Montag, 22. April 2019
Frohe Ostern!
Heute war das Leben ein Ponyhof - leider nur bis zu den Nachrichten.

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Freitag, 19. April 2019
Karfreitag – eine Suche nach Antworten
Mit dem Opfertod Jesu kann ich überhaupt nichts anfangen. Konnte ich noch nie so richtig. Ich verstehe schon, woher das kommt und was das soll, aber es erreicht und berührt mich nicht emotional, da ist nur Leere. Wie kommt das? Bin ich so abfuckt von all dem Leid und der täglichen Gewalt in den Nachrichten, Spielfilmen und Fernsehserien?
Ich starte heute einen Selbstversuch und erschließe mir den Predigttesxt für Karfreitag (Johannes 19,16-30) literarisch. Muss man nicht lesen – kann man aber.

JESU KREUZIGUNG UND TOD
Es gab mal einen, der alles menschlich Gute in sich trug und weitergab. Es gibt ihn auch jetzt noch – nicht mehr als Ganzes, aber hier und da kann man ihn entdecken. Oder sie. Auf jeden Fall etwas Menschliches und etwas Gutes. Also sagen wir ES.
Und wir nahmen ES, um ES für unser eigenes Elend zu bestrafen. Als wäre es seine Schuld. Als würde es uns irgendetwas nützen, jemanden zu bestrafen.
ES trug sein Kreuz, nahm die Strafe an, die wir ihm auferlegt hatten und ging sehenden Auges in seinen Untergang. Und dort kreuzigten wir ES, zusammen mit denen die wir auch bestrafen wollten, vielleicht nicht ganz zu Unrecht, aber wer weiß das schon? Auf jeden Fall setzten wir das GUTE mit dem Verbrecherischen gleich, um ES doppelt zu demütigen.

Wir hatten längst einen Verantwortlichen gefunden, einen mit Macht, der tun musste, wobei wir uns selbst die Hände nicht schmutzig machen wollten. Politiker und andere Führungspersönlichkeiten, die Entscheidungsträger eben, die es dann am Ende gewesen sind, und der Verantwortliche musste die Strafe vollstrecken.
Er machte sich über das GUTE lustig, dabei wollte er eigentlich uns provozieren, als er behauptete, ES sei unser König.
Wir protestierten aufs Schärfste. Wir hatten ES ausgestoßén, verurteilt, wie konnte ES da unser Anführer sein?
Aber der Verantwortliche spielte den Ball an uns zurück, sagte „Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben“ und wusch seine Hände in Unschuld.
Seine Erfüllungsgehilfen, Söldner des Mainstreams, nahmen dem UNSCHULDIGEN das letzte Hemd und die Würde dazu, teilten seine Unterkleider und zockten um seinen Mantel.
Die wenigen, die das GUTE wirklich und aus tiefstem Herzen liebten, konnten auch nicht mehr, als IHM beim Sterben zusehen. Wenigstens waren sie da.
Und mit letzter Kraft, sorgte das GUTE für die, die ES überlebten und gab ihnen mit auf den Weg, sich umeinander zu kümmern.
Und obwohl ES sein Ende spürte, verlangte ES nach Linderung und diejenigen, die bislang kein Erbarmen gezeigt hatten, zeigten nun doch ein wenig Mitgefühl und gaben IHM zu trinken. So pflanzte das GUTE noch im Sterben etwas von sich in jene ein, die eigentlich längst verloren zu sein schienen.
Und dann rief ES: „Jetzt ist es getan, alles geschafft.“ Und es starb.
Wir haben ES umgebracht. Warum haben wir das getan? Warum tun wir es täglich aufs Neue?

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Samstag, 13. April 2019
Immer nur enstecken – bin ich Jesus?!
4 Gott der HERR hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Er weckt mich alle Morgen; er weckt mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören.
5 Gott der HERR hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück.
6 Ich bot meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.
7 Aber Gott der HERR hilft mir, darum werde ich nicht zuschanden. Darum hab ich mein Angesicht hart gemacht wie einen Kieselstein; denn ich weiß, dass ich nicht zuschanden werde.
8 Er ist nahe, der mich gerecht spricht; wer will mit mir rechten? Lasst uns zusammen vortreten! Wer will mein Recht anfechten? Der komme her zu mir!
9 Siehe, Gott der HERR hilft mir; wer will mich verdammen? Siehe, sie alle werden wie ein Kleid zerfallen, Motten werden sie fressen.
Jesaja 50, 4-9

Kein Wunder, dass dieser Jesaja-Text als Predigttext für Palmarum – den letzten Sonntag der Passionszeit – ausgewählt wurde. Wir befinden uns auf der Zielgeraden der Passionsgeschichte, die Karwoche beginnt und was der Prophet hier beschreibt, könnte angesichts des Predigttextes vom letzten Sonntag (Jesus vor Pilatus usw.) aus dem Mund Jesu stammen.

Als Kind und Jugendliche war ich zutiefst überzeugt vom Lohn für die Gerechten. Als junge Erwachsene hielt ich es für glatten Selbstbetrug. Wer immer nur gut ist, stets nach den 10 Geboten handelt, seinen nächsten und sogar seine Feinde liebt, immer einsteckt, nie austeilt, der wird ausgenutzt, verarscht, ausgelacht und abgehängt, stirbt einsam und elend und fällt dann ins Nichts.

Mein Verstand sagt mir heute: So steht es zu erwarten, es kann aber auch anders kommen. Mein Herz sagt mir: Mach es gut. Sei anständig, sogar dann, wenn jeder verstehen könnte, dass jetzt aber mal Schluss ist mit lieb sein.
Manchmal bin ich dann trotzdem nicht anständig, kann ich einfach nicht oder will ich nicht oder beides. Aber dann sagt mein Herz mir: das war nicht richtig. Das rächt sich.

So eine richtig gute Seele scheint mir Jesaja auch nicht zu sein. Er duldet, leidet, wehrt sich nicht, aber er denkt dabei: „Hahaha, Ihr Wichser, jetzt habt ihr die Oberhand, aber wartet nur ab, wer zuletzt lacht, lacht am besten und das werde ich sein, ihr Asis. Gott ist auf meiner Seite, an mich wird man sich erinnern, ihr seid nur Gesocks, dass von Motten zerfressen wird.“

Ist der duldsame Jesus, der Märtyrer, der sich auf ein Eingreifen des allmächtigen Gottes verlässt, ein geeignetes Vorbild oder brauchen wir wütende Rächer, die die Mächtigen an ihren Eiern aufhängen?

Die Jesus-Version liegt mir näher, Prägungen wirken nachhaltig, aber die blindeWut kenne ich auch. Ist am Ende beides nötig?

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