Sonntag, 1. Oktober 2017
Anarchische Christliche Kirche – 10 Thesen:
Präambel

Warum eine anarchische christliche Kirche? Was soll das? Ist das die Antwort auf den weltweiten Terror im Namen des Islam? NEIN!
Es geht nur um eines: sich mit möglichst vielen Christinnen und Christen zusammenzutun und sich als Glaubensgemeinschaft weiterzuentwickeln und das frei von Hierarchien, Gruppenzwang und Denkverboten.

Anarchie bedeutet keineswegs Chaos und Gewalt, sondern die Abwesenheit von Herrschaft. Kein Mensch soll über einen anderen Menschen Gewalt haben, kein Mensch soll sich einem anderen unterwerfen. Das ist ein uraltes jüdisches Prinzip. Im Alten Testament bekam das Volk Israel lange keinen König, weil das nicht der göttlichen Ordnung entsprach. Es galt als Gotteslästerung, sich vor einem Herrscher in den Staub zu werfen. Ein Glaube, der die Würde des Menschen zu einem hohen Gut erklärt.

Diese Tradition hat Jesus von Nazareth wieder aufgenommen. Er konzentrierte sich aufs Wesentliche: Nächstenliebe, Demut und Gottvertrauen. Heute kann man das ebenso mit Empathie, Achtsamkeit und Grundoptimismus ausdrücken.

Vor genau 500 Jahren versuchte ein zorniger junger Mann, Missstände in der Kirche aufzuzeigen und zu beseitigen. Er hatte viele gute Absichten, aber dann ging er auch dazu über, zu maßregeln, Andersdenkende zu verfolgen und seine Unterstützer zu verraten.
Reformation sollte ein Dauerauftrag sein und der 500. Jahrestag ist eine gute Gelegenheit, daran zu erinnern

Wer Lust hat, sich über Fragen des Glaubens, der Spiritualität etc. auszutauschen, soll das hier bitte tun. Nur, wer sich berufen fühlt, den Unwissenden die Welt zu erklären, sollte bleiben, wo die Gewürzpflanzen sprießen.
Wir wissen nichts, aber es ist schön, sich gemeinsam auf die Suche zu machen.
Daher nun die folgenden zehn Thesen (Es müssen ja nicht gleich wieder 95 sein :-)

31. Oktober 2017 C. Fabry

10 Thesen

1) Niemand hat das Recht, über jemand anderen zu entscheiden, ihm Vorschriften zu machen oder etwas zu verbieten.

2) Es gibt keine allgemeinverbindliche Wahrheit, jeder glaubt das, was er will und darf dies frei äußern.

3) Jeder hat den Anspruch an sich selbst, andere so zu behandeln, wie er selbst behandelt werden möchte. Es versteht sich von selbst, dass dies in reflektierter Weise geschehen muss und nicht in so oberflächlichen Interpretationen wie: „Ich würde von xy gern geküsst werden, also küsse ich xy.“.

4) Grundlage der Anarchischen Christlichen Kirche sind die Evangelien, sowie alle anderen Bücher des Alten und des Neuen Testamentes. Die Texte sollten aber nicht dogmatisch zum Maß aller Dinge erhoben werden, sondern als Grundlage der theologischen, spirituellen und ethischen Auseinandersetzung dienen.

5) Die Anarchische Christliche Kirche erhebt keinen Anspruch auf Wahrheit oder Alleinstellung; andere freie, christliche Bewegungen sind ein Ausdruck von Vielfalt und Lebendigkeit.

6) Besonders willkommen sind jene, die die Gier kategorisch ablehnen, vor allem was sie selbst betrifft.

7) Die Mitgliedschaft in der Anarchisch Christlichen Kirche ist kostenlos. Wer dazu gehören will, gehört dazu. Wenn eine große Mehrheit Äußerungen Einzelner ablehnt, kann sie dies einfach öffentlich äußern. Menschenverachtende Beiträge, Aufrufe zu Gewalt etc. werden allerdings so schnell wie möglich gelöscht.

8) Alle Entscheidungen innerhalb der Anarchisch Christlichen Kirche geschehen auf der Grundlage freier Vereinbarungen. Wenn Mitglieder zum Beispiel einen Verein gründen, um einen eigenen Versammlungsort anzumieten, werden keine einzelnen Entscheidungsträger gewählt, sondern bestenfalls Arbeitsaufträge verteilt.

9) Wenn das Experiment der Anarchisch Christlichen Kirche scheitert, kann sie sich jederzeit auflösen. Die Erfahrung zeigt, dass komplexe Organisationen Gefahr laufen, zum Selbstzweck zu verkommen.

10) Wer in der Anarchisch Christlichen Kirche Mitglied sein möchte, muss deswegen keine andere kirchliche Mitgliedschaft aufgeben, denn alle Christinnen und Christen gehören ja grundsätzlich demselben Bekenntnis an.

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