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Samstag, 7. September 2019
Die Hexenmeister - Phantasie zum Predigttext am 12. Sonntag nach Trinitatis (Apostelgeschichte 3,1-10)
c. fabry, 13:20h
Alles lief wie am Schnürchen. Ein Jammer, dass der Meister nicht mehr dabei sein konnte, um zu sehen, wie die Saat aufging. Aber er konnte es ja sehen. Simon musste sich immer wieder selbst ermahnen und zur Ordnung rufen, dass seine Eitelkeit nicht mit ihm durchging. Jesus hatte große Hoffnungen in ihn gesetzt, ihm etwas zugetraut, ihn den Fels genannt, auf dem er seine Kirche bauen wollte und so wie es aussah, würde er ihn nicht enttäuschen. Seit der Pfingstpredigt wuchs die Gemeinde täglich und zwar in rasantem Tempo. Er war so voller Zuversicht, er hätte platzen können und er hatte das Gefühl, dass er einfach alles schaffen konnte.
Die Nachmittagssonne brannte auf der Haut, der leichte Wind verschaffte kaum Linderung und Johannes freute sich, gleich in den Schatten des Tempels zu treten, dessen meterdicke Mauern die Kühle der Nacht festhielten, so dass der Körper sich erholen konnte und nichts von der Gegenwart Gottes ablenkte. Die Vorväter hatten sich schon etwas dabei gedacht, die Gebetszeit auf die neunte Stunde zu legen, wenn die Luft von der Mittagssonne aufs Übelste aufgeheizt war und die nachlasende Kraft der sinkenden Sonne noch einige Stunden auf sich warten ließ.
Wie an jedem Tag um diese Zeit ließ sich Benjamin von seinen freundlichen Nachbarn vor die „Schöne Tür“ tragen, die Eingangspforte des Tempels, durch die alle zum Gebet strömten, die ihrer Fömmigkeit Ausdruck verleihen wollten. Hier war der beste Ort, um sie an die frommste ihrer religiösen Pflichten zu erinnern, das Almosengeben. Benjamin hatten seine Eltern ihn genannt, Sohn des Glücks, was für ein Hohn des Schicksals, als hätte Gott die Gabe dieses Namens als elterliche Anmaßung empfunden und ihn promt mit dem Unglück der haltlosen Klumpfüße preisgegeben, mit denen er auf die Welt gekommen war. Er hatte noch nie in seinem Leben auch nur einen einzigen Schritt tun können, seine Fußgelenke waren wie Gallert und so war er schon sein ganzes Leben auf fremde Hilfe angewiesen. Der einizge Beitrag, den er zu seinem Lebensunterhalt leisten konnte, war das Betteln vor der „Schönen Tür“ und das Flechten von Körben, die seine Schwester auf dem Markt verkaufte.
Da kamen wieder zwei gesunde, junge Männer, das blühende Leben, kraftvolle Hände, die sicher ein gepflegtes Auskommen hatten und er rief ihnen entgegen: „Seht mich an, ich kann nicht so kraftvoll durchs Leben schreiten wie ihr, der Herr hat meine Füße lahm gemacht, schon seit meiner Geburt bin ich dazu verdammt, andere um Hilfe zu bitten, um am Leben zu bleiben. Habt Erbarmen und schenkt mir ein wenig von eurem Besitz.“
Simon sah ihn nur an und dachte: „Warum tut der Herr einem unschuldigen Kind so ein Leid an? Das kann doch keine Strafe sein. Dahinter muss sich ein tieferer Sinn verbergen.“
Johannes sagte: „Sieh uns an, guter Mann.“ Und in Gedanken ergänzte er: „Sehen wir so aus, als könnten wir dir Geld geben? Wir sind zerlumpte, arbeitslose Fischer, wir haben selber nichts.“
Doch Benjamin wartete noch immer auf das erbetene Almosen.
Simon war mittlerweile ein Licht aufgegangen. Er war ausgesandt, nicht nur die frohe Botschaft zu predigen, sondern mit Taten als leuchtendes Beispiel voranzugehen, helfen, wo er helfen konnte. Er konnte dem armen Mann kein Geld geben, aber seit er den Heiligen Geist im Herzen trug, konnte er alles schaffen. Also sagte er: „Silber und Gold habe ich nicht, was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen des Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher!“
Benjamin dachte: „Was für ein Arschloch! Mich dermaßen zu verhöhnen. Glaubt er etwa ich täusche meine Lähmung nur vor, weil ich zu faul zum Arbeiten bin? Sieht er nicht, wie schlaff meine Knöchel, wie schmal meine Füße, wie dünn und kraftlos meine Beine sind? So ein Idiot, womöglich halten mich jetzt alle für einen Betrüger und mein Geschäft ist ruiniert.“
Simon erriet die Gedanken des Bettlers, griff nach seiner rechten Hand, die er noch immer zum Betteln ausgestreckt hielt und zog ihn langsam auf die Füße. Zum ersten Mal in seinem Leben stand Benjamin fest auf dem Boden wie ein Baum. Fassungslos blickte er an sich herunter und staunte über das Gefühl, von den eigenen Füßen getragen zu werden. Dann wagte er vorsichtig den ersten Schritt. Nichts gab nach, die Gelenke waren stabil, die Beine kraftvoll und er begleitete seine Retter in den Tempel, um seinem Schöpfer zu danken, das der nun die Verheißung seines Namens erfüllt hatte. Nach dem Gebet lief er hüpfend und springend aus dem Tempel, lobte Gott und schrie es jedem entgegen, der ihm über den Weg lief.
Samuel kannte Benjamin seit seiner Geburt. Er konnte es nicht glauben, rieb sich immer wieder die Augen, ob das wirklich der junge Mann war, den er als lebenslang Gelähmten kannte. Er sprach seine Nachbarin Rahel an, die ebenfalls staunte.
Sie erwiderte: „Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Wenn wir ihn nicht seit Geburt kennen würden, würden wir denken, er sei ein Betrüger. Da sind doch Zauberer am Werk gewesen. Kein normaler Mensch kann einen Lahmen wieder laufen lassen. Wir müssen uns vorsehen.“
Die Nachmittagssonne brannte auf der Haut, der leichte Wind verschaffte kaum Linderung und Johannes freute sich, gleich in den Schatten des Tempels zu treten, dessen meterdicke Mauern die Kühle der Nacht festhielten, so dass der Körper sich erholen konnte und nichts von der Gegenwart Gottes ablenkte. Die Vorväter hatten sich schon etwas dabei gedacht, die Gebetszeit auf die neunte Stunde zu legen, wenn die Luft von der Mittagssonne aufs Übelste aufgeheizt war und die nachlasende Kraft der sinkenden Sonne noch einige Stunden auf sich warten ließ.
Wie an jedem Tag um diese Zeit ließ sich Benjamin von seinen freundlichen Nachbarn vor die „Schöne Tür“ tragen, die Eingangspforte des Tempels, durch die alle zum Gebet strömten, die ihrer Fömmigkeit Ausdruck verleihen wollten. Hier war der beste Ort, um sie an die frommste ihrer religiösen Pflichten zu erinnern, das Almosengeben. Benjamin hatten seine Eltern ihn genannt, Sohn des Glücks, was für ein Hohn des Schicksals, als hätte Gott die Gabe dieses Namens als elterliche Anmaßung empfunden und ihn promt mit dem Unglück der haltlosen Klumpfüße preisgegeben, mit denen er auf die Welt gekommen war. Er hatte noch nie in seinem Leben auch nur einen einzigen Schritt tun können, seine Fußgelenke waren wie Gallert und so war er schon sein ganzes Leben auf fremde Hilfe angewiesen. Der einizge Beitrag, den er zu seinem Lebensunterhalt leisten konnte, war das Betteln vor der „Schönen Tür“ und das Flechten von Körben, die seine Schwester auf dem Markt verkaufte.
Da kamen wieder zwei gesunde, junge Männer, das blühende Leben, kraftvolle Hände, die sicher ein gepflegtes Auskommen hatten und er rief ihnen entgegen: „Seht mich an, ich kann nicht so kraftvoll durchs Leben schreiten wie ihr, der Herr hat meine Füße lahm gemacht, schon seit meiner Geburt bin ich dazu verdammt, andere um Hilfe zu bitten, um am Leben zu bleiben. Habt Erbarmen und schenkt mir ein wenig von eurem Besitz.“
Simon sah ihn nur an und dachte: „Warum tut der Herr einem unschuldigen Kind so ein Leid an? Das kann doch keine Strafe sein. Dahinter muss sich ein tieferer Sinn verbergen.“
Johannes sagte: „Sieh uns an, guter Mann.“ Und in Gedanken ergänzte er: „Sehen wir so aus, als könnten wir dir Geld geben? Wir sind zerlumpte, arbeitslose Fischer, wir haben selber nichts.“
Doch Benjamin wartete noch immer auf das erbetene Almosen.
Simon war mittlerweile ein Licht aufgegangen. Er war ausgesandt, nicht nur die frohe Botschaft zu predigen, sondern mit Taten als leuchtendes Beispiel voranzugehen, helfen, wo er helfen konnte. Er konnte dem armen Mann kein Geld geben, aber seit er den Heiligen Geist im Herzen trug, konnte er alles schaffen. Also sagte er: „Silber und Gold habe ich nicht, was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen des Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher!“
Benjamin dachte: „Was für ein Arschloch! Mich dermaßen zu verhöhnen. Glaubt er etwa ich täusche meine Lähmung nur vor, weil ich zu faul zum Arbeiten bin? Sieht er nicht, wie schlaff meine Knöchel, wie schmal meine Füße, wie dünn und kraftlos meine Beine sind? So ein Idiot, womöglich halten mich jetzt alle für einen Betrüger und mein Geschäft ist ruiniert.“
Simon erriet die Gedanken des Bettlers, griff nach seiner rechten Hand, die er noch immer zum Betteln ausgestreckt hielt und zog ihn langsam auf die Füße. Zum ersten Mal in seinem Leben stand Benjamin fest auf dem Boden wie ein Baum. Fassungslos blickte er an sich herunter und staunte über das Gefühl, von den eigenen Füßen getragen zu werden. Dann wagte er vorsichtig den ersten Schritt. Nichts gab nach, die Gelenke waren stabil, die Beine kraftvoll und er begleitete seine Retter in den Tempel, um seinem Schöpfer zu danken, das der nun die Verheißung seines Namens erfüllt hatte. Nach dem Gebet lief er hüpfend und springend aus dem Tempel, lobte Gott und schrie es jedem entgegen, der ihm über den Weg lief.
Samuel kannte Benjamin seit seiner Geburt. Er konnte es nicht glauben, rieb sich immer wieder die Augen, ob das wirklich der junge Mann war, den er als lebenslang Gelähmten kannte. Er sprach seine Nachbarin Rahel an, die ebenfalls staunte.
Sie erwiderte: „Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Wenn wir ihn nicht seit Geburt kennen würden, würden wir denken, er sei ein Betrüger. Da sind doch Zauberer am Werk gewesen. Kein normaler Mensch kann einen Lahmen wieder laufen lassen. Wir müssen uns vorsehen.“
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Samstag, 31. August 2019
Spuren Gottes
c. fabry, 14:34h
Der Predigttext für den 01. September, den 11. Sonntag nach Trinitatis steht im Buch Hiob, Kapitel 23. - Falls jemand nachlesen möchte.
Der vom Schicksal gebeutelte Hiob hält an seinem Glauben fest, obwohl er Gottes Gegenwart nicht spüren kann. Er ist auf der Suche nach Gott und kann ihn nirgends finden. Und obwohl er sich eisern an seine Gebote gehalten hat und Gott sich trotzdem vor ihm verbirgt, hält er fest an der Überzeugung, dass der Schöpfer gute Gründe hat, ihn so hart zu prüfen, hat aber auch große Angst vor ihm. Nun ist die Hiobs-Geschichte ja nicht wirklich passiert, sondern schlicht biblische Literatur, ein Lehrstück, das Menschen ermutigen soll, an ihrem Glauben festzuhalten, auch wenn sie sich gerade komplett von Gott verlassen fühlen.
In den Losungen steht auch die erste Strophe eines meiner liebsten geistlichen Lieder, verfasst von Michel Scouarnec, nachgedichtet von Diethard Zils und das geht so:
Wir haben Gottes Spuren festgestellt auf unsern Menschenstraßen,
Liebe und Wärme in der kalten Welt, Hoffnung, die wir fast vergaßen.
Zeichen und Wunder sahen wir geschehn in längst vergangnen Tagen.
Gott wird auch unsre Wege gehn, uns durch das Leben tragen.
Blühende Bäume haben wir gesehn, wo niemand sie vermutet,
Sklaven die durch das Wasser gehn, das die Herren überflutet.
Zeichen und Wunder sahen wir geschehn in längst vergangnen Tagen.
Gott wird auch unsre Wege gehen, uns durch das Leben tragen.
Bettler und Lahme sahen wir beim Tanz, hörten wie Stumme sprachen.
Durch tote Fensterhöhlen kam ein Glanz, Strahlen, die die Nacht durchbrachen.
Zeichen und Wunder sahen wir geschehn in längst vergangnen Tagen.
Gott wird auch unsre Wege gehen, uns durch das Leben tragen.
Es gibt sie manchmal, die besonderen Momente im Leben, wo zu spüren ist, das Gott da ist. Sich daran zu erinnern kann helfen, Durststrecken zu überwinden. Ich hatte auch nur einige wenige Momente im Leben, wo sich das so anfühlte, viel zu unspektakulär, um sie zu beschreiben, aber eine Geschichte, die wichtig für mich war, erzähle ich doch:
Als ich mit etwa 18 Jahren nach einer bis dahin lebenslangen, kirchlichen Sozialisation und jahrelangem Berufswunsch als Gemeindepfarrerin der Kirche innerlich den Rücken kehrte, fühlte sich das an wie ein Befreiungsschlag. Im Studium hielt ich mir den Verein ebenfalls vom Hals, wollte mit dem dämlichen Christenpack nichts mehr zu tun haben, auch wenn es hin und wieder Momente gab, in denen ich mich fragte, ob mir Glaube, spirituelle Praxis und christliche Gemeinschaft vielleicht doch fehlten. Aber es gab so viel Abstoßendes, an das ich immer wieder erinnert wurde, dass ich mich auf keinen Fall mehr in kirchlichen Zusammenhängen bewegen wollte.
Mein Berufspraktikum absolvierte ich beim öffentlichen Träger, mit Ernüchterung und Praxis-Schock und allem, was dazu gehört. Dort ging es mir überhaupt nicht gut. Etwa in der Mitte des Anerkennungsjahres stieß ich auf eine Stellenausschreibung: Eine evangelische Kirchengemeinde suchte eine Jugendreferentin in Teilzeit. Jugendreferentin, dachte ich, ihr könnt mir mal im Mondschein begegnen, ich will mir doch nicht den Arsch abarbeiten, von Termin zu Termin hetzen und mir dann dauernd anhören, dass ich nicht genug arbeite. Meine Einblicke in dieses Berufsfeld aus meiner Zeit vor dem Studium hielten mich davon ab. Ich hatte einen anderen Plan: Irgendwo eine halbe Stelle suchen, parallel Diplompädagogik studieren, mit Promotion abschließen und eine Laufbahn als Hochschullehrerin einschlagen.
Zum Ende des Praktikums las ich ein eigentlich nicht so gutes Buch, in dem Spiritualität eine große Rolle spielte, nicht die christliche, mehr so die alte Mythologie europäischen Ursprungs. Mir wurde bewusst, dass ich ohne Spiritualität nicht leben wollte, vielleicht würde ich mein Heil in einer anderen Religion finden. Doch schon bald beschlich mich der Gedanke, dass eine Religion so gut ist wie die andere und dass man sich besser auf dem Parkett bewegt, auf dem man sich auskennt, um nicht über die Fallstricke selbstsüchtiger Verführer zu stolpern. Ich begann wahllos in der Bibel zu blättern, die ich in den vergangenen Jahren mehrfach frustriert an die Wand geschleudert hatte, weil nichts als Vertröstungen darin zu finden waren. Diesmal aber fand ich Antworten. Es war wie ein Rausch. Entschiedene Atheisten würden behaupten, dass ich es so sehr wollte, dass mein Gehirn mir da etwas vorgegaukelt hat. Meinetwegen auch das.
Das Berufspraktikum ging zu Ende und ich war arbeitslos. Es gab nichts für mich, Bewerbungsgespräche liefen ins Leere, der Markt war ziemlich abgegrast. Aber kaum hatte meine Arbeitslosigkeit begonnen, so etwa zwei bis drei Wochen, da schlug ich die Zeitung auf und die gleiche Ausschreibung, die vor einem halben Jahr schon einmal im Anzeigenteil gestanden hatte, war wieder da, pünktlich zu dem Moment, in dem ich mir überlegt hatte, in den Schoß der Kirche zurückkehren zu wollen. Plötzlich fiel mir auf, dass die Bedingungen in dieser Ausschreibung gänzlich andere waren und ich bewarb mich. Nach nur zwei Monaten Arbeitslosigkeit hatte ich plötzlich einen Job, der wie für mich geschaffen war und der auf mich gewartet hatte. Ich arbeite heute noch da und obwohl ich in den vergangenen fast 28 Jahren oft mit meinem Schicksal gehadert habe und oft heftig auf den Verein geschimpft habe, manchmal auch nur noch weg wollte, denke ich, es war das Beste, das mir passieren konnte. Kann natürlich alles Zufall gewesen sein. Wer's glaubt...
Der vom Schicksal gebeutelte Hiob hält an seinem Glauben fest, obwohl er Gottes Gegenwart nicht spüren kann. Er ist auf der Suche nach Gott und kann ihn nirgends finden. Und obwohl er sich eisern an seine Gebote gehalten hat und Gott sich trotzdem vor ihm verbirgt, hält er fest an der Überzeugung, dass der Schöpfer gute Gründe hat, ihn so hart zu prüfen, hat aber auch große Angst vor ihm. Nun ist die Hiobs-Geschichte ja nicht wirklich passiert, sondern schlicht biblische Literatur, ein Lehrstück, das Menschen ermutigen soll, an ihrem Glauben festzuhalten, auch wenn sie sich gerade komplett von Gott verlassen fühlen.
In den Losungen steht auch die erste Strophe eines meiner liebsten geistlichen Lieder, verfasst von Michel Scouarnec, nachgedichtet von Diethard Zils und das geht so:
Wir haben Gottes Spuren festgestellt auf unsern Menschenstraßen,
Liebe und Wärme in der kalten Welt, Hoffnung, die wir fast vergaßen.
Zeichen und Wunder sahen wir geschehn in längst vergangnen Tagen.
Gott wird auch unsre Wege gehn, uns durch das Leben tragen.
Blühende Bäume haben wir gesehn, wo niemand sie vermutet,
Sklaven die durch das Wasser gehn, das die Herren überflutet.
Zeichen und Wunder sahen wir geschehn in längst vergangnen Tagen.
Gott wird auch unsre Wege gehen, uns durch das Leben tragen.
Bettler und Lahme sahen wir beim Tanz, hörten wie Stumme sprachen.
Durch tote Fensterhöhlen kam ein Glanz, Strahlen, die die Nacht durchbrachen.
Zeichen und Wunder sahen wir geschehn in längst vergangnen Tagen.
Gott wird auch unsre Wege gehen, uns durch das Leben tragen.
Es gibt sie manchmal, die besonderen Momente im Leben, wo zu spüren ist, das Gott da ist. Sich daran zu erinnern kann helfen, Durststrecken zu überwinden. Ich hatte auch nur einige wenige Momente im Leben, wo sich das so anfühlte, viel zu unspektakulär, um sie zu beschreiben, aber eine Geschichte, die wichtig für mich war, erzähle ich doch:
Als ich mit etwa 18 Jahren nach einer bis dahin lebenslangen, kirchlichen Sozialisation und jahrelangem Berufswunsch als Gemeindepfarrerin der Kirche innerlich den Rücken kehrte, fühlte sich das an wie ein Befreiungsschlag. Im Studium hielt ich mir den Verein ebenfalls vom Hals, wollte mit dem dämlichen Christenpack nichts mehr zu tun haben, auch wenn es hin und wieder Momente gab, in denen ich mich fragte, ob mir Glaube, spirituelle Praxis und christliche Gemeinschaft vielleicht doch fehlten. Aber es gab so viel Abstoßendes, an das ich immer wieder erinnert wurde, dass ich mich auf keinen Fall mehr in kirchlichen Zusammenhängen bewegen wollte.
Mein Berufspraktikum absolvierte ich beim öffentlichen Träger, mit Ernüchterung und Praxis-Schock und allem, was dazu gehört. Dort ging es mir überhaupt nicht gut. Etwa in der Mitte des Anerkennungsjahres stieß ich auf eine Stellenausschreibung: Eine evangelische Kirchengemeinde suchte eine Jugendreferentin in Teilzeit. Jugendreferentin, dachte ich, ihr könnt mir mal im Mondschein begegnen, ich will mir doch nicht den Arsch abarbeiten, von Termin zu Termin hetzen und mir dann dauernd anhören, dass ich nicht genug arbeite. Meine Einblicke in dieses Berufsfeld aus meiner Zeit vor dem Studium hielten mich davon ab. Ich hatte einen anderen Plan: Irgendwo eine halbe Stelle suchen, parallel Diplompädagogik studieren, mit Promotion abschließen und eine Laufbahn als Hochschullehrerin einschlagen.
Zum Ende des Praktikums las ich ein eigentlich nicht so gutes Buch, in dem Spiritualität eine große Rolle spielte, nicht die christliche, mehr so die alte Mythologie europäischen Ursprungs. Mir wurde bewusst, dass ich ohne Spiritualität nicht leben wollte, vielleicht würde ich mein Heil in einer anderen Religion finden. Doch schon bald beschlich mich der Gedanke, dass eine Religion so gut ist wie die andere und dass man sich besser auf dem Parkett bewegt, auf dem man sich auskennt, um nicht über die Fallstricke selbstsüchtiger Verführer zu stolpern. Ich begann wahllos in der Bibel zu blättern, die ich in den vergangenen Jahren mehrfach frustriert an die Wand geschleudert hatte, weil nichts als Vertröstungen darin zu finden waren. Diesmal aber fand ich Antworten. Es war wie ein Rausch. Entschiedene Atheisten würden behaupten, dass ich es so sehr wollte, dass mein Gehirn mir da etwas vorgegaukelt hat. Meinetwegen auch das.
Das Berufspraktikum ging zu Ende und ich war arbeitslos. Es gab nichts für mich, Bewerbungsgespräche liefen ins Leere, der Markt war ziemlich abgegrast. Aber kaum hatte meine Arbeitslosigkeit begonnen, so etwa zwei bis drei Wochen, da schlug ich die Zeitung auf und die gleiche Ausschreibung, die vor einem halben Jahr schon einmal im Anzeigenteil gestanden hatte, war wieder da, pünktlich zu dem Moment, in dem ich mir überlegt hatte, in den Schoß der Kirche zurückkehren zu wollen. Plötzlich fiel mir auf, dass die Bedingungen in dieser Ausschreibung gänzlich andere waren und ich bewarb mich. Nach nur zwei Monaten Arbeitslosigkeit hatte ich plötzlich einen Job, der wie für mich geschaffen war und der auf mich gewartet hatte. Ich arbeite heute noch da und obwohl ich in den vergangenen fast 28 Jahren oft mit meinem Schicksal gehadert habe und oft heftig auf den Verein geschimpft habe, manchmal auch nur noch weg wollte, denke ich, es war das Beste, das mir passieren konnte. Kann natürlich alles Zufall gewesen sein. Wer's glaubt...
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Dienstag, 27. August 2019
Münchener Familie stirbt bei Crash - Tage der Trauer
c. fabry, 13:31h
Geht es nur mir so, dass ich diese Berichterstattung mehr als befremdlich finde? Warum gibt es sogar in der Tageschau einen ausführlichen Bericht über die verunfallte Familie, nur weil sich der Unfall mit einem Helikopter und einem Kleinflugzeug ereignet hat, auf Mallorca und nicht mit einem Mittelklassewagen auf irgendeiner Autobahnstrecke bei Kleinkleckersdorf mit einer Durchschnittsfamilie aus Castrop-Rauxel. Wäre das dann weniger tragisch? Würde dann nicht tagelang getrauert. Mich kotzt es immer wieder an, wie hier mit zweierlei Maß gemessen wird.
Zum ersten Mal fiel mir das auf bei 9/11. Unser Pfarrer läutete die Totenglocke, Kollegen fühlten sich verpflichtet, das Thema ausführlich mit den Jugendlichen zu bearbeiten, Plakatwände der Trauer, Veranstaltungen... während überall auf der Welt täglich Menschen, die viel ärmer dran sind, in Kriegen sterben, auf der Flucht sind, auf der Straße verhungern...
Wieso sind uns die Ärmsten egal und erregen die Schicksalsschläge der Reichen unser Mitleid?
Natürlich ist es tragisch, wenn eine glückliche, junge, gesunde Familie durch so einen blöden Unfall von jetzt auf gleich komplett aus dem Leben gerissen wird. Das ist auch nicht egal, das ist schlimm. Aber was ist mit dem italienischen Helikopter-Piloten? Wo er genau herkommt, ob er eine Familie hinterlässt und was er noch so vorhatte, interessiert unsere Presseleute nicht. Ebensowenig die Geschichte der beiden Spanier im Kleinflugzeug, die heute noch leben würden, wenn nicht eine reiche Touristenfamilie aus Deutschland sich den Luxus eines Inselrundflugs gegönnt hätte.
Lest mal Jakobus 5,1-6 - der Schrei nach Gerechtigkeit ist so alt wie die Menschheit.
Zum ersten Mal fiel mir das auf bei 9/11. Unser Pfarrer läutete die Totenglocke, Kollegen fühlten sich verpflichtet, das Thema ausführlich mit den Jugendlichen zu bearbeiten, Plakatwände der Trauer, Veranstaltungen... während überall auf der Welt täglich Menschen, die viel ärmer dran sind, in Kriegen sterben, auf der Flucht sind, auf der Straße verhungern...
Wieso sind uns die Ärmsten egal und erregen die Schicksalsschläge der Reichen unser Mitleid?
Natürlich ist es tragisch, wenn eine glückliche, junge, gesunde Familie durch so einen blöden Unfall von jetzt auf gleich komplett aus dem Leben gerissen wird. Das ist auch nicht egal, das ist schlimm. Aber was ist mit dem italienischen Helikopter-Piloten? Wo er genau herkommt, ob er eine Familie hinterlässt und was er noch so vorhatte, interessiert unsere Presseleute nicht. Ebensowenig die Geschichte der beiden Spanier im Kleinflugzeug, die heute noch leben würden, wenn nicht eine reiche Touristenfamilie aus Deutschland sich den Luxus eines Inselrundflugs gegönnt hätte.
Lest mal Jakobus 5,1-6 - der Schrei nach Gerechtigkeit ist so alt wie die Menschheit.
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