Samstag, 11. Juli 2020
Die neue Gottlosigkeit
c. fabry, 15:14h
Um gleich eines klarzustellen: Ich glaube nicht, dass Menschen, die nicht religiös sind, in der Hölle enden. Das, was in biblischen Texten als gottlos beschrieben wird, würde ich heute mit wertebefreit, skrupellos und radikalegoistisch übersetzen.
Nur als ich den Psalm für den morgigen Sonntag gelesen habe, dachte ich sofort an die Despoten dieser Welt und ihr blödes Wahlvolk: Vorneweg Trump, aber auch Bolsonaro, Putin, Johnson, Erdogan, Orban… kommen und gehen in regelmäßigen Abständen, diese inkompetenten, selbstherrlichen, populistischen Despoten. Und die gab es wohl auch schon vor dreitausend Jahren, als folgender Psalm verfasst wurde, der dem levitischen Liedermacher Asaf zugeschrieben wird:

Ich hätte gern beide Übersetzungen nebeneinander gestellt, aber dazu bin ich technisch nicht in der Lage - darum also eins nach dem anderen.

Volxbibel überarbeitet – Psalm 73

Über die vermeintliche Unverwundbarkeit der Skrupellosen
1 Gott ist gut zu Israel, zu den Leuten, die er zu sich zählt, weil sie nicht boshaft sind.
2 Doch eine Sache hätt´ mich beinah verwirrt, hätte mich fast den Verstand verlieren lassen.
3 Ich hab Menschen, denen Gott egal ist und denen trotzdem – oder gerade deshalb - alles gelingt, beneidet.
4 Denn ich sah, dass ihr Leben qual- und sorgenfrei ist. Sie sind gesund und stark noch dazu.
5 Es geht ihnen besser als allen anderen. Während die Mehrheit leidet, leben sie beschwerdenfrei.
6 Arroganz umgibt sie wie Schmuck den Hals. Das Hemd, das sie tragen, ist Grausamkeit.
7 Sie tun, was sie wollen, und triefen vor Fett,
8 hängen den Macho raus und lästern ohne Respekt.
9 Sie reden schlecht, meinen, sie wären Gott persönlich, und freuen sich, dass ihr Geschwafel überall zu hören ist.
10 Somit schaffen sie es, das Volk mitzureißen, denn es fährt auf ihren Stil ab und besäuft sich an ihren Parolen.
11 Sie glauben nicht an Gott, doch das ist, was sie sagen: „Wie sollte Gott ’ne Peilung davon haben? Checkt der da oben denn überhaupt, was abgeht?“
12 Mühe und Stress haben sie noch nie erlebt. Trotzdem vermehrt sich ihre Kohle wie von selbst.
13 . Ich war immer ein treuer und korrekter Mensch, doch ich hab das Gefühl, das war alles für’n Arsch!
14 doch den ganzen Tag werde ich vom Schicksal geplagt. ’ne fette Reihe Sorgen ist jeden Morgen da.
15 Doch so boshafte Worte hätte ich an keinem Ort gesagt. Ich hätte Dein und mein Volk verraten und alles wofür wir eintreten.
16 Ich hab sehr viel drüber nachgedacht, doch es hat mich nur um meinen Schlaf gebracht.
17 Irgendwann ging ich an einen heiligen Ort und stellte mir ihren Untergang vor.
18 Du machst den Boden unter ihnen rutschig und bringst sie zu Fall.
19 In einem Augenblick sind die Schall und Rauch. Sie sterben mit Schrecken und Angst im Bauch.
20 Wie einen Traum, der nach dem Aufstehen Luft ist, so verachtest du, Gott, ihr Image.
21 Als ich vor Sorge und Wut Herz- und Bauchschmerzen hatte,
22 meine Güte! Was ging denn ab mit mir? Ich hab mich vor dir aufgeführt wie ein Tier.
23 Ich bleibe trotz alledem bei dir. Du hältst mich fest, so kann mir nichts passieren.
24 Du zeigst mir den Weg, denn du kennst dich aus und nimmst mich am Ende meines Lebens bei dir auf.
25 Wenn ich deine Gegenwart spüre, brauche ich keine Theorie von Himmel und Erde.
26 Selbst wenn der Tod mir mein Leben entreißt: Gott ist mein Trost, und er bleibt in Ewigkeit.
27 Die werden draufgehen, sich von dir entfernen. Du machst die mundtot, die deine Gebote verwerfen.
28 Ich komm aber näher zu dir, und das ist gut für mich. Du bist mein ganzes Glück und meine Zuversicht. Ich will es jedem erzählen, der mich fragt, was für Versprechen du uns gegeben hast.

Luther Psalm 73
Anfechtung und Trost beim Glück des Frevlers
1 Ein Psalm Asafs. Gott ist dennoch Israels Trost für alle, die reinen Herzens sind.
2 Ich aber wäre fast gestrauchelt mit meinen Füßen; mein Tritt wäre beinahe geglitten.
3 Denn ich ereiferte mich über die Ruhmredigen, da ich sah, dass es den Frevlern so gut ging.
4 Denn für sie gibt es keineQualen, gesund und feist ist ihr Leib.
5 Sie sind nicht in Mühsal wie sonst die Leute und werden nicht wie andere Menschen geplagt.

6 Darum prangen sie in Hoffart und hüllen sich in Frevel.
7 Sie brüsten sich wie ein fetter Wanst, sie tun, was ihnen einfällt.
8 Sie höhnen und reden böse, sie reden und lästern hoch her.
9 Was sie reden, das soll vom Himmel herab geredet sein; was sie sagen, das soll gelten auf Erden.
10 Darum läuft ihnen der Pöbel zu und schlürft ihr Wasser in vollen Zügen.

11 Sie sprechen: Wie sollte Gott es wissen? Wie sollte der Höchste etwas merken?


12 Siehe, das sind die Frevler; die sind glücklich für immer und werden reich.

13 Soll es denn umsonst sein, dass ich mein Herz rein hielt und meine Hände in Unschuld wasche?
14 Ich bin täglich geplagt, und meine Züchtigung ist alle Morgen da.
15 Hätte ich gedacht: Ich will reden wie sie, siehe, dann hätte ich das Geschlecht deiner Kinder verraten.
16 So sann ich nach, ob ich's begreifen könnte, aber es war mir zu schwer,
17 bis ich ging in das Heiligtum Gottes und merkte auf ihr Ende.

18 Ja, du stellst sie auf schlüpfrigen Grund und stürzest sie zu Boden.
19 Wie werden sie so plötzlich zunichte! Sie gehen unter und nehmen ein Ende mit Schrecken.
20 Wie ein Traum verschmäht wird, wenn man erwacht, so verschmähst du, Herr, ihr Bild, wenn du dich erhebst.
21 Als es mir wehe tat im Herzen und mich stach in meinen Nieren,
22 da war ich ein Narr und wusste nichts, ich war wie ein Tier vor dir.
23 Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,
24 du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an.

25 Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde.

26 Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. 27 Denn siehe, die von dir weichen, werden umkommen; du bringst um alle, die dir die Treue brechen.
28 Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte / und meine Zuversicht setze auf Gott den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun.

Henry XIII:, Ich sag nur Louis XIV., Wilhelm II:, Mussolini, Hitler, Stalin, Saddam, Gaddafi, Bin Laden, …
Das Unrecht muss täglich aufs Neue niedergerungen werden. Im Großen wie im Kleinen – auch in der Provinz, im Betrieb, im Bekanntenkreis...
Und die Hoffnung stirbt zuletzt.
Schönen Sonntag Euch und Ihnen allen.

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