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Samstag, 7. September 2019
Die Hexenmeister - Phantasie zum Predigttext am 12. Sonntag nach Trinitatis (Apostelgeschichte 3,1-10)
c. fabry, 13:20h
Alles lief wie am Schnürchen. Ein Jammer, dass der Meister nicht mehr dabei sein konnte, um zu sehen, wie die Saat aufging. Aber er konnte es ja sehen. Simon musste sich immer wieder selbst ermahnen und zur Ordnung rufen, dass seine Eitelkeit nicht mit ihm durchging. Jesus hatte große Hoffnungen in ihn gesetzt, ihm etwas zugetraut, ihn den Fels genannt, auf dem er seine Kirche bauen wollte und so wie es aussah, würde er ihn nicht enttäuschen. Seit der Pfingstpredigt wuchs die Gemeinde täglich und zwar in rasantem Tempo. Er war so voller Zuversicht, er hätte platzen können und er hatte das Gefühl, dass er einfach alles schaffen konnte.
Die Nachmittagssonne brannte auf der Haut, der leichte Wind verschaffte kaum Linderung und Johannes freute sich, gleich in den Schatten des Tempels zu treten, dessen meterdicke Mauern die Kühle der Nacht festhielten, so dass der Körper sich erholen konnte und nichts von der Gegenwart Gottes ablenkte. Die Vorväter hatten sich schon etwas dabei gedacht, die Gebetszeit auf die neunte Stunde zu legen, wenn die Luft von der Mittagssonne aufs Übelste aufgeheizt war und die nachlasende Kraft der sinkenden Sonne noch einige Stunden auf sich warten ließ.
Wie an jedem Tag um diese Zeit ließ sich Benjamin von seinen freundlichen Nachbarn vor die „Schöne Tür“ tragen, die Eingangspforte des Tempels, durch die alle zum Gebet strömten, die ihrer Fömmigkeit Ausdruck verleihen wollten. Hier war der beste Ort, um sie an die frommste ihrer religiösen Pflichten zu erinnern, das Almosengeben. Benjamin hatten seine Eltern ihn genannt, Sohn des Glücks, was für ein Hohn des Schicksals, als hätte Gott die Gabe dieses Namens als elterliche Anmaßung empfunden und ihn promt mit dem Unglück der haltlosen Klumpfüße preisgegeben, mit denen er auf die Welt gekommen war. Er hatte noch nie in seinem Leben auch nur einen einzigen Schritt tun können, seine Fußgelenke waren wie Gallert und so war er schon sein ganzes Leben auf fremde Hilfe angewiesen. Der einizge Beitrag, den er zu seinem Lebensunterhalt leisten konnte, war das Betteln vor der „Schönen Tür“ und das Flechten von Körben, die seine Schwester auf dem Markt verkaufte.
Da kamen wieder zwei gesunde, junge Männer, das blühende Leben, kraftvolle Hände, die sicher ein gepflegtes Auskommen hatten und er rief ihnen entgegen: „Seht mich an, ich kann nicht so kraftvoll durchs Leben schreiten wie ihr, der Herr hat meine Füße lahm gemacht, schon seit meiner Geburt bin ich dazu verdammt, andere um Hilfe zu bitten, um am Leben zu bleiben. Habt Erbarmen und schenkt mir ein wenig von eurem Besitz.“
Simon sah ihn nur an und dachte: „Warum tut der Herr einem unschuldigen Kind so ein Leid an? Das kann doch keine Strafe sein. Dahinter muss sich ein tieferer Sinn verbergen.“
Johannes sagte: „Sieh uns an, guter Mann.“ Und in Gedanken ergänzte er: „Sehen wir so aus, als könnten wir dir Geld geben? Wir sind zerlumpte, arbeitslose Fischer, wir haben selber nichts.“
Doch Benjamin wartete noch immer auf das erbetene Almosen.
Simon war mittlerweile ein Licht aufgegangen. Er war ausgesandt, nicht nur die frohe Botschaft zu predigen, sondern mit Taten als leuchtendes Beispiel voranzugehen, helfen, wo er helfen konnte. Er konnte dem armen Mann kein Geld geben, aber seit er den Heiligen Geist im Herzen trug, konnte er alles schaffen. Also sagte er: „Silber und Gold habe ich nicht, was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen des Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher!“
Benjamin dachte: „Was für ein Arschloch! Mich dermaßen zu verhöhnen. Glaubt er etwa ich täusche meine Lähmung nur vor, weil ich zu faul zum Arbeiten bin? Sieht er nicht, wie schlaff meine Knöchel, wie schmal meine Füße, wie dünn und kraftlos meine Beine sind? So ein Idiot, womöglich halten mich jetzt alle für einen Betrüger und mein Geschäft ist ruiniert.“
Simon erriet die Gedanken des Bettlers, griff nach seiner rechten Hand, die er noch immer zum Betteln ausgestreckt hielt und zog ihn langsam auf die Füße. Zum ersten Mal in seinem Leben stand Benjamin fest auf dem Boden wie ein Baum. Fassungslos blickte er an sich herunter und staunte über das Gefühl, von den eigenen Füßen getragen zu werden. Dann wagte er vorsichtig den ersten Schritt. Nichts gab nach, die Gelenke waren stabil, die Beine kraftvoll und er begleitete seine Retter in den Tempel, um seinem Schöpfer zu danken, das der nun die Verheißung seines Namens erfüllt hatte. Nach dem Gebet lief er hüpfend und springend aus dem Tempel, lobte Gott und schrie es jedem entgegen, der ihm über den Weg lief.
Samuel kannte Benjamin seit seiner Geburt. Er konnte es nicht glauben, rieb sich immer wieder die Augen, ob das wirklich der junge Mann war, den er als lebenslang Gelähmten kannte. Er sprach seine Nachbarin Rahel an, die ebenfalls staunte.
Sie erwiderte: „Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Wenn wir ihn nicht seit Geburt kennen würden, würden wir denken, er sei ein Betrüger. Da sind doch Zauberer am Werk gewesen. Kein normaler Mensch kann einen Lahmen wieder laufen lassen. Wir müssen uns vorsehen.“
Die Nachmittagssonne brannte auf der Haut, der leichte Wind verschaffte kaum Linderung und Johannes freute sich, gleich in den Schatten des Tempels zu treten, dessen meterdicke Mauern die Kühle der Nacht festhielten, so dass der Körper sich erholen konnte und nichts von der Gegenwart Gottes ablenkte. Die Vorväter hatten sich schon etwas dabei gedacht, die Gebetszeit auf die neunte Stunde zu legen, wenn die Luft von der Mittagssonne aufs Übelste aufgeheizt war und die nachlasende Kraft der sinkenden Sonne noch einige Stunden auf sich warten ließ.
Wie an jedem Tag um diese Zeit ließ sich Benjamin von seinen freundlichen Nachbarn vor die „Schöne Tür“ tragen, die Eingangspforte des Tempels, durch die alle zum Gebet strömten, die ihrer Fömmigkeit Ausdruck verleihen wollten. Hier war der beste Ort, um sie an die frommste ihrer religiösen Pflichten zu erinnern, das Almosengeben. Benjamin hatten seine Eltern ihn genannt, Sohn des Glücks, was für ein Hohn des Schicksals, als hätte Gott die Gabe dieses Namens als elterliche Anmaßung empfunden und ihn promt mit dem Unglück der haltlosen Klumpfüße preisgegeben, mit denen er auf die Welt gekommen war. Er hatte noch nie in seinem Leben auch nur einen einzigen Schritt tun können, seine Fußgelenke waren wie Gallert und so war er schon sein ganzes Leben auf fremde Hilfe angewiesen. Der einizge Beitrag, den er zu seinem Lebensunterhalt leisten konnte, war das Betteln vor der „Schönen Tür“ und das Flechten von Körben, die seine Schwester auf dem Markt verkaufte.
Da kamen wieder zwei gesunde, junge Männer, das blühende Leben, kraftvolle Hände, die sicher ein gepflegtes Auskommen hatten und er rief ihnen entgegen: „Seht mich an, ich kann nicht so kraftvoll durchs Leben schreiten wie ihr, der Herr hat meine Füße lahm gemacht, schon seit meiner Geburt bin ich dazu verdammt, andere um Hilfe zu bitten, um am Leben zu bleiben. Habt Erbarmen und schenkt mir ein wenig von eurem Besitz.“
Simon sah ihn nur an und dachte: „Warum tut der Herr einem unschuldigen Kind so ein Leid an? Das kann doch keine Strafe sein. Dahinter muss sich ein tieferer Sinn verbergen.“
Johannes sagte: „Sieh uns an, guter Mann.“ Und in Gedanken ergänzte er: „Sehen wir so aus, als könnten wir dir Geld geben? Wir sind zerlumpte, arbeitslose Fischer, wir haben selber nichts.“
Doch Benjamin wartete noch immer auf das erbetene Almosen.
Simon war mittlerweile ein Licht aufgegangen. Er war ausgesandt, nicht nur die frohe Botschaft zu predigen, sondern mit Taten als leuchtendes Beispiel voranzugehen, helfen, wo er helfen konnte. Er konnte dem armen Mann kein Geld geben, aber seit er den Heiligen Geist im Herzen trug, konnte er alles schaffen. Also sagte er: „Silber und Gold habe ich nicht, was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen des Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher!“
Benjamin dachte: „Was für ein Arschloch! Mich dermaßen zu verhöhnen. Glaubt er etwa ich täusche meine Lähmung nur vor, weil ich zu faul zum Arbeiten bin? Sieht er nicht, wie schlaff meine Knöchel, wie schmal meine Füße, wie dünn und kraftlos meine Beine sind? So ein Idiot, womöglich halten mich jetzt alle für einen Betrüger und mein Geschäft ist ruiniert.“
Simon erriet die Gedanken des Bettlers, griff nach seiner rechten Hand, die er noch immer zum Betteln ausgestreckt hielt und zog ihn langsam auf die Füße. Zum ersten Mal in seinem Leben stand Benjamin fest auf dem Boden wie ein Baum. Fassungslos blickte er an sich herunter und staunte über das Gefühl, von den eigenen Füßen getragen zu werden. Dann wagte er vorsichtig den ersten Schritt. Nichts gab nach, die Gelenke waren stabil, die Beine kraftvoll und er begleitete seine Retter in den Tempel, um seinem Schöpfer zu danken, das der nun die Verheißung seines Namens erfüllt hatte. Nach dem Gebet lief er hüpfend und springend aus dem Tempel, lobte Gott und schrie es jedem entgegen, der ihm über den Weg lief.
Samuel kannte Benjamin seit seiner Geburt. Er konnte es nicht glauben, rieb sich immer wieder die Augen, ob das wirklich der junge Mann war, den er als lebenslang Gelähmten kannte. Er sprach seine Nachbarin Rahel an, die ebenfalls staunte.
Sie erwiderte: „Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Wenn wir ihn nicht seit Geburt kennen würden, würden wir denken, er sei ein Betrüger. Da sind doch Zauberer am Werk gewesen. Kein normaler Mensch kann einen Lahmen wieder laufen lassen. Wir müssen uns vorsehen.“
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