Mittwoch, 30. Januar 2019
Wir werden ihn jagen
Nein, nicht den alten Mann mit der Hundekrawatte, dafür sind wir nicht zuständig, denn „Mein ist die Rache.“, spricht der Herr.

Es geht um den Frieden: „Suche Frieden und jage ihm nach!“ heißt es in der Jahreslosung 2019 dem 15. Vers aus dem 34. Psalm.
Von heute an will ich eine Weile täglich ein praktisches Beispiel für die Umsetzung dieses Verses vorschlagen. Und wenn Vorschläge von Leserinnen und Lesern dazu kommen, umso besser!

Den Frieden suchen:
- Mich in jemanden hineinversetzen, der mich aufregt.

Dem Frieden nachjagen:
- Dem, der mich ärgert, ein positives Angebot machen: ihm Arbeit abnehmen, zum Kaffee einladen, interessiert nachfragen, was auch immer er gerade brauchen mag.

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Samstag, 12. Januar 2019
Über den Jordan – Ist Gott Darwinist?
Der Predigttext für den 1. Sonntag nach Epiphanias steht unter diesem Beitrag, ebenso ein paar Erklärungen.
Eigentlich mag ich die Geschichten aus dem alten Testament lieber als die aus dem Neuen, sie sind wilder, archaischer und unberechenbarer . Aber sie sind auch oft Ausdruck einer kruden, unreflektierten Denkweise.
Wie kommen die Israeliten dazu, sich anzumaßen, Anspruch auf ein Land zu haben, das längst bewohnt ist? Warum will Gott die Kanaaniter, Hetiter, Hiwiter, Persiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter vertreiben?
Ich kann damit leben, dass es ein auserwähltes Volk gibt, das berufen ist, in besonderer Weise mit diesem Gott verbunden zu sein und seine Botschaft in die Welt zu tragen. Warum nicht? Nur kein Neid.
Aber diese „Hoppla, jetzt komm ich!“-Geschichten erregen meinen Widerspruch. Was ist denn mit den Menschen, deren Frieden gestört wird, nur weil sie eine andere Kultur haben und diejenigen, die gerade unterwegs sind, scharf auf ihr Land sind? Warum ist Gott auf der Seite der Aggressoren?

Josua 3, 5-11.17
5 Und Josua sprach zum Volk: Heiligt euch, denn morgen wird der HERR Wunder unter euch tun. 6 Und zu den Priestern sprach er: Hebt die Bundeslade auf und geht vor dem Volk her! Da hoben sie die Bundeslade auf und gingen vor dem Volk her.
7 Und der HERR sprach zu Josua: Heute will ich anfangen, dich groß zu machen vor ganz Israel, damit sie wissen: Wie ich mit Mose gewesen bin, so werde ich auch mit dir sein. 8 Und du gebiete den Priestern, die die Bundeslade tragen, und sprich: Wenn ihr an das Wasser des Jordans herankommt, so bleibt im Jordan stehen.
9 Und Josua sprach zu den Israeliten: Herzu! Hört die Worte des HERRN, eures Gottes! 10 Daran sollt ihr merken, dass ein lebendiger Gott unter euch ist und dass er vor euch vertreiben wird die Kanaaniter, Hetiter, Hiwiter, Perisiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter: 11 Siehe, die Lade des Bundes des Herrschers über alle Welt wird vor euch hergehen in den Jordan. 17Und die Priester, die die Lade des Bundes des HERRN trugen, standen still im Trockenen mitten im Jordan. Und ganz Israel ging auf trockenem Boden hindurch, bis das ganze Volk über den Jordan gekommen war.

Zur Erklärung, falls das jemanden interessiert:

JOSUA ist der Nachfolger des Mose, der das Volk Israel aus Ägypten befreite und 40 Jahre durch die Wüste führte. Er durfte das gelobte Land noch vom Gipfel eines Berges aus sehen, die Besiedelung aber nicht mehr erleben.
Die Geschichte des Buches Josua beschreibt die gewaltsam Landnahme Israels, die sich mit den dort ansässigen Völkern bekriegten. Diese kriegerischen Auseinandersetzungen haben so wohl gar nicht stattgefunden, es erfolgte vielmehr eine weitestgehend friedliche Besiedelung erst aus den später sich entwickelnden Konflikten entstanden die Legenden von uralter Feindschaft.

DIE BUNDESLADE war ein Kasten mit Tragegriffen oder Tragestangen, in dem die Gesetzestafeln mit den 10 Geboten aufbewahrt wurden. Diese Tafeln hatte Mose höchstselbst auf dem Berg Sinai nach Gottes Anweisung angefertigt oder direkt von Gott erhalten. Sie galten als Heiligtum und wurden während der Wanderung durch die Wüste in diesem Kasten mitgeführt. Der Kasten stand in einem eigens dafür bestimmten Zelt, der sogenannten Stiftshütte, eine Art mobiler Tempel. Später stand sie im Jerusalemer Tempel in einer Nische, die von einem Vorhang verhüllt war. Der Raum durfte nur vom Priester betreten werden. In der Stunde des Todes Jesu, zerriss dieser Vorhang, wie zum Zeichen, dass nun alle Menschen Zugang zum Heiligtum haben und mit dem Opfer Jesu alle Hierarchie innerhalb der Religionsgemeinschaft hinfällig ist.

DIE ÜBERQUERUNG DES JORDAN trockenen Fußes ist eine Wiederholung der Geschichte vom Zug durch das Rote Meer. Hier teilte Mose die Fluten, um den Verfolgern zu entkommen und spätestens seit diesem Zeitpunkt galt er seinen Leuten als mächtiger Prophet. Josua muss sich noch beweisen, ist noch grün hinter den Ohren und Gott selbst verhilft ihm zu der nötigen Autorität, damit er die Eroberungszüge erfolgreich anführen kann.

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Samstag, 5. Januar 2019
Thronsturzpanik - Gedanken zum Predigttext an Epiphanias, dem Fest der Erscheinung Jesu
Evangelium und Predigttext sind an diesem 6. Januar identisch. Matthäus 2,1-12, die Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland.
Die Geschichte kennt jedes Kind. Drei gebildete Männer (Weise, Sterndeuter, „Könige“, Alchimisten oder Feng-Shui-Experten) aus einem Land weit östlich von Israel hatten einen Kometen am Nachthimmel entdeckt und schlussfolgerten daraus, dass in der Richtung, in der sich dieser Himmelskörper befand, nämlich in Israel, ein neuer König geboren worden war, ein wichtiger, so wichtig, dass es sich lohnte, dorthin zu reisen und ihn anzubeten. Warum eigentlich? Hatten sie das Bedürfnis sich präventiv zu unterwerfen, damit sie später nicht von seiner Macht überrollt wurden? Oder ahnten sie bereits, dass es sich hier nicht um ein weltliches Königtum handelte; dass der König der Juden nicht über ein territoriales Gebiet herrschte sondern über eine Religionsgemeinschaft?
Wohin reist man, um das Prinzlein zu begrüßen? In die Hauptstadt, wo der amtierende König residiert, nach Jerusalem.

Herodes war ja kein richtiger König, eher eine Marionette der Römer, das Land befand sich unter einem imperialistischen Joch. Trotzdem sah der Regent die Annehmlichkeiten seines Daseins in Gefahr, fühlte sich bedroht von einem vermeintlichen Konkurrenten und zu künftiger Bedeutungslosigkeit verdammt. Hätte er gewusst, dass dieses Kind als erwachsener Mann gar keine weltliche Regentschaft anstrebte, hätte er sich entspannt zurücklegen können. Hätte er außerdem gewusst, dass seine Tage längst gezählt waren und er kaum erlebt hätte, dass dieses Kind ihn vom Thron verdrängte, selbst wenn Jesus von Nazareth das gewollt hätte, hätte er sich andere Sorgen gemacht.
Aber er reagierte wie alle irrsinnigen Despoten, wie Trump und Kim und Erdogan und Orban und Putin und wie sie sonst alle hießen und heißen und heißen werden. Er geriet in Panik, ließ den Gegner ausspionieren – damals durch das Befragen von Schriftgelehrten, heutzutage geschieht das durch geheimdienstliche Aktivitäten – und schmiedete ein Komplott. Den Weisen gaukelte er Begeisterung vor und wies sie darum an, ihm genauestens mitzuteilen, wo das Kind sich aufhielt. Laut Bibel verfolgten die Männer arglos das Ziel, dem König diesen Gefallen zu tun, vielleicht besaßen sie aber auch genug Verstand und Menschenkenntnis, um Herodes etwas zu versprechen, was sie von vorneherein nicht halten wollten. Wer weiß das schon? Als die Information über den Aufenthaltsort des Kindes ausblieb, plante er sogar den Overkill, um den Gegner verlässlich auszuschalten. Das tun sie heute noch, die machtbesessenen Fehlbesetzungen.
Jedenfalls gingen die Sterndeuter entsprechend der Hinweise aus den alten jüdischen Schriften nach Bethlehem, wo der Komet angeblich direkt über dem Stall – oder einem Haus, in das die heilige Familie mittlerweile umgezogen war – stehen blieb. Jeder, der schon einmal einen Nachthimmel beobachtet hat, auch einen mit Kometen, weiß, dass das totaler Kappes ist. Sie werden sich umgehört haben. Die Spotlight-Geschichte ist antike Literatur, effektvoll und bedeutungsschwanger. Aber macht ja nichts, ist ja auch schön.
Jedenfalls fanden sie das Kind und die Mutter (Josef war wohl gerade einkaufen gegangen), schenkten Gold, damit die Familie für lange Zeit versorgt war, Weihrauch, als kostbaren Duft für heilige Handlungen und Myrrhe, die vielfach als Heilmittel eingesetzt wurde und auch sauteuer war. Das war der Heiland ihnen wert. Die Geschenke weisen aber auch auf seine Bestimmung hin: Der Goldglanz des strahlenden Königs, vielleicht auch das Irdische, den Menschen Zugewandte, der heilige Weihrauch-Duft, der auf die Zugehörigkeit zu Gott hinweist und schließlich die Myrrhe, mit der der Leichnam eines Toten gesalbt wurde, denn auch der Tod gehörte dazu und zwar keiner, der eintritt, wenn der Körper einfach ausgelutscht ist, sondern der gewaltsame, frühzeitige Tod, in der Blüte seines Lebens.
Laut Bibel träumten die drei Weisen, dass sie Herodes meiden sollten, aber wie gesagt, vermutlich waren sie klug und verantwortungsbewusst.

Es sind immer die unscheinbaren kleinen Kinder mit den großen Prophezeiungen, die den Mächtigen den Arsch auf Grundeis gehen lassen. Das war schon bei Kreon und Ödipus so. Wie kommt es, dass die, die an der Macht kleben, mehr Angst vor den kleinen Emporkömmlingen haben, als vor denen, die genauso mächtig sind wie sie?
Vielleicht, weil sie sie nicht kontrollieren können. Weil sie etwas Neues und Unbekanntes mit sich bringen, für das es noch kein Gegenmittel gibt. Weil sie tief im Inneren spüren, dass sie nichts weiter als erbärmliche Hochstapler sind, genauso wie die anderen, die in ihrer Liga spielen. Da kennen sie sich aus. Aber wenn einer kommt, der alles neu und anders macht, dann wird es für sie gefährlich. Jesus hatte die Liebe im Ärmel. Die mächtigste Waffe von allen. Sollten wir auch ergreifen.

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