Samstag, 5. Oktober 2019
Erntedank


Für die Kartoffeln
und die unverhofften Kürbisse
für die unerwarteten Wendungen
und das Lachen, das alles erzittern lässt
für die saftigen Birnen
und die Pflaumen ohne Wurm
das gelbe Meer der Mirabellen, das das Gras vor dem Austrocknen bewahrte
und den Durst der Vögel und Insekten stillte
und so viele Gläser mit Marmelade füllte
für die wertschätzenden Blicke
und die innigen Umarmungen
für die gierigen Schafe und Hühner
für die seidenweiche Katze und ihre Geschenke
für die prallen Rispen roter Johannisbeeren, unter denen die Zweige sich bogen
und die Minze, die sich ihren Raum zurückerobert hat
für die begeisterungsfähigen Kinder
und die neugierigen Teenager
für reife Äpfel an der Straße
für heißen Apfelkuchen
und schöne Träume
für die volle Kirche
und die gute Presse
für meine Lieblingsblogs
und für ihre Verfasser
für die Topinamburblüten, die leuchtend in den Himmel ragen:
kleine Sonnen im gebräunten Herbst
für Giuseppe Tornatore
und für Baaria: den Film und die Stadt
überhaupt für Italien. Wer hat sich das nur ausgedacht?
Für mein Leben
und für alle, die ich liebe.
Halleluja!
Danke.
Amen

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 29. September 2019
Zaubern ist Firlefanz - Zum Predigttext an Michaelis: Lukas 10, 17-20
Rückkehr der Zweiundsiebzig
17 Die Zweiundsiebzig aber kamen zurück voll Freude und sprachen: Herr, auch die Dämonen sind uns untertan in deinem Namen.
18 Er sprach aber zu ihnen: Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz.
19 Seht, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und Macht über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch schaden.
20 Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.

Zum Hintergrund: Die 72, von denen hier die Rede ist sind Jünger, die Jesus paarweise ausgesandt hat, um in seinem Namen zu predigen, zu heilen, zu segnen.

Sicher hatten diese Wanderprediger-Greenhorns gehörig Respekt vor der Aufgabe, die Jesus ihnen gestellt hatte. Es stand zu befürchten, mindestens beschimpft und ausgelacht zu werden, es war auch möglich, dass man Prügel bezog oder einem Anschlag zum Opfer fiel – es gab auch damals schon jede Menge religiöser Fundamentalisten und Fanatiker. Sicher hatten sie Angst um ihre eigene Sicherheit und Angst, ihren Meister zu enttäuschen.

Nun hatte aber wohl alles gut geklappt, sie hatten viele ermutigende Erfahrungen gemacht und sie kehrten mit gestärktem Selbstvertrauen zurück wie ein Teenager von der ersten großen, selbständigen Reise ans andere Ende der Welt.
Sie hatten erlebt, dass es ihnen gelungen war, Dämonen auszutreiben, was auch immer wir uns heute darunter vorstellen mögen und davon berichteten sie nun voller Stolz und Begeisterung. Aber Jesus fand das mit den Dämonen eher irrelevant. Dämonen austreiben, ist doch Firlefanz. Die können sowieso nichts. Nicht einmal ihr Chef kann sich im Himmel halten, ist einfach runtergefallen, kopsdibolter, wie ein Blitz.
Jesus erklärt, dass er sie mit einer besonderen Kraft ausgestattet hat, wie mit einem Schutzzauber, egal in welche Gefahr sie sich begeben, nichts kann ihnen passieren, nicht einmal wenn sie auf so hochtoxische Geschöpfe treten wie Schlangen oder Skorpione und egal, was der Feind (also der Satan, der Teufel, das Böse, die dunkle Seite der Macht, Sauron, Morgoth, Voldemort, Beelzebub, Luzifer, schlicht: das Böse) versucht, um sie von ihrem Weg abzubringen, er kann nur scheitern. Ich denke, das mit den Schlangen und Skorpionen war symbolisch gemeint, ausprobiert haben wird das keiner, wenn er schlau war. Gibt auch keinen Schutzzauber gegen Verkehrsunfälle, unglücklichen Begegnungen mit besonders aggressiven Menschen oder aggressiven Erkrankungen, die einen dahinraffen. Aber gegen den Einfluss des Bösen kann man sich wappnen. Und dann drückt Jesus seine ganze Verachtung gegenüber der Fähigkeit des Geisteraustreibens in einem Satz aus:
Es ist nicht wichtig, dass ihr bösen Geistern befehlen könnt, was sie tun sollen. Freut euch stattdessen darüber, dass Euer Platz im Paradies fest gebucht ist.

Menschen lassen sich leicht verführen. Mehr haben als alle anderen, das ist hochattraktiv. Mehr Macht zu besitzen als alle anderen euphorisiert. Aber das ist gar nicht gut, das ist eigentlich etwas Schlechtes, das ist ja genau das, mit dem der Satan seine Opfer ködert: Spiel nach meinen Regeln und ich gebe dir Macht. Macht zu haben ist aber nicht wesentlich, jedenfalls nicht unermesslich. Jesus gibt seinen Jüngern ein gesundes Maß davon, so viel sie brauchen, um gut durchs Leben zu kommen, um ihren Auftrag zu schaffen. Und wenn sie das alles tun, was Jesus von ihnen verlangt, dann ist ihnen der Platz im Himmel sicher.

Tun, was Jesus verlangt, das können Christen heute auch. Wer halbwegs im Thema ist, weiß´auch, was damit gemeint gemeint ist.
Und der Himmel? Wo ist der denn und will ich überhaupt da hin? Ja will ich. Ich will mich gut aufgehoben fühlen, nicht leiden müssen, Glück und Freude empfinden, wodurch auch immer. Das wollten Menschen schon immer. Diese innere Leichtigkeit und Zufriedenheit, nichts mehr müssen, nichts mehr ersehnen, so könnte der Himmel ausehen.

Und Jesus sagt, es gibt nur einen Weg, diesen Zustand zu erreichen: Für andere zu sorgen, statt nur für sich selbst. Zu seinen Überzeugungen zu stehen und auch dann das Richtige zu tun, wenn man auf Widerstände stößt. Denen, die falsch handeln, eine deutliche Ansage machen. Gegenüber denen, die gut zu einem sind, nicht unverschämt werden, sondern bescheiden, höflich und wetschätzend annehmen, was sie einem bieten. (Kann man in den Versen 1-12 des 10. Kapitels nachlesen)
Oder Schlicht, wie Thich Nhat Hanh es ausgedrückt hätte: In jeden deiner Schritte Frieden legen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 21. September 2019
Pippi, Heldin des Alltags
In unserem heutigen Festgottesdienst zum Thema Superhelden - Helden des Alltags tritt unter anderem Pippi Langstrumpf auf und stellt sich vor. Der Predigttext ist die Stillung des Sturms (Markus 4,35-41) in diesem Blog bereits am 02.04. ausführlich besprochen. Lesen Sie hier, was meine imaginierte Pippi von sich zu sagen hat:

Tallahitallahatallahopsasa

Ich sehe schwach aus, so klein wie ich bin mit meinen dünnen Armen. Ja und so wie ich aussehe, könnte man meinen, dass mich alle ärgern. Rote Haare, iiiiiiiiiiiii! Sommersprossen, iiiiiiiiiiiiiiiii! Und meine Kleidung ist ja gar nicht so ordentlich, wie es sich für eine feine Dame gehört. Und eine anständige Frisur habe ich auch nicht.

Aber ich bin stark. Weil ich weiß, was ich will. Weil ich mache was ich will und was ich für richtig halte. Weil ich keine Angst habe und mich etwas traue. Weil ich an mich selbst glaube, weil ich glaube, dass ich alles schaffen kann. Es gibt nichts, was nicht geht. Ich finde immer einen Weg. Und wenn ich es allein nicht schaffe, dann hole ich mir Hilfe. Ich sorge dafür, dass ich gute Freunde habe. Dafür bin ich aber auch immer für meine Freunde da, ich lasse sie nie im Stich.

Tommi weiß das, der glaubt an mich. Tommi ist sich immer ganz sicher, dass ich weiß was ich tue, wozu es gut ist, wo ich hinwill. Und Tommi glaubt auch ganz fest, dass ich schaffe, was ich mir vornehme.
Annika ist da anders. Annika hat immer Angst. Und Zweifel. Ganz große Zweifel. Ob man das überhaupt darf, was wir da tun. Ob wir uns nicht öfter waschen müssen. Ob das, was wir vorhaben, nicht zu gefährlich ist, ob etwas, das ich mir überlegt habe, überhaupt funktioniert.

Ich mag Annika trotzdem gerne. Denn sie findet es immer gut, wenn ich das Wichtigste tue, von dem was ich tue: Die Schwachen, die von den Starken gejagt, ausgelacht oder verprügelt werden, die rette und beschütze ich.

Aber ich kann auch nicht immer alle sofort retten. Manchmal muss ich mich ausruhen, ganz lange schlafen. Und wenn ich schlafe, dann schlafe ich. Aber danach bin ich wieder zu allen Heldentaten bereit. Und wenn du nicht gemein zu anderen bist, dann kannst du gern mein Freund sein.

Tallahitallahatallahopsasa

... link (1 Kommentar)   ... comment