... newer stories
Samstag, 7. September 2024
Versorgungssicherheit
c. fabry, 14:20h
Wenn du nur auf Gott vertraust und Dir Mühe gibst, nach seinen Geboten zu leben, musst du dir keine Sorgen um ein Dach über dem Kopf, Nahrung und Kleidung machen. Er wird schon für dich sorgen.
Das fasst m. E. den Predigttext des morgigen Sonntags zusammen. Nachzulesen bei Matthäus 6, 25-34.
https://www.bibleserver.com/NG%C3%9C/Matth%C3%A4us6%2C25-34
Große Worte. Ich würde mich in Grund und Boden schämen, wenn ich einem Menschen mit knappem Einkommen, drohender Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit so einen Text präsentieren würde. Das klingt zynisch in meinen Ohren. Erst recht für Menschen die in Kriegsgebieten, Krisenregionen, Dürregebieten oder überfluteten Orten leben. Menschen die hungern, frieren nirgendwo einen Platz zum Leben finden.
Was also soll dieser Text? Ignorieren? Von der Festplatte löschen?
Kann man machen. Man könnte aber auch berücksichtigen, in welchem Kontext er entstanden ist und worin seine mögliche Intention bestand.
Es war eine Welt, in der Konsumgüter tatsächlich knapp waren. Es war schon sinnvoll, sich um seine täglichen Lebensmittel und Kleidung zu sorgen, sonst wäre man verhungert und erfroren oder von der Sonne verbrannt.. Aber sich sorgen ist nicht dasselbe wie sich versorgen. Sich sorgen heißt, dass die Gedanken ständig darum kreisen, ob es wohl reicht, wie man noch mehr Vorräte anlegen kann, damit es es ein bisschen länger reicht, und noch ein bisschen länger, und immer so weiter, damit man ein sorgenfreies Leben führen kann.
Und hier stellte Jesus die provokative Frage: Macht das denn ein sorgenfreies Leben aus, wenn Lebensmittel und Kleidung im Überfluss verfügbar sind? Und was ist mit Frreundschaft, Liebe, Solidarität, Gemeinschaft und den vielen besonderen Momenten im Leben, die so gar nichts mit Konsum zu tun haben, uns aber glücklich und stark machen?
Wenn die Gedanken immer nur um die eigene wirtschaftliche Existenz kreisen, verlieren Menschen den Blick fürs Wesentliche, für die Beziehungen, die ihnen Halt geben. Wer mehr Kraft in Beziehungen und die Gemeinschaft investiert, wird versorgt werden, auch wenn es bei ihm selbst einmal knapp wird.
Und natürlich hatte Jesus auch die Spiritualität im Blick. Zeit für innere Einkehr, Stille, Gebet, um durch die Verbindung mit der Schöpfung innere Kräfte zu mobilisieren, für sich selbst und für andere.
Vielleicht hat Jesus diese Rede auch darum gehalten, weil er seine Jünger bei der Stange halten wollte. Dass die einfach ihre Familien verließen und zusammen mit Jesus von Luft und Liebe lebten, ist ja auch so ein Thema für sich. Tatsächlich kümmerten sie sich nicht um ihre Versorgung. Das fand sich. Nun ja, es waren wohl die Jüngerinnen, die die Lebensmittel ranschafften.
Doch ich finde auch in unserer Gegenwart besitzt der Text etwas Mahnendes, das ich durchaus ernst nehme. Ich gehöre wie viele in meinem Kulturkreis zu den Privilegierten der Menschheit: ein auskömmliches Gehalt für würdiges Wohnen, vernünftige Kleidung, reichlich hochwertige Lebensmittel, hin und wieder Kultur und Urlaub. Im globalen Durchschnitt bin ich stinkreich. Trotzdem kreisen viele Gedanken um das Halten dieses Lebensstandards. Dabei gibt es so viel Wertvolleres: Familie, Freundschaften, Mußestunden.
In meinem Umfeld beobachtete ich, wie gutsituierte Menschen unersättlich dem Konsum von Kurztrips, Events, Genussmitteln und vielfältigen Anschaffungen hinterherhetzen. Sie sind gestresst von all den großartigen Erlebnissen, die sie sich Woche für Woche verordnen, total erledigt von der harten Arbeit bei der permanenten Optimierung ihrer Wohnumgebung, statt das Gras einmal wachsen zu lassen, die Wolken zu beobachten und die Gedanken auf Reise zu schicken. Wäre auch besser fürs Klima.
Machen Sie morgen doch einfach mal nichts :-)
Das fasst m. E. den Predigttext des morgigen Sonntags zusammen. Nachzulesen bei Matthäus 6, 25-34.
https://www.bibleserver.com/NG%C3%9C/Matth%C3%A4us6%2C25-34
Große Worte. Ich würde mich in Grund und Boden schämen, wenn ich einem Menschen mit knappem Einkommen, drohender Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit so einen Text präsentieren würde. Das klingt zynisch in meinen Ohren. Erst recht für Menschen die in Kriegsgebieten, Krisenregionen, Dürregebieten oder überfluteten Orten leben. Menschen die hungern, frieren nirgendwo einen Platz zum Leben finden.
Was also soll dieser Text? Ignorieren? Von der Festplatte löschen?
Kann man machen. Man könnte aber auch berücksichtigen, in welchem Kontext er entstanden ist und worin seine mögliche Intention bestand.
Es war eine Welt, in der Konsumgüter tatsächlich knapp waren. Es war schon sinnvoll, sich um seine täglichen Lebensmittel und Kleidung zu sorgen, sonst wäre man verhungert und erfroren oder von der Sonne verbrannt.. Aber sich sorgen ist nicht dasselbe wie sich versorgen. Sich sorgen heißt, dass die Gedanken ständig darum kreisen, ob es wohl reicht, wie man noch mehr Vorräte anlegen kann, damit es es ein bisschen länger reicht, und noch ein bisschen länger, und immer so weiter, damit man ein sorgenfreies Leben führen kann.
Und hier stellte Jesus die provokative Frage: Macht das denn ein sorgenfreies Leben aus, wenn Lebensmittel und Kleidung im Überfluss verfügbar sind? Und was ist mit Frreundschaft, Liebe, Solidarität, Gemeinschaft und den vielen besonderen Momenten im Leben, die so gar nichts mit Konsum zu tun haben, uns aber glücklich und stark machen?
Wenn die Gedanken immer nur um die eigene wirtschaftliche Existenz kreisen, verlieren Menschen den Blick fürs Wesentliche, für die Beziehungen, die ihnen Halt geben. Wer mehr Kraft in Beziehungen und die Gemeinschaft investiert, wird versorgt werden, auch wenn es bei ihm selbst einmal knapp wird.
Und natürlich hatte Jesus auch die Spiritualität im Blick. Zeit für innere Einkehr, Stille, Gebet, um durch die Verbindung mit der Schöpfung innere Kräfte zu mobilisieren, für sich selbst und für andere.
Vielleicht hat Jesus diese Rede auch darum gehalten, weil er seine Jünger bei der Stange halten wollte. Dass die einfach ihre Familien verließen und zusammen mit Jesus von Luft und Liebe lebten, ist ja auch so ein Thema für sich. Tatsächlich kümmerten sie sich nicht um ihre Versorgung. Das fand sich. Nun ja, es waren wohl die Jüngerinnen, die die Lebensmittel ranschafften.
Doch ich finde auch in unserer Gegenwart besitzt der Text etwas Mahnendes, das ich durchaus ernst nehme. Ich gehöre wie viele in meinem Kulturkreis zu den Privilegierten der Menschheit: ein auskömmliches Gehalt für würdiges Wohnen, vernünftige Kleidung, reichlich hochwertige Lebensmittel, hin und wieder Kultur und Urlaub. Im globalen Durchschnitt bin ich stinkreich. Trotzdem kreisen viele Gedanken um das Halten dieses Lebensstandards. Dabei gibt es so viel Wertvolleres: Familie, Freundschaften, Mußestunden.
In meinem Umfeld beobachtete ich, wie gutsituierte Menschen unersättlich dem Konsum von Kurztrips, Events, Genussmitteln und vielfältigen Anschaffungen hinterherhetzen. Sie sind gestresst von all den großartigen Erlebnissen, die sie sich Woche für Woche verordnen, total erledigt von der harten Arbeit bei der permanenten Optimierung ihrer Wohnumgebung, statt das Gras einmal wachsen zu lassen, die Wolken zu beobachten und die Gedanken auf Reise zu schicken. Wäre auch besser fürs Klima.
Machen Sie morgen doch einfach mal nichts :-)
... link (2 Kommentare) ... comment
... older stories