sie etwas Heilsames für die Welt tun. Leben retten und bewahren, kranke pflegen oder sogar heilen, Traurige trösten, Hungrige speisen…
KARL: Jaja, schon gut, ich habe verstanden. Wer an dich glaubt, tut gute Werke…
JESUS: Nicht automatisch. Es gibt auch genug Gläubige, die im Theoretischen steckenbleiben.
KARL:Und die werden dann weggenommen? Heißt das, sie sterben?
JESUS: Nein, so einfach ist das nicht. Aber wenn ihr Glaube keine Früchte trägt, verlieren sie die Verbindung zu mir. Wenn du zum Beispiel theoretisch verstanden hast, dass Kapitalismus die Welt zerstört und dass du etwas gegen dieses System unternehmen müsstest, es aber nicht tust, weil du keine Lust hast, keine Phantasie oder kein Interesse daran, weil es deinen ganz persönlichen Interessen entgegensteht, dann nützt deine theoretische Erkenntnis Niemandem, nicht einmal dir selbst. Nach und nach wirst du deine eigene Überzeugung verraten und dich von ihr entfremden.
KARL: Aber dann bin ich selbst der Akteur und nicht dein Vater.
JESUS: Ach, das mit dem Vater ist doch auch nur so ein Bild.
KARL: Meinetwegen. Und wie ist das gemeint, dass die, die schon Früchte tragen gereinigt werden, damit noch mehr dabei rumkommt?
JESUS: Wer etwas erkannt hat und darum aktiv wird und was auch immer bewegt und nicht aufhört, die Verbindung zu mir zu halten, der wird mit der Zeit immer besser werden, sowohl in der Erkenntnis, als auch in der Effizienz seiner guten Taten. Christen müssen nicht perfekte Wohltäter sein, sie müssen einfach anfangen und dann am Ball bleiben. Wenn das alle machen würden, wäre schon viel gewonnen.
KARL: Und das hast du damals zu deinen Anhängern gesagt?
JESUS: Ich habe ihnen außerdem gesagt: Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.
KARL: Ach, so ein Zauberspruch und schon mussten sie nicht mehr ausgeputzt werden, um reichlich gute Taten hervorzubringen?
JESUS: Das kannst du doch besser. Benutze deinen Verstand.
KARL: Sie waren so stark von dir beeinflusst, dass da nichts mehr zu optimieren war?
JESUS: So ungefähr. Sie taten ja nichts anderes, als mit mir durchs Land zu wandern, zu predigen, zu heilen, zu helfen und zu trösten. Und sie waren täglich im Gespräch mit mir, hielten die Verbindung und ließen sich nicht ablenken.
KARL: Aber wenn alle so leben würden, gäbe es nichts mehr zu essen. Keine Häuser, keine Kleidung und vor allem keinen Nachwuchs.
JESUS: Stimmt. Ich verlange ja auch gar nicht, dass alle so leben. Darauf kommt es auch nicht an. Worauf es ankommt, habe ich meinen Jüngern dann auch gesagt: Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt.
KARL: Aber das ist doch Quatsch! Man kann doch auch Gutes tun, ohne religiös inspiriert zu sein. Abgesehen davon bist du nicht der einzige Religionsstifter. Willst du etwa behaupten, die Wohltaten sämtlicher Nichtchristen seien vergeblich?
JESUS: Ob Christen, Muslime, Schamanisten oder einfach nur Menschen mit einem guten Herz. Wo ist die Wolke?
KARL: Welche Wolke?
JESUS: Die Wolke mit den Engeln, die das interessiert. Es geht doch nicht um meine Person. Ich bin doch gar keine Person mehr. Es geht um Inhalte. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
KARL: Ohne dich wird eine ganze Menge getan.
JESUS: Ja, aber nicht das, worauf es ankommt. Meine Adressaten wollten ja nicht ihre Feinde versklaven oder ferne Ländern erobern und ausbeuten. Sie wollten versorgen, trösten, heilen und helfen. Und das können sie nicht ohne tief im Glauben verwurzelt zu sein. Sie haben dann keine Macht, ihre halbherzigen Versuche versanden in der Ergebnislosigkeit. Wer Kraft und Liebe verschenken will, der muss voll davon sein. Man kann nichts weitergeben, was man nicht hat. Du musst gründlich auftanken, bevor du eine Leistung bringen kannst. Wenn du die Welt retten willst, brauchst du Zeit für dich, Zeit der Stille, in der du in dich hineinhorchst, nachdenkst, ausruhst. Du brauchst aber auch Futter, etwas, das deinen Verstand herausfordert, damit du nicht nur um dich selbst kreist. Dieses Futter sind meine Worte, Vergleiche, Geschichten, Appelle, Ermahnungen. Aber auch all deine Erlebnisse und Erinnerungen. Wenn du die Verbindung nicht kappst, wirst du versorgt mit Energie, Phantasie und Mut.
KARL: Und wenn jemand diese Verbindung nicht hält?
JESUS: Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.
KARL: Das ist doch bitte hoffentlich auch eine Metapher?
JESUS: Selbstverständlich! Die Halbherzigen verschwinden in der Bedeutungslosigkeit.
KARL: Oder sie werden berühmt für ihre Grausamkeiten.
JESUS: Um die geht es in dieser Rede gar nicht. Das Fass wollen wir jetzt nicht auch noch aufmachen. Es geht tatsächlich nur um die, die grundsätzlich religiöse oder zumindest verantwortungsbewusste, empathische Menschen sind.
KARL: Und denen empfiehlst du, täglich bei dir aufzutanken?
JESUS: Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.
KARL: Deus ex machina?
JESUS: Karl, das kannst du besser.
KARL: Ach man will dann eh nur noch das, was in deinem Sinne ist und dann erfüllst du natürlich jeden Wunsch?
JESUS: Das wäre schön.
KARL: Aber so ist es auch nicht gemeint?
JESUS: Es geht um die Ergebnisse. Die Menschen tun Gutes in der Welt, um etwas zu verbessern. Wenn ihnen das nicht gelingt, sind sie frustriert und es geht ihnen schlecht. Dann probieren sie etwas Neues und im schlimmsten Fall setzen sie sich neue, furchtbare Ziele, die sie leichter erreichen können. Vor diesem Irrweg will ich sie bewahren. Jeder kann es schaffen, einen Teil der Welt zu heilen. Und das gelingt, wenn man sich an dem orientiert, was ich meinen Jüngern mit auf den Weg gegeben habe. Wenn man sich Auszeiten gönnt und bereit ist zu hören. Damit ehrt man Gott mehr, als mit jedem Brandopfer, jedem Prunkbau, jedem Choral und jeder Großveranstaltung. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.
Den Predigttext, auf den diese Phantasie zurückgeht, findet Ihr unter diesem Link.
https://www.bibleserver.com/LUT/Johannes15%2C1-8
Schönen Sonntag!
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Mittwoch, 29. April 2020
Arsch hoch, auch bei Corona – Eine Jugendandacht nicht nur für Jugendliche
c. fabry, 11:55h
Heute habe ich mal in den Tageslosungen nachgesehen. Auf die laufende Lesung hatte ich keine Lust, aber auf alles andere.
Da gibt es ein Zitat von Martin Luther: „Herr, ich bin ein fauler Esel, darum komme ich zu dir, damit du mir hilfst und mein Herz anzündest.“
Vielleicht kennt Ihr das ja auch: Ich müsste mal aufräumen, aber nee, nicht jetzt.
Ich habe versprochen, etwas vorzubereiten oder abzuschließen und jetzt habe ich fast keine Zeit mehr dafür, weil ich es immer wieder aufgeschoben habe.
Es ist normal, dass Menschen Dinge, die schwierig und anstrengend sind, beiseite schieben. Es ist auch sehr verbreitet, dass einem dann die Kraft fehlt, wenn man eigentlich anfangen müsste. Der Körper gaukelt uns vor: Ich kann jetzt gerade nicht, das ist jetzt zu viel, später vielleicht. Oft wird der Berg, der vor einem liegt dadurch aber immer dicker und höher. Ganz besonders bei Depressionen ist das so. Und jetzt in dieser schwierigen Zeit bekommen sogar die Depressionen, die noch gar nicht wussten, wie sich so etwas anfühlt. Man hat eigentlich nichts zu tun und das wenige, das man zu tun hat, schafft man auch nicht.
Luther neigte auch zu Depressionen. Vielleicht hatte er einen Text aus dem Römerbrief im Hinterkopf, als er Gott bat sein Herz anzuzünden: „Seid nicht träge, in dem was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn.“ (Römer 12,11)
Oder er hat die Erfahrung gemacht, dass es ihm hilft, wenn er sich für etwas begeistern kann, wenn er für eine Sache brennt. Aber auch das ist nicht immer gut. Da brennt man schnell aus. Und Luther war so einer, wie eine Kerze, die von beiden Seiten brennt und dann geht auf einmal nichts mehr.
Da waren die Weisen am Hof des Königs Salomo schon weiter. Die haben nämlich gesagt:
„Alles was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu.“ (Prediger 9,10)
Also packt die Dinge an, die getan werden müssen, am besten sofort. Macht das, was geht. Aber eben nur das, was geht. Versucht nicht dauernd, die allerbesten zu sein. Jede oder jeder so wie er oder sie kann und soweit seine oder ihre Kraft reicht.
Aber nicht nur jede*r sollte tun was er/sie kann. Entscheidend ist, dass wir zusammen bleiben. Denn das steht auch in den Losungen. Im Johannes-Evangelium. Da hat Jesus stellvertretend für alle Christen für seine Jünger gebetet: Dass sie alle eins seien. Dass sie zusammenhalten.
Und ich glaube, das ist das Wichtigste nicht nur für Jugendliche: Die Gemeinschaft.
Da gibt es ein Zitat von Martin Luther: „Herr, ich bin ein fauler Esel, darum komme ich zu dir, damit du mir hilfst und mein Herz anzündest.“
Vielleicht kennt Ihr das ja auch: Ich müsste mal aufräumen, aber nee, nicht jetzt.
Ich habe versprochen, etwas vorzubereiten oder abzuschließen und jetzt habe ich fast keine Zeit mehr dafür, weil ich es immer wieder aufgeschoben habe.
Es ist normal, dass Menschen Dinge, die schwierig und anstrengend sind, beiseite schieben. Es ist auch sehr verbreitet, dass einem dann die Kraft fehlt, wenn man eigentlich anfangen müsste. Der Körper gaukelt uns vor: Ich kann jetzt gerade nicht, das ist jetzt zu viel, später vielleicht. Oft wird der Berg, der vor einem liegt dadurch aber immer dicker und höher. Ganz besonders bei Depressionen ist das so. Und jetzt in dieser schwierigen Zeit bekommen sogar die Depressionen, die noch gar nicht wussten, wie sich so etwas anfühlt. Man hat eigentlich nichts zu tun und das wenige, das man zu tun hat, schafft man auch nicht.
Luther neigte auch zu Depressionen. Vielleicht hatte er einen Text aus dem Römerbrief im Hinterkopf, als er Gott bat sein Herz anzuzünden: „Seid nicht träge, in dem was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn.“ (Römer 12,11)
Oder er hat die Erfahrung gemacht, dass es ihm hilft, wenn er sich für etwas begeistern kann, wenn er für eine Sache brennt. Aber auch das ist nicht immer gut. Da brennt man schnell aus. Und Luther war so einer, wie eine Kerze, die von beiden Seiten brennt und dann geht auf einmal nichts mehr.
Da waren die Weisen am Hof des Königs Salomo schon weiter. Die haben nämlich gesagt:
„Alles was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu.“ (Prediger 9,10)
Also packt die Dinge an, die getan werden müssen, am besten sofort. Macht das, was geht. Aber eben nur das, was geht. Versucht nicht dauernd, die allerbesten zu sein. Jede oder jeder so wie er oder sie kann und soweit seine oder ihre Kraft reicht.
Aber nicht nur jede*r sollte tun was er/sie kann. Entscheidend ist, dass wir zusammen bleiben. Denn das steht auch in den Losungen. Im Johannes-Evangelium. Da hat Jesus stellvertretend für alle Christen für seine Jünger gebetet: Dass sie alle eins seien. Dass sie zusammenhalten.
Und ich glaube, das ist das Wichtigste nicht nur für Jugendliche: Die Gemeinschaft.
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Samstag, 25. April 2020
Blinder Gehorsam - Gedanken zu einem Predigttext, den ich am liebsten aus dem biblischen Kanon kicken würde
c. fabry, 14:18h
Der Predigttext für den 26.04. steht im 1. Petrusbrief im 2. Kapitel, Verse 21-25
https://www.bibleserver.com/LUT/1.Petrus2%2C21-25
Vor allem bei den vorausgehenden Versen, wo Sklaven zu widerspruchslosem Gehorsam gegenüber ihren Herren aufgefordert werden, insbesondere dann, wenn die Herren ihnen ungerechtfertigter Weise, eventuell nur aus einer Laune heraus, Leid zu fügen, spüre ich ein überdeutliche Entrüstung.
Unrecht, das einem angetan wird, geduldig ertragen? Sich despotischen Vorgesetzten oder Regierenden klaglos unterordnen? Wozu?
Der Petrusbrief richtete sich an in Kleinasien versprengte Judenchristen. Eine Minderheit, die in einer fremden Kultur zurechtkommen musste, die argwöhnisch betrachtet und beobachtet wurde. Jedes Fehlverhalten schadete der gesamten Gemeinschaft, etwa so, als wenn heute bei uns eine Person muslimischen Glaubens einen Fehler macht und dieser sofort auf die ganze muslimische Gemeinschaft übertragen wird. Der Autor verlangt vorbildliches, deeskalierendes Verhalten. Durch duldsames, widerstandsloses Ertragen jeder Schmach sollen die Täter beschämt werden. Sie sollen dadurch mit der Unangemessenheit ihres Verhaltens konfrontiert werden. Vielleicht fühlen sie sich dadurch erst recht provoziert, noch eins drauf zusetzen, weil es sie reizt, wenn man ihnen den Spiegel vorhält. Und auch hier sollen die Christen durchhalten, denn durch Beharrlichkeit in Güte und Gehorsam kann auch der härteste Despot zur Vernunft kommen.
Eine schöne Theorie. Aber angesichts von populistischen Regierungschefs, die nicht nur ihre eigenen Länder nachhaltig ruinieren, von heuschreckenartigen Großkonzernen, die ihre Lohnsklaven nicht persönlich kennen, von Amateuren in Führungspositionen, die ihrer Aufgabe nicht einmal im Ansatz gerecht werden… was soll das für eine Wirkung auf meinen Peiniger haben, wenn ich das Unrecht still ertrage und er nicht einmal etwas davon mitbekommt? Die modernen Sklavenhalter und Herrenmenschen lassen sich nicht beschämen. Wer sie verunsichert wird ausgeschaltet, weggeklickt oder anderweitig ignoriert. Also lasst Euch um Gottes und um der Menschheit willen nicht alles gefallen!
Was ich aber mitnehme aus diesem Text, ist eine gewisse Bereitschaft, etwas auszuhalten, vor allem schwierige Menschen, nicht nur die die mir Befehle erteilen, sondern auch die, mit denen ich etwas aushandeln muss, seien es Nachbar*innen, Kolleg*innen oder einfach nur Leute, die mit mir in der Schlange an der Supermarktkasse stehen.
Auf hämische, abwertende oder ironische Bemerkungen verzichten, ruhig bleiben und versuchen zu verstehen, welche inneren Nöte die Person gerade antreiben. Ja das ist schwierig, wenn zum Beispiel gerade jemand versucht, sich auf meine Kosten einen Vorteil zu verschaffen. Wenn ich dann denke: Das wirfst du doch jetzt nur in die Runde, damit du besser da stehst als alle anderen und du deinen Willen bekommst und dazu jede Menge Anerkennung und die ganze Aufmerksamkeit. Und während ich das denke, kommt mir die Galle hoch und ich möchte Gift verspritzen, damit ich keine Magengeschwüre bekomme.
Aber wenn ich das dann tatsächlich tue, habe ich nichts erreicht. Ich verschärfe den Konflikt. Löse kein einziges Problem und mache mich außerdem unbeliebt. Nicht, dass ich hier falsche verstanden werde: Nicht jedes absonderliche Verhalten von Mitmenschen muss man geduldig und unwidersprochen ertragen, aber vielleicht vor der Reaktion einen Moment in den Leerlauf gehen, das eigene Bauchgrummeln als das erkennen, was es ist: die eigene dunkle Seite, für die mein Gegenüber nicht verantwortlich ist. Man kann schon kommunizieren, dass man von einem Verhalten befremdet ist, angestrengt, dass man es nicht versteht und so weiter. Nur der Abwertung sollte man sich enthalten, denn jeder Mensch ist liebenswert, auch wenn es schwerfällt.
Und ach, ich weiß schon jetzt, wie schwer mir das fallen wird und dass ich gelegentlich scheitern werde, was sage ich, mehrmals täglich. Leider.
https://www.bibleserver.com/LUT/1.Petrus2%2C21-25
Vor allem bei den vorausgehenden Versen, wo Sklaven zu widerspruchslosem Gehorsam gegenüber ihren Herren aufgefordert werden, insbesondere dann, wenn die Herren ihnen ungerechtfertigter Weise, eventuell nur aus einer Laune heraus, Leid zu fügen, spüre ich ein überdeutliche Entrüstung.
Unrecht, das einem angetan wird, geduldig ertragen? Sich despotischen Vorgesetzten oder Regierenden klaglos unterordnen? Wozu?
Der Petrusbrief richtete sich an in Kleinasien versprengte Judenchristen. Eine Minderheit, die in einer fremden Kultur zurechtkommen musste, die argwöhnisch betrachtet und beobachtet wurde. Jedes Fehlverhalten schadete der gesamten Gemeinschaft, etwa so, als wenn heute bei uns eine Person muslimischen Glaubens einen Fehler macht und dieser sofort auf die ganze muslimische Gemeinschaft übertragen wird. Der Autor verlangt vorbildliches, deeskalierendes Verhalten. Durch duldsames, widerstandsloses Ertragen jeder Schmach sollen die Täter beschämt werden. Sie sollen dadurch mit der Unangemessenheit ihres Verhaltens konfrontiert werden. Vielleicht fühlen sie sich dadurch erst recht provoziert, noch eins drauf zusetzen, weil es sie reizt, wenn man ihnen den Spiegel vorhält. Und auch hier sollen die Christen durchhalten, denn durch Beharrlichkeit in Güte und Gehorsam kann auch der härteste Despot zur Vernunft kommen.
Eine schöne Theorie. Aber angesichts von populistischen Regierungschefs, die nicht nur ihre eigenen Länder nachhaltig ruinieren, von heuschreckenartigen Großkonzernen, die ihre Lohnsklaven nicht persönlich kennen, von Amateuren in Führungspositionen, die ihrer Aufgabe nicht einmal im Ansatz gerecht werden… was soll das für eine Wirkung auf meinen Peiniger haben, wenn ich das Unrecht still ertrage und er nicht einmal etwas davon mitbekommt? Die modernen Sklavenhalter und Herrenmenschen lassen sich nicht beschämen. Wer sie verunsichert wird ausgeschaltet, weggeklickt oder anderweitig ignoriert. Also lasst Euch um Gottes und um der Menschheit willen nicht alles gefallen!
Was ich aber mitnehme aus diesem Text, ist eine gewisse Bereitschaft, etwas auszuhalten, vor allem schwierige Menschen, nicht nur die die mir Befehle erteilen, sondern auch die, mit denen ich etwas aushandeln muss, seien es Nachbar*innen, Kolleg*innen oder einfach nur Leute, die mit mir in der Schlange an der Supermarktkasse stehen.
Auf hämische, abwertende oder ironische Bemerkungen verzichten, ruhig bleiben und versuchen zu verstehen, welche inneren Nöte die Person gerade antreiben. Ja das ist schwierig, wenn zum Beispiel gerade jemand versucht, sich auf meine Kosten einen Vorteil zu verschaffen. Wenn ich dann denke: Das wirfst du doch jetzt nur in die Runde, damit du besser da stehst als alle anderen und du deinen Willen bekommst und dazu jede Menge Anerkennung und die ganze Aufmerksamkeit. Und während ich das denke, kommt mir die Galle hoch und ich möchte Gift verspritzen, damit ich keine Magengeschwüre bekomme.
Aber wenn ich das dann tatsächlich tue, habe ich nichts erreicht. Ich verschärfe den Konflikt. Löse kein einziges Problem und mache mich außerdem unbeliebt. Nicht, dass ich hier falsche verstanden werde: Nicht jedes absonderliche Verhalten von Mitmenschen muss man geduldig und unwidersprochen ertragen, aber vielleicht vor der Reaktion einen Moment in den Leerlauf gehen, das eigene Bauchgrummeln als das erkennen, was es ist: die eigene dunkle Seite, für die mein Gegenüber nicht verantwortlich ist. Man kann schon kommunizieren, dass man von einem Verhalten befremdet ist, angestrengt, dass man es nicht versteht und so weiter. Nur der Abwertung sollte man sich enthalten, denn jeder Mensch ist liebenswert, auch wenn es schwerfällt.
Und ach, ich weiß schon jetzt, wie schwer mir das fallen wird und dass ich gelegentlich scheitern werde, was sage ich, mehrmals täglich. Leider.
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