Samstag, 7. November 2020
Allzeit bereit
Der folgende Text – Predigttext für den 08.11. - ist voll von interessanten Anknüpfungspunkten:

https://www.bibleserver.com/NG%C3%9C/1.Thessalonicher5%2C1-11

Ich konzentriere mich aber auf einen Gedanken.
Damals gingen die ersten Christen davon aus, dass das Ende der Welt, das jüngste Gericht und die Wiederkehr Jesu unmittelbar bevor standen, also in zwei Tagen oder in drei Monaten oder in vier Jahren. Dass sich 2000 Jahre später immer noch nichts Wesentliches im Hinblick auf diese Erwartung ereignet hat, hätten sie wohl nicht für möglich gehalten.
Ich selbst glaube ja, dass alle ihren ganz privaten Weltuntergang erleben – am Tag unseres Todes. Natürlich glaube ich auch an die Endlichkeit unseres Himmelskörpers, spätestens wenn die Sonne sich ein letztes Mal aufbäumt und hier alles verdampft ist Schluss. Aber das hat in diesen Tagen kaum Relevanz.
Was aber Relevanz besitzt, ist die Haltung, jederzeit so mit sich in der Welt im Reinen sein zu wollen, dass man abtreten kann ohne offene Rechnungen, ungesagte Entschuldigungen und weitere Versäumnisse. Es gibt ja diese saisonale Religiosität, also ein bisschen Pipi in den Augen wenn Heilig Abend in der Kirche unterm Lichterbaum Oh Du Fröhliche gesungen wird. Oder die Ergriffenheit bei Hochzeiten. Die brave Anpassung an die spirituelle Praxis bei Initiationsriten wie Taufe oder Konfirmation. Und die allseits beliebte Wohlfühl-Spiritualität, so ab und zu, ein bisschen Taizé-Atmo, mit Kerzen und singenden Mönchen, alles in warmes Orange getaucht, zur Ruhe kommen, entspannen.
Der Verfasser des Thessalonicherbriefes erklärt, dass es um mehr geht, dass Glaube kein Selbsbedienungsladen für Befindlichkeitsverbesserung ist, sondern eine Haltung, eine Entscheidung, ein konsequentes Umsetzen, täglich und unter allen Umständen. So wie das Gender Mainstreaming in Sprache, Pädagogik, Politik und Wirtschaft – manchmal schwierig umzusetzen, manchmal hat man auch keine Lust, ständig muss man gegen Widerstände ankämpfen, ausgelacht wird man auch dauernd…
Als Christ*in zu leben ist anstrengend, aber lohnt sich; nicht nur für den eigenen Seelenfrieden, sondern für die Welt. Es wäre schon viel gewonnen, wenn zumindest die, die sich Christen nennen, das beherzigen würden. Liebe statt Hass predigen würden und das auch lebten. Und dieser Appell richtet sich nicht nur an durchgeknallte amerikanische Evangelikale, die zu uninformiert sind, um zu erkennen, dass der amtierende Präsident eine zutiefst unchristliche Politik betreibt, sondern an jede und jeden von uns, täglich und in jedem Moment.

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