Samstag, 29. Juni 2024
Sich ruhig mal ein paar Schwachheiten erlauben
„Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“, so lautete die Jahreslosung 2012 und dieser Vers stammt in überarbeiteter Formulierung aus dem sonntäglichen Predigtext für den 30.06.2024:
https://www.bibleserver.com/NG%C3%9C/2.Korinther12%2C1-10

Wie ist das zu verstehen? Gerade wenn ich schwach bin, bin ich stark? Das klingt wenig plausibel.
Es wird vermutet, dass Paulus, der den Korintherbrief verfasste, an Epilepsie litt. Das ist auch in der heutigen Zeit mit einigen Schwierigkeiten verbunden, war in der Antike aber sicher erheblich schlimmer, schließlich gab es keine Medikamente, keinen Schutz vor Selbstverletzung und vor allem kein ausgebildetes Personal, das angemessen auf Anfälle reagieren konnte.
Warum meinte dieser Mann, ausgerechnet sein Leiden mache ihn stark?

Ich weiß es nicht, aber ich vermute, es ist ihm aufgefallen, dass gerade seine Unperfektheit, seine gelegentliche Hilfsbedürftigkeit ihn menschlicher machte, zugänglicher für andere, die Hilfe oder Rat suchten. Jemand der selbst hin und wieder versagt, reagiert nicht so gnadenlos auf die Unzulänglichkeiten seiner Mitmenschen. Und wer selbst das Leiden kennt, kann sich besser einfühlen.
Manchmal ist es auch so, dass man, nachdem man eine schwere Zeit überstanden hat, viel mehr positive Energie in sich hat als vorher, mehr Kraft, Mut, Zuversicht, Phantasie und Motivation.
Und wenn man will, kann man das als Gnade Gottes begreifen.

Wenn man das nicht will, ist trotzdem etwas dran an dem Phänomen, auch ohne Gott.

Genießen sie den Sonntag, sammeln Sie Kräfte! 😉

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Samstag, 22. Juni 2024
zum Beispiel...
...wenn Israelhasser:innen sich für ihren Hass schämen, angesichts der breiten Proteste gegen das aktuell herrschende Regime,
wenn Neonazis erkennen, dass ihre wahren Feinde nicht die "Zecken" oder Ausländer:innen sind,
wenn die Schwiegermutter erkennt, dass sie die Schwiegertochter zu Unrecht des Diebstahls an ihrem Schmuckkästchen verdächtigt hat,
Wenn der Vater einsieht, dass er die Qualitäten seines Sohnes unterschätzt hat,
wenn der trans- und homophobe Rentner friedliche Grillfeste mit der queeren Hausgemeinschaft feiert,
wenn die Despot:innen dieser Welt aufhören, sich vor anderen Staaten oder Militärbündnissen zu fürchten

dann passiert da das gleiche wie in dieser uralten Geschichte:
https://www.bibleserver.com/LUT/1.Samuel24%2C1-20

...und dann ist Frieden.

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Samstag, 15. Juni 2024
Die Verlorenen
Wenn man die Gleichnisse vom verlorenen Schaf, dem verlorenen Geldstück oder dem verlorenen Sohn liest (hinlänglich bekannt, aber bei Bedarf hier nachzulesen: https://www.bibleserver.com/NG%C3%9C/Lukas15 ) gibt es eine klassische Auslegung: Gerade die Abtrünnigen, Zweifelnden und Unentschlossenen sind Gott besonders wichtig, er bemüht sich um sie, darum soll man sie nicht verachten und wenn man selbst zu den Abtrünnigen gehört, nicht glauben, man sei für immer verloren.

Was tut man aber mit diesen Texten, wenn man mit dem personifizierten Gottesbild gar nichts anfangen kann? Wenn man bestenfalls an gute und schlechte Energien glaubt, die in dieser Welt wirken, die man teilweise beeinflussen kann, denen man aber auch manchmal machtlos ausgeliefert ist?

Ich finde auch dann haben diese Gleichnisse eine Menge zu sagen. Ich glaube ja, dass die göttliche Energie in jedem von uns schlummert und durch jeden von uns ihre Wirkung entfalten kann.

1. Wir alle sind aufgerufen, die vermeintlich Verlorenen nicht aufzugeben:
- die Menschen, die sich politisch radikalisiert haben
- Leute, die in der Arbeitswelt nicht mehr Fuße fassen können
- Süchtige, die sich selbst aufgegeben haben
- Freund:innen, die unser Vertrauen verspielt haben
- Kinder, die mit ihren Eltern gebrochen haben
- Kriminelle, denen nach abgebüßter Haftstrafe niemand mehr vertrauen mag

Das wird nicht immer ein glückliches Ende nehmen, aber man muss das Risiko des Scheiterns in Kauf nehmen, wenn man etwas erreichen will. Man muss es nur wollen.

2. Wir sind alle eingeladen, umzukehren, wenn wir uns verlaufen haben und darauf zu vertrauen, dass Menschen da sind, die uns eine zweite Chance geben. Dabei können wir ebenfalls scheitern. Aber es wird schon Menschen geben, die den göttlichen Funken in sich entfachen, wenn wir um Hilfe, Vergebung oder Vertrauen bitten. Wir müssen es nur tun.

Gönnen Sie sich einen ruhigen Sonntag, wenn Sie nicht arbeiten müssen.

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