Sonntag, 14. Oktober 2018
Und wofür sind Sie dankbar?
Am vergangenen Sonntag feierten Christen das Erntedankfest, ursprünglich ging es dabei vor allem um das Existenzielle, die Dankbarkeit, dass es etwas zu Ernten gegeben hatte, die Vorräte endlich wieder aufgefüllt und der Hunger erst einmal kein Thema mehr war.

In den westlichen Industrienationen erfährt Nahrung keine große Wertschätzung, denn sie ist reichlich vorhanden. Trotzdem ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass das keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist, genauso wenig wie so viele andere Dinge im Leben.

Ich bin dankbar für meine Familie, meine Haustiere, dass ich in einem schönen Haus wohnen darf und viel Platz habe, bin dankbar für meinen unbefristeten Job, der mir auch noch Spaß macht, wo ich immer wieder interessante und nette Menschen treffe, die mich auch für die entschädigen, die ich nicht ausstehen kann und die an meinen Nerven zerren. Ich bin dankbar dafür, dass ich weitestgehend gesund bin, für den blauen Himmel und das Vertrauen, dass auch wieder Regen fallen wird (auch wenn es in diesem Jahr alarmierend wenig war). Für den Wechsel der Jahreszeiten und all die guten und spannenden Erfahrungen in meinem Leben, entspannte, aber auch spektakuläre Urlaube. Ich bin dankbar, dass ich in einer Demokratie leben darf und in einem Land, das wirtschaftlich stark ist, auch wenn ich oft ein schlechtes Gewissen habe, dass das auf Kosten Anderer geht. Ich bin dankbar für fließend warm Wasser, das auch noch trinkbar und sauber ist und dass ich immer genug zu heizen habe. Und für die Kleidung. Und für all die Menschen, die ich liebe.

Und Sie oder Ihr?

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Sonntag, 7. Oktober 2018
Liebe
"Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, dass ihr die Liebe nicht aufweckt und nicht stört, bis es ihr selbst gefällt."
Lesung Hoheslied 8, 4

Sonja kriegt immer rote Ohren, wenn Louis sie angrinst. Luna findet, es ist Zeit, den beiden auf die Sprünge zu helfen und Louis zu stecken, dass Sonja auf ihn steht, damit er mal was macht.

Johann verbringt gern viel Zeit mit Max. Manchmal fragt er sich, ob er sich nicht doch eher zu Männern hingezogen fühlt als zu Frauen, aber er hat überhaupt keine Ahnung, wie das bei Max ist, darum ist er auch ziemlich pissig, wenn jemand von außen Witze macht, dass die beiden wie ein schwules Pärchen rüber kommen.

Janine ist schon lange scharf auch Lukas, aber sie ist sehr vorsichtig und lässt es ganz langsam angehen. Nach einem halben Jahr tut sie einen mutigen Schritt, sie lädt ihn zum Geburtstag ein und er sagt zu. Zwei Tage später erzählt ihr eine Freundin, dass eine andere Freundin Lukas anvertraut hat, Janines Geburtstagsparty werde sterbenslangweilig und sie gehe auch nur da hin, weil sie sie so lange kenne und nicht verletzen wolle.

Karsten hatte noch nie eine Freundin, seine Kumpels sind alle schon lange in festen Händen. Adrian organisiert einen lustigen Abend zu viert: Karsten, Adrian, Adrians Freundin und eine Freundin der Freundin, die noch Single ist.

Sabrina und Carina sind unzertrennliche Freundinnen – seit kurzem sind sie auch ein Liebespaar, möchten das aber noch nicht an die große Glocke hängen. Nun hat Irina sie aber beim Küssen beobachtet und erzählt das überall rum.

Obwohl Niklas und Anna-Lena kein Paar sind, machen sie oft etwas zusammen, so oft, dass es allen auffällt. Ständig müssen sie sich zweideutige Bemerkungen anhören und scheele Blicke ertragen.


Wie steht ihr zu diesem Vers, der sagt, dass man die Liebe weder aufwecken noch stören soll, bis es ihr selbst gefällt? Könnt Ihr damit etwas anfangen? Mir fällt dazu ein Bild von einem zarten Pflänzchen ein. Die allzu Eifrigen, die den vermeintlich bei der Liebe zu langsam Vorgehenden auf die Sprünge helfen wollen, wirken wie zu viel Dünger, das zarte Pflänzchen kann das gar nicht verarbeiten und verbrennt. Die Spötter und Lästerer, die sich nicht raushalten können, ihre Beobachtungen unbedingt rausschreien müssen, um sich überlegen zu fühlen, sind wie achtlose Tölpel, die einfach alles platt trampeln. Das Pflänzchen wird zerdrückt oder geknickt und stirbt.

Ich habe dazu dieses Gebet formuliert:

Gott, unser Schöpfer und Begleiter,
wir danken Dir, dass Du uns die Liebe gegeben hast,
sie macht unser Leben reich, aufregend, warm und fröhlich.

Manchmal ist die Liebe auch eine schmerzliche Erfahrung,
dann würden wir gern auf sie verzichten.

Obwohl wir wissen, wie stark das Gefühl der Liebe sein kann,
nehmen wir sie bei anderen Menschen oft nicht ernst,
lachen sie aus, demütigen und verletzen sie.

Gib uns gegenüber anderen die Feinfühligkeit, die wir selbst erleben möchten.
Schenk uns und allen Menschen ein Leben voll von Liebe,
voll von guten und auch schwierigen Erfahrungen,
so dass wir am Ende unseres Lebens sagen können,
dass die Liebe unser Leben erfüllt hat.
Amen

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Sonntag, 30. September 2018
Ohne Ansehen der Person
Dem Predigttext für diesen Sonntag in der Übertragung der Volxbibel habe ich nichts hinzuzufügen:

„Die Position in der Gemeinde ist egal

1 Ihr Lieben! Vertraut Gott, wie es Jesus auch getan hat. Er ist unser großer fantastischer Chef.
2 Stellt euch jetzt mal vor, in eure Gemeinde kommt ein feiner Pinkel im Armani-Anzug und mit einer Rolex am Arm zum Gottesdienst. Und gleich dahinter kommt ein armer Penner zu euch, der sich einen Monat nicht gewaschen hat.
3 Wie würdet ihr reagieren? Der Typ mit viel Kohle würde sofort einen Platz in der ersten Reihe angeboten bekommen! Der stinkende Penner würde vermutlich einen Platz auf dem Fußboden abkriegen, am besten in irgendeiner Ecke.
4 Meint ihr, dass es wirklich okay ist, solche Unterschiede zu machen? Meint ihr, dass es gut ist, nach diesen Maßstäben zu beurteilen und zu richten?
5 Hört mal gut zu, ihr Lieben! Hat Gott nicht gerade die Menschen ausgesucht, die nach den Maßstäben der Welt ganz unten sind? Diese Typen sind für ihn durch ihr Vertrauen reich und wertvoll geworden! Er will den Menschen alles vererben, was er besitzt, denen, die in ihn verknallt sind.
6 Wie kommt es, dass die Penner und die Leute ohne Kohle bei euch nichts zählen? Wer macht euch denn eigentlich Probleme? Sind das nicht die Menschen, die eh viel Geld haben? Das sind doch die Leute, die euch verklagen und vor Gericht zerren!
7 Gerade das sind doch die Leute, die sich über Jesus lustig machen. Sie lästern über denjenigen, zu dem ihr gehört.
8 Wenn ihr allerdings das wichtigste Gesetz von Gott ernst nehmen würdet, dann wäre das eine gute Entscheidung. „Liebe die Menschen, mit denen du zu tun hast, so sehr, wie du dich selber liebst.“
9 Wenn ihr einen Menschen danach beurteilt, wie wichtig und toll er ist, dann steht das zwischen euch und ihm. Das will Gott nicht, es verstößt gegen seine Gesetze.
10 Wenn sich jemand an alle Gesetze hält, aber gegen ein einziges verstößt, dann hat er alle Gesetze gleichzeitig gebrochen.
11 Gott hat ja die Ansage gemacht: „Du sollst deinem Ehepartner treu sein!“ Aber er sagte auch: „Du sollst niemanden töten!“ Wenn du jetzt ehemäßig treu bist, aber jemanden tötest, dann hast du das Gesetz ja trotzdem gebrochen und bist schuldig.
12 Darum sollt ihr so reden und handeln wie Menschen, die wissen, dass sie nach diesem Gesetz beurteilt werden, das uns wirklich frei macht.
13 Wer selber nichts verzeihen kann, dem wird bei der letzten Gerichtsverhandlung auch nichts verziehen werden. Wer selber viel verzeiht, für den gilt: Die Liebe besiegt sogar das Gericht.“
Amen

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