Sonntag, 18. November 2018
Lauwarm
15 „Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest!
16 Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.
17 Du sprichst: ich bin reich und habe genug und brauche nichts! Und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß.

20 Siehe ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“
Aus dem heutigen Predigttext: Offenbarung des Johannes 3, 14-22

Der Johannes scheißt mir voll vor den Koffer, genauso fühlt sich das für mich an, also symbolisch, nicht wörtlich.

Ja, ich bin lauwarm. Nicht so richtig voll daneben, aber auch nicht so richtig richtig, eben so halb kalt, halb warm, nicht Fisch nicht Fleisch. Und für alles habe ich eine Ausrede.

Mein Zweitname lautet Inkonsequenz:
Hin und wieder ein nachhaltiges Kleidungsstück, nie bei Kik, Zara oder H&M kaufen, aber wo man es nicht so genau weiß, na ja, man braucht das gerade und ach, erst beim Ökoversand bestellen, ist ja auch nicht umweltfreundlich, immer diese Pakete und teuer ist es ja auch....

Immer gerne Bio-Lebensmittel, aber hm, die konventionellen Tomaten sehen doch besser aus und Biohackfleisch gibt es gerade nur halb und halb und jetzt extra die ach Kilometer zum Hofladen, am besten noch mit dem Fahrrad, das kostet zu viel Zeit.

Wenn's gerade passt, mal einen Fuffi für die Kinderhilfe in Afghanistan abdrücken, aber wenn der Herr Schizophrenist -
https://createurbadminton.blogger.de/?day=20181112
- auf das Elend der Kinder im Jemen hinweist, nur denken, ja, könnte ich auch mal spenden. Und dann gehe ich wieder meinen Alltagsgeschäften nach und haue das Geld raus für teure Lebensmittel, die dann womöglich doch nicht gegessen werden.

Ich könnte endlos so weiter machen. Ich weiß genau, was richtig und was falsch ist, ich habe durchaus die Chance das Richtige zu tun, aber ich tue es nicht, meistens aus Bequemlichkeit.

Äußerlich geht es mir gut, da stimmt einfach alles, sicherer Job, gutes Einkommen, gesunde Familie, schönes Zuhause, angenehmes Umfeld... aber innerlich bin ich auch arm, blind und bloß. Meine Unzulänglichkeiten schiebe ich auf meine mangelnde Energie, aber vielleicht fehlt mir die Energie wegen meiner Unzulänglichkeiten. Weil ich täglich gegen meine Überzeugung handle und mich dafür so sehr schäme, dass es mich lähmt. Ja vielleicht, denke ich, und dreh mich um, was kommt denn im Fernsehen? Noch ein Stück Schokolade, einen Schluck Rotwein, das Leben ist so kurz.
Die Stimme höre ich wohl, aber warum schaffe ich es nicht, die Tür aufzumachen? Ich bin ratlos.

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Mittwoch, 14. November 2018
spätherbst
bald
wird es kalt
doch vorher
ein letztes Aufflammen noch
brennen wie...
ja wie?
wie zunder? zu altbacken
wie kerosin? zu anorganisch
wie lava? ja! wie lava!
gerade noch flüssig
und voller gluthitze
doch bald schon
kalt und erstarrt
grau und unansehnlich
zerfällt zu asche
zu humus
aus dem gänzlich neues sich erhebt
in dem wir uns
für immer aufösen

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Mittwoch, 7. November 2018
Bibelteilen mit Hiob
Ein kleines Experiment zum Predigttext für den drittletzten Sonntag im Kirchenjahr: Hiob 14,1-6, Übersetzung: Volxbibel.

Lesen Sie diesen Text in Ruhe und mit voller Aufmerksamkeit.

„1 Hiob sagte weiter: „Menschen werden irgendwann von einer Frau geboren, leben dann ein paar Jahre auf der Erde, und in dieser Zeit sind sie immer voll hektisch unterwegs.
2 Im Grunde ist es bei ihnen so wie mit einer Tulpe. Eben war sie noch aufgeblüht, und ein paar Stunden später ist sie schon welk, matschig und kaputt.
3 Trotzdem beobachtest du, Gott, den Menschen die ganze Zeit. Und am Ende kommt es zu einer Gerichtsverhandlung, wo er von dir auch noch verurteilt wird.
4 Eigentlich hättest du doch von Anfang an schon wissen müssen, dass der Mensch es nicht packen würde. Wer von Natur aus dreckig ist, der kann auch nichts Sauberes erzeugen.
5 Die Zeit, wie lange er leben soll, hast du schon festgelegt, diesen Rahmen kann er nicht überschreiten.
6 Also lass die Menschen doch endlich in Ruhe, Gott! Dann kann er wenigstens in der Zeit feiern gehen und sein Leben genießen.“
(Vers 6 lautet bei Luther: „so blicke doch weg von ihm, damit er Ruhe hat, bis sein Tag kommt, auf den er sich wie ein Tagelöhner freut.“)

Wo bleiben Sie hängen?
Wo fühlen Sie sich besonders angesprochen oder bestätigt?
Was erzeugt Ihren deutlichen Widerspruch?
Was wirft Fragen auf oder ist unverständlich?

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