Freitag, 27. Dezember 2024
Wie entkommen wir dem Dunkel?
c. fabry, 14:04h
Eine Mitarbeiterin fragte vor kurzem, warum immer mehr Kinder und Jugendliche an psychischen Erkrankungen oder zumindest schweren emotionalen Störungen litten.
Jemand meinte, das seien immer noch die Spätfolgen von Corona.
Die Mitarbeiterin, die selbst in einem Verein zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen tätig ist, schüttelte den Kopf. "Nein, das kann nicht alles an Corona liegen."
Ich denke das auch nicht. "Liegt am Kapitalismus.", habe ich erwidert. "Wir müssen immer mehr haben, wissen, erlernen, um überhaupt noch mithalten zu können. Alle zwei Jahre ein neues Smartphone für 200-800 €, ständig neue Anwendungen, soziale Netzwerke. Man braucht den aktuellsten Fernseher mit immer neuen Funktionen, die man nachrüsten muss oder man braucht gleich ein neues Gerät. Will man mitreden, braucht man auch Netflix, muss sich mit KI auseinandersetzen, QR-Codes scannen, die richtigen Links anklicken und die falschen erkennen und meiden, sich absichern, zig Passwörter verweden, die man zudem regelmäßig wechselt und in einem Passwort-Manager verwalten muss, weil man sich die ja längst nicht mehr merken kann.
Gleichzeitig verkommt unser Land zu einer Service-Wüste und da, wo früher kompetente Fachleute zur Verfügung standen, gibt es entweder niemanden oder Universaldilettanten.
Eltern sind dauernd angespannt. Kinder ersticken ebenfalls in der Angst, nicht mithalten zu können. Dazu eine sich stetig destabilisierende Weltlage: Kriege, bröckelnde Demokratien, Wirtschaftskrisen, Klimawandel, offensichtliche Fehlentscheidungen. Da kann man doch nur noch verrückt werden.
Wie sollen Kinder und Jugendliche Resilienz erlernen, wenn niemand funktionierende Modelle vorlebt, die von der gesellschaftlichen Entwicklung nicht überholt wurden?
In meinem Job arbeite ich überwiegend mit den wohlbehüteten Heranwachsenden, die bis vor einigen Jahren nur in Ausnahmen aus dem Ruder liefen. Für solche Einzelfälle konnte man wirksame Hilfe organisieren.
Mittlerweile erinnert der Mitarbeitendenkreis an eine Selbsthilfegruppe. Soziale Ängste, Empathielosigkeit, Entwicklungsverzögerungen, Dramatisierungen, Überempfindlichkeit, Vortäuschen von Fachlichkeit...
Kinder reagieren geradzu panisch, wenn etwas nicht so läuft, wie sie es erwarten, verhalten sich erbarmungslos und gleichgültig.
Kinder wie Jugendliche verlangen alles und sind nicht bereit etwas zu geben, vielleicht ein bisschen, wenn es gerade passt und nichts dazwischen kommt, aber niemand will mehr Verantwortung übernehmen und auf kaum jemanden kann man sich verlassen.
Sie beschweren sich, dass sie nicht informiert werden, obwohl sie in drei Whatsapp-Gruppen sind, in der die Information kommuniziert wurde.
Die schaffen das alles nicht mehr. Man muss ja auch Sport treiben, ein Musikinstrument spielen, ein bisschen sozial engagiert sein, weil sich das gut im Lebenslauf macht, spannende Freizeitaktivitäten unternehmen und irgendwo Geld verdienen, damit man sich das alles leisten kann. Mich hätten sie direkt abholen können, wenn ich mir ein solches Pensum hätte zumuten müssen.
Wann kommt unsere Gesellschaft wieder zu Verstand? Braucht es dazu erst eine Katastrophe, in der wir großer Teile unserer Lebensgrundlage beraubt werden, um wieder Wertschätzung zu empfinden für Nahrung, Kleidung, Wärme, ein Dach über dem Kopf, Familie, Freunde, Kultur?
Wir wissen, dass es falsch läuft und machen alle mit. Wir sind längst alle wahnsinnig. Kein Wunder, dass unsere Kinder und Jugendlichen mit kranken Seelen unterwegs sind.
"Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!", das wäre ein Anfang, um etwas zu ändern.
"Wer ist mein Nächster", fragte ein Mann daraufhin Jesus von Nazareth. Und Jesus erzählte die Geschichte vom barmherzigen Samariter, die sicher jede*r kennt. Falls nicht:
https://www.bibleserver.com/EU/Lukas10%2C25-37
Also: Gehe hin und handle genauso. Dann kommt das Licht vielleicht zurück.
Jemand meinte, das seien immer noch die Spätfolgen von Corona.
Die Mitarbeiterin, die selbst in einem Verein zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen tätig ist, schüttelte den Kopf. "Nein, das kann nicht alles an Corona liegen."
Ich denke das auch nicht. "Liegt am Kapitalismus.", habe ich erwidert. "Wir müssen immer mehr haben, wissen, erlernen, um überhaupt noch mithalten zu können. Alle zwei Jahre ein neues Smartphone für 200-800 €, ständig neue Anwendungen, soziale Netzwerke. Man braucht den aktuellsten Fernseher mit immer neuen Funktionen, die man nachrüsten muss oder man braucht gleich ein neues Gerät. Will man mitreden, braucht man auch Netflix, muss sich mit KI auseinandersetzen, QR-Codes scannen, die richtigen Links anklicken und die falschen erkennen und meiden, sich absichern, zig Passwörter verweden, die man zudem regelmäßig wechselt und in einem Passwort-Manager verwalten muss, weil man sich die ja längst nicht mehr merken kann.
Gleichzeitig verkommt unser Land zu einer Service-Wüste und da, wo früher kompetente Fachleute zur Verfügung standen, gibt es entweder niemanden oder Universaldilettanten.
Eltern sind dauernd angespannt. Kinder ersticken ebenfalls in der Angst, nicht mithalten zu können. Dazu eine sich stetig destabilisierende Weltlage: Kriege, bröckelnde Demokratien, Wirtschaftskrisen, Klimawandel, offensichtliche Fehlentscheidungen. Da kann man doch nur noch verrückt werden.
Wie sollen Kinder und Jugendliche Resilienz erlernen, wenn niemand funktionierende Modelle vorlebt, die von der gesellschaftlichen Entwicklung nicht überholt wurden?
In meinem Job arbeite ich überwiegend mit den wohlbehüteten Heranwachsenden, die bis vor einigen Jahren nur in Ausnahmen aus dem Ruder liefen. Für solche Einzelfälle konnte man wirksame Hilfe organisieren.
Mittlerweile erinnert der Mitarbeitendenkreis an eine Selbsthilfegruppe. Soziale Ängste, Empathielosigkeit, Entwicklungsverzögerungen, Dramatisierungen, Überempfindlichkeit, Vortäuschen von Fachlichkeit...
Kinder reagieren geradzu panisch, wenn etwas nicht so läuft, wie sie es erwarten, verhalten sich erbarmungslos und gleichgültig.
Kinder wie Jugendliche verlangen alles und sind nicht bereit etwas zu geben, vielleicht ein bisschen, wenn es gerade passt und nichts dazwischen kommt, aber niemand will mehr Verantwortung übernehmen und auf kaum jemanden kann man sich verlassen.
Sie beschweren sich, dass sie nicht informiert werden, obwohl sie in drei Whatsapp-Gruppen sind, in der die Information kommuniziert wurde.
Die schaffen das alles nicht mehr. Man muss ja auch Sport treiben, ein Musikinstrument spielen, ein bisschen sozial engagiert sein, weil sich das gut im Lebenslauf macht, spannende Freizeitaktivitäten unternehmen und irgendwo Geld verdienen, damit man sich das alles leisten kann. Mich hätten sie direkt abholen können, wenn ich mir ein solches Pensum hätte zumuten müssen.
Wann kommt unsere Gesellschaft wieder zu Verstand? Braucht es dazu erst eine Katastrophe, in der wir großer Teile unserer Lebensgrundlage beraubt werden, um wieder Wertschätzung zu empfinden für Nahrung, Kleidung, Wärme, ein Dach über dem Kopf, Familie, Freunde, Kultur?
Wir wissen, dass es falsch läuft und machen alle mit. Wir sind längst alle wahnsinnig. Kein Wunder, dass unsere Kinder und Jugendlichen mit kranken Seelen unterwegs sind.
"Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!", das wäre ein Anfang, um etwas zu ändern.
"Wer ist mein Nächster", fragte ein Mann daraufhin Jesus von Nazareth. Und Jesus erzählte die Geschichte vom barmherzigen Samariter, die sicher jede*r kennt. Falls nicht:
https://www.bibleserver.com/EU/Lukas10%2C25-37
Also: Gehe hin und handle genauso. Dann kommt das Licht vielleicht zurück.
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