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Donnerstag, 10. Mai 2018
Vatertagspredigt
c. fabry, 15:40h
Für alle, die das aus dem Blick verloren haben: An Vatertag ist offiziell Christi Himmelfahrt. Als ich ein kleines Kind war, habe ich die Geschichte vom auferstandenen Jesus, der einfach so auf einer Wolke wie im Fahrstuhl zum Himmel rauf fährt, einfach so geglaubt. In der späteren Kindheit hatten wir dann alle eine Ahnung davon, dass sich das womöglich etwas anders zugetragen hatte und in der Bibel schön ausgeschmückt wurde.
Als Jugendliche mit dem Zukunftsplan, Theologie zu studieren, mit dem Anspruch, Religion und Wissenschaft unter einen Hut zu kriegen, erklärte ich mir die Geschichte so, dass Jesus mit den Jüngern auf einen Berg ging, Nebel aufkam, er in der dampfenden Wolke davon ging und dass er, als der Dunst sich verzog, scheinbar plötzlich verschwunden war.
Worüber ich aber lange nicht nachdachte, war, was diese Geschichte überhaupt bedeutet. Mittlerweile interessiert mich nicht mehr, ob sich Dinge, die in der Bibel beschrieben wurden, tatsächlich so oder ähnlich zugetragen haben. Die Theologinnen sind sich weitestgehend einig, dass es sich zum großen Teil um fiktive Literatur handelt, überlieferte Sagen und Mythen, die den Menschen erklären sollen, wie das Leben funktioniert, was förderlich für das Zusammenleben ist und welches Verhalten vermieden werden sollte.
Da ich nicht glaube, dass das nekrotisierende Gewebe des Jesus von Nazareth nach drei Tagen plötzlich wieder stoffwechselte und ich das auch für irrelevant halte, glaube ich natürlich auch nicht, dass er noch einmal 40 Tage mit seinen Jungs um die Häuser zog und dann auf einer Wolke entschwebte.
Liegt hier vielleicht der Ursprung der Vatertags-Tradition? Mit den Jungs um die Häuser ziehen und sich schließlich bierselig der Illusion hingeben, auf einer Wolke all dem Ungemach des irdischen Daseins zu entschweben? Kann da mal bitte jemand zu forschen?
Aber Scherz beiseite. Natürlich enthält die Erzählung von Himmelfahrt eine Botschaft. Zur Erinnerung, hier der Text aus der Apostelgeschichte 1 aus der Einheitsübersetzung:
Weisungen und Himmelfahrt des Auferstandenen
4 Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt!
5 Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft werden.
6 Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?
7 Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat.
8 Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.
9 Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.
10 Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen
11 und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.
12 Dann kehrten sie von dem Berg, der Ölberg genannt wird und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück.
Neben der Ankündigung des Pfingstwunders, einer Absage an die präzise Zeitangabe, wann das Reich Gottes auf Erden anbricht und der Zusage, dass Jesus so wiederkommen wird, wie er verschwunden ist – was mich zugegebenermaßen gerade nicht so interessiert – liegt das Wesentliche in dieser Geschichte für mich in ihrem Aufforderungscharakter endlich erwachsen und selbständig zu werden, statt kuhäugig hinter dem großen Meister herzutrippeln und dümmlich an seinen Lippen zu hängen, ihm die Füße zu küssen, die Tasche zu tragen oder sich sonst so wie Kleinkinder an ihn anzubiedern, um die Aufmerksamkeit, Liebe und Anerkennung zu bekommen, nach der man sich sehnt.
Die Jünger (und vermutlich auf die Jüngerinnen) sind nach drei Jahren praktischer Ausbildung jetzt selber fähig, das Gelernte weiterzugeben, damit es sich wie eine Lawine über die ganze Welt ergießen kann. Wäre Jesus einfach dageblieben, wäre das Christentum eine kleine verkackte Sekte verlauster Anhänger im staubigen nahen Osten geblieben.
Ein erwachsener Glaube bedeutet, die guten Ideen, die sich in den Evangelien finden, nicht nur im eigenen Leben umzusetzen, so gut es eben geht, sondern auch, es mitzuteilen. Am besten gelungen ist das J.K Rowling mit den Harry Potter-Büchern, die prall gefüllt mit christlichen Botschaften die weltweiten Verkaufszahlen sogar der Bibel überschritten haben und erst Recht die Zahl der Leserinnen. J.K. Rowling hat nur aufs Copyright geschissen, damit die Säkularen und Andersgläubigen nicht vor der Lektüre zurückschrecken. Wer sich näher damit befassen möchte, dem empfehle ich „Harry Potter trifft Gott – das Evangelium von Hogwarts“ von Peter Ciaccio, einem italienischen, evangelischen Theologen und Pfarrer.
Und wer sich vor dem Verkündigen anlässlich des Gedenkens an den Aufruf dazu, gehörig Mut antrinken muss und dazu mit den Kumpels um die Häuser ziehen will, der soll das meinetwegen tun.
Als Jugendliche mit dem Zukunftsplan, Theologie zu studieren, mit dem Anspruch, Religion und Wissenschaft unter einen Hut zu kriegen, erklärte ich mir die Geschichte so, dass Jesus mit den Jüngern auf einen Berg ging, Nebel aufkam, er in der dampfenden Wolke davon ging und dass er, als der Dunst sich verzog, scheinbar plötzlich verschwunden war.
Worüber ich aber lange nicht nachdachte, war, was diese Geschichte überhaupt bedeutet. Mittlerweile interessiert mich nicht mehr, ob sich Dinge, die in der Bibel beschrieben wurden, tatsächlich so oder ähnlich zugetragen haben. Die Theologinnen sind sich weitestgehend einig, dass es sich zum großen Teil um fiktive Literatur handelt, überlieferte Sagen und Mythen, die den Menschen erklären sollen, wie das Leben funktioniert, was förderlich für das Zusammenleben ist und welches Verhalten vermieden werden sollte.
Da ich nicht glaube, dass das nekrotisierende Gewebe des Jesus von Nazareth nach drei Tagen plötzlich wieder stoffwechselte und ich das auch für irrelevant halte, glaube ich natürlich auch nicht, dass er noch einmal 40 Tage mit seinen Jungs um die Häuser zog und dann auf einer Wolke entschwebte.
Liegt hier vielleicht der Ursprung der Vatertags-Tradition? Mit den Jungs um die Häuser ziehen und sich schließlich bierselig der Illusion hingeben, auf einer Wolke all dem Ungemach des irdischen Daseins zu entschweben? Kann da mal bitte jemand zu forschen?
Aber Scherz beiseite. Natürlich enthält die Erzählung von Himmelfahrt eine Botschaft. Zur Erinnerung, hier der Text aus der Apostelgeschichte 1 aus der Einheitsübersetzung:
Weisungen und Himmelfahrt des Auferstandenen
4 Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt!
5 Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft werden.
6 Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?
7 Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat.
8 Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.
9 Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.
10 Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen
11 und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.
12 Dann kehrten sie von dem Berg, der Ölberg genannt wird und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück.
Neben der Ankündigung des Pfingstwunders, einer Absage an die präzise Zeitangabe, wann das Reich Gottes auf Erden anbricht und der Zusage, dass Jesus so wiederkommen wird, wie er verschwunden ist – was mich zugegebenermaßen gerade nicht so interessiert – liegt das Wesentliche in dieser Geschichte für mich in ihrem Aufforderungscharakter endlich erwachsen und selbständig zu werden, statt kuhäugig hinter dem großen Meister herzutrippeln und dümmlich an seinen Lippen zu hängen, ihm die Füße zu küssen, die Tasche zu tragen oder sich sonst so wie Kleinkinder an ihn anzubiedern, um die Aufmerksamkeit, Liebe und Anerkennung zu bekommen, nach der man sich sehnt.
Die Jünger (und vermutlich auf die Jüngerinnen) sind nach drei Jahren praktischer Ausbildung jetzt selber fähig, das Gelernte weiterzugeben, damit es sich wie eine Lawine über die ganze Welt ergießen kann. Wäre Jesus einfach dageblieben, wäre das Christentum eine kleine verkackte Sekte verlauster Anhänger im staubigen nahen Osten geblieben.
Ein erwachsener Glaube bedeutet, die guten Ideen, die sich in den Evangelien finden, nicht nur im eigenen Leben umzusetzen, so gut es eben geht, sondern auch, es mitzuteilen. Am besten gelungen ist das J.K Rowling mit den Harry Potter-Büchern, die prall gefüllt mit christlichen Botschaften die weltweiten Verkaufszahlen sogar der Bibel überschritten haben und erst Recht die Zahl der Leserinnen. J.K. Rowling hat nur aufs Copyright geschissen, damit die Säkularen und Andersgläubigen nicht vor der Lektüre zurückschrecken. Wer sich näher damit befassen möchte, dem empfehle ich „Harry Potter trifft Gott – das Evangelium von Hogwarts“ von Peter Ciaccio, einem italienischen, evangelischen Theologen und Pfarrer.
Und wer sich vor dem Verkündigen anlässlich des Gedenkens an den Aufruf dazu, gehörig Mut antrinken muss und dazu mit den Kumpels um die Häuser ziehen will, der soll das meinetwegen tun.
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Samstag, 28. April 2018
Kruzifixismus
c. fabry, 21:37h
Ist jetzt nicht brandaktuell, war am Mittwoch oder Donnerstag schon Thema im Tagesgespräch auf WDR 5, aber ich komm da noch nicht so ganz drüber weg, dass der Söder, diese Ratte, in Bayern das Christentum quasi zur Staatsreligion erklärt, nur damit die bayrischen Fascho-Kanalratten CSU statt AfD wählen und er den Erfolg für sich verbuchen kann. Mal hübsch alle Ungläubigen und Andersgläubigen zu Außenseitern erklären, damit die sich nicht womöglich integrieren und man sie dann nicht wieder loswird. Macht der einen auf christlich, dieser feistgesichtige Menschenverachter und als Selbstbelohnung für seinen „gelungenen“ Schachzug, geht er vermutlich mit seinen Spezis in den Puff, lässt sich im Whirlpool von katholischen Ostblock-Blondinen verwöhnen und lässt das perlende Weißbier kühlend durch die heiße Kehle rinnen. Ja, ich gebe zu, das ist ein unsachliches Vorurteil, aber beim Anblick von Söder drängen sich diese Bilder zwangsläufig auf. Für mich muss niemand christliche Symbole öffentlich aufhängen. Und wenn, warum muss es dann ausgerechnet immer das Kreuz sein? Das ist ein Folterinstrument. Kann man nicht wenigstens Fische nehmen? Oder Tauben? Oder einen Regenbogen? Oder Sonne, Mond und Sterne?
Assalamu Aleykum, Shabbat Shalom, Namaste und Gesegneten Sonntag
Assalamu Aleykum, Shabbat Shalom, Namaste und Gesegneten Sonntag
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Sonntag, 22. April 2018
Gierige Kinder
c. fabry, 20:26h
„Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?“ Matthäus 6,26
In der letzten Woche habe ich mit 18 Mädchen Muffins gebacken. Es gab zwei Teams, die unter Anleitung den Teig zusammenrührten und in die Form füllten. Eine Gruppe wurde von mir betreut, die andere von zwei Nachwuchsmitarbeiterinnen. Die Mädchen waren zwischen 8 und 10 Jahren alt. Vorneweg muss ich erklären, dass ich diese Kinder sehr mag, dass es mit ihnen keine nennenswerten Disziplinprobleme gibt, sie sind zwar gelegentlich kackfrech und äußerst lebhaft, aber das dürfen sie ja auch, wenn aber entsprechende Signale kommen, werden sie schnell still und hören konzentriert zu, zumindest 3-5 Minuten.
Kaum begannen die Backarbeiten, breitete sich der Dämon Angst-vor-Übervorteilung in ihren Gemütern aus und nahm sie vollständig in Besitz.
„Natalie hat schon gerührt und jetzt will sie ein Ei aufschlagen und ich habe noch gar nichts gemacht!“
„Ey, warum klaust du unseren Zucker?!“
Intelligenten Kindern mangelt es urplötzlich an der Vorstellungskraft, dass es ja eine Tüte Zucker für beide Gruppen geben könnte, die man sich teilen muss.
Als die erste Rutsche Muffins endlich im Ofen war, gingen die Ehrenamtlichen mit der Rasselbande draußen Verstecken spielen und ich räumte auf und machte die zweite Teigladung ofenfertig.
Nach 25 Minuten kamen die ersten Kuchen aus dem Ofen. Mein Team hatte die Förmchen ordnungsgemäß befüllt (zwei Drittel des Volumens), das andere Team hatte die Manschetten voller gemacht und darum wucherten ihre Kuchen nun wie üppige Waldpilze über die Form, was zugegebenermaßen erheblich appetitlicher aussah, als die angepassten Manschetten-Zöglinge.
Sofort hatte mein Team Pippi in den Augen: „Wieso sind die Muffins von den anderen viel größer?!? Das ist gemein!!!“
Das Gewinnerteam grinste selbstzufrieden in sich hinein und begann die protzigen Angeber-Küchlein mit reichlich Tand zu verzieren.
Ich erklärte ihnen in aller Ruhe: „Das liegt nur daran, dass dieses Team in der ersten Runde mehr Teig eingefüllt hat. In der zweiten Runde, werden eure Muffins größer, und die anderen haben nur ein paar gebackene Pralinen.“
Skepsis auf den noch immer schmollenden Gesichtern und panische Angst, beim Verziermaterial nur Loser-Streusel zu bekommen und nicht die coolen Kulleraugen oder die bessere Couverture.
Es wurde immer verrückter. Jede Gruppe war zu neunt und hatte zwölf Muffins. Es gibt immer wieder Kinder, die dann den Nerv haben, zu fragen: „Darf ich noch eins machen? Da sind ja noch welche übrig.“
„Nein, darfst du nicht, es sind ja nur drei übrig, die müsst ihr euch teilen.“
Teilen?!? Wie denn? Drei durch neun? Das geht doch gar nicht.
Na gut, dritte und vierte Klasse Grundschule, die können nur mit ganzen Zahlen rechnen. Wären sie aber aktuell nicht so sehr damit beschäftigt von Gier zerfressen zu sein, könnten sie vielleicht trotzdem schon zu dem Schluss gelangen, dass Neun Kinder geteilt durch drei Muffins drei Kinder pro Muffin ergibt und man so ein Küchlein ja in drei Teile teilen kann.
Schließlich war die zweite Rutsche fertig gebacken. Mein Team war hochzufrieden, etwa so wie die hoch aufgegangenen Muffins. Nun schrie das andere Team verzweifelt und entrüstet: „Ey! Warum sind unsere Muffins so klein und die anderen so groß?!? Das ist ungerecht!!!“
„Nein“, widersprach ich, erfolglos um Fassung bemüht, „das ist überhaupt nicht ungerecht, das kommt so, wenn man im ersten Gang mehr als die Hälfte des Teigs verbackt, dann werden die Kuchen beim zweiten Blech kleiner. Die anderen hatten in der ersten Runde die kleineren Muffins, jetzt ihr. Also hört auf rumzuheulen, ihr seid doch nicht doof!“
Ich war echt bedient und begann allergische Reaktionen gegen Kinder zu entwickeln.
Endgültig den Kaffee auf hatte ich, als das Gegenteil von meinem Lieblingskind fragte: „Darf ich dann drei Muffins mit nach Hause nehmen?“
„Nein warum solltest du? Ihr sollt euch die übrigen Muffins teilen.“
„Ja, aber ich habe den zweiten ja schon verziert und den habe ich ja jetzt gemacht.“
Siegesgewiss setzt sie ihr Ich-bin-ein-ganz-liebes-Mädchen-Schleimer-Lächeln auf. Ich hätte es untersagen sollen, aber dafür war es mir einfach nicht wichtig genug.
„Na dann nimm ihn meinetwegen mit.“, grummelte ich. „Aber pass auf, dass die anderen das nicht mitbekommen, denn in Ordnung ist das nicht.“
Dazu muss ich erklären, dass dieses Mädchen rumwinselt wie eine Heulboje und innerhalb von einer halben Stunde zwei Mal panisch nach Pflaster schreit, nur weil sie sich die Epidermis an einem Blatt Papier angeritzt hat.
Diese Mädchen sind keine sechs Jahre alt, sondern mindestens acht und daher entwicklungspsychologisch mindestens ein Jahr über dem Altersdurchschnitt, in dem ein Kind in der Lage ist, von sich abzusehen und Empathie und die Fähigkeit, sich in eine Gruppe einzufügen, zu entwickeln. Sie leben nicht in einer Krisenregion, nicht einmal im Ghetto, nein sie leben in einem städteplanerisch gut sozial gemischten Wohngebiet, haben Eltern, die sich um sie kümmern und ihrer Liebe täglich Ausdruck verleihen, haben genug zu essen, zum Anziehen, zum Spielen, Freunde, Haustiere und eine einigermaßen heile Welt in der Schule. Sie sind weder dösig noch hochbegabt, weder werden sie nach Strich und Faden verwöhnt noch künstlich kurz gehalten.
Was genau ist bei ihnen nicht angekommen von diesem Satz:
„Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?“
Vermutlich haben sie noch nie davon gehört. Stattdessen hören sie wahrscheinlich eher Sätze wie:
„Beeil, dich! Sonst bekommst du keinen Platz mehr.“
„Geh nach vorne, sonst bekommst du nichts ab!“
„Du musst aufpassen, damit du nichts Wichtiges verpasst!“
„Wenn du das nicht lernst, bleibst du sitzen!“
Und warum hören Eltern und Lehrer nicht endlich auf, ihre Kinder verrückt zu machen? Weil sie selbst auch vom Dämon der Angst vorm Übervorteiltwerden beherrscht sind, sich nicht mehr entspannen und die Dinge auf sich zukommen lassen können.
Was passiert denn, wenn das Kind kein Abitur schafft? Dann studiert es eben nicht. Na und? Vielleicht lernt es einen schlecht bezahlten Beruf, in dem es aber vollkommen aufgeht und es lernt, sich mit dem geringen Einkommen zu arrangieren. Oder es wird in seiner Begeisterung so genial, dass am Ende mehr dabei herauskommt, als wenn es halbherzig BWL oder Geschichte und Englisch auf Lehramt studiert hätte.
Natürlich ist die Welt voller Tücken und der Verteilungskampf wird immer erbitterter, aber wo steht geschrieben, dass man diesen Wahnsinn bis zum Erbrechen mitmachen muss?
Das Leben ist so schnell vorbei und am Ende bleibt nichts von uns, als eine Erinnerung und vielleicht ein fettes Erbe, was dann unsere durch unseren unermesslichen Reichtum degenerierten Kinder sinnlos verprassen. Also vielleicht doch lieber ein Beispiel an der Natur nehmen?
„Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?“ Das Evangelium nach Matthäus, sechstes Kapitel, Vers 26
In der letzten Woche habe ich mit 18 Mädchen Muffins gebacken. Es gab zwei Teams, die unter Anleitung den Teig zusammenrührten und in die Form füllten. Eine Gruppe wurde von mir betreut, die andere von zwei Nachwuchsmitarbeiterinnen. Die Mädchen waren zwischen 8 und 10 Jahren alt. Vorneweg muss ich erklären, dass ich diese Kinder sehr mag, dass es mit ihnen keine nennenswerten Disziplinprobleme gibt, sie sind zwar gelegentlich kackfrech und äußerst lebhaft, aber das dürfen sie ja auch, wenn aber entsprechende Signale kommen, werden sie schnell still und hören konzentriert zu, zumindest 3-5 Minuten.
Kaum begannen die Backarbeiten, breitete sich der Dämon Angst-vor-Übervorteilung in ihren Gemütern aus und nahm sie vollständig in Besitz.
„Natalie hat schon gerührt und jetzt will sie ein Ei aufschlagen und ich habe noch gar nichts gemacht!“
„Ey, warum klaust du unseren Zucker?!“
Intelligenten Kindern mangelt es urplötzlich an der Vorstellungskraft, dass es ja eine Tüte Zucker für beide Gruppen geben könnte, die man sich teilen muss.
Als die erste Rutsche Muffins endlich im Ofen war, gingen die Ehrenamtlichen mit der Rasselbande draußen Verstecken spielen und ich räumte auf und machte die zweite Teigladung ofenfertig.
Nach 25 Minuten kamen die ersten Kuchen aus dem Ofen. Mein Team hatte die Förmchen ordnungsgemäß befüllt (zwei Drittel des Volumens), das andere Team hatte die Manschetten voller gemacht und darum wucherten ihre Kuchen nun wie üppige Waldpilze über die Form, was zugegebenermaßen erheblich appetitlicher aussah, als die angepassten Manschetten-Zöglinge.
Sofort hatte mein Team Pippi in den Augen: „Wieso sind die Muffins von den anderen viel größer?!? Das ist gemein!!!“
Das Gewinnerteam grinste selbstzufrieden in sich hinein und begann die protzigen Angeber-Küchlein mit reichlich Tand zu verzieren.
Ich erklärte ihnen in aller Ruhe: „Das liegt nur daran, dass dieses Team in der ersten Runde mehr Teig eingefüllt hat. In der zweiten Runde, werden eure Muffins größer, und die anderen haben nur ein paar gebackene Pralinen.“
Skepsis auf den noch immer schmollenden Gesichtern und panische Angst, beim Verziermaterial nur Loser-Streusel zu bekommen und nicht die coolen Kulleraugen oder die bessere Couverture.
Es wurde immer verrückter. Jede Gruppe war zu neunt und hatte zwölf Muffins. Es gibt immer wieder Kinder, die dann den Nerv haben, zu fragen: „Darf ich noch eins machen? Da sind ja noch welche übrig.“
„Nein, darfst du nicht, es sind ja nur drei übrig, die müsst ihr euch teilen.“
Teilen?!? Wie denn? Drei durch neun? Das geht doch gar nicht.
Na gut, dritte und vierte Klasse Grundschule, die können nur mit ganzen Zahlen rechnen. Wären sie aber aktuell nicht so sehr damit beschäftigt von Gier zerfressen zu sein, könnten sie vielleicht trotzdem schon zu dem Schluss gelangen, dass Neun Kinder geteilt durch drei Muffins drei Kinder pro Muffin ergibt und man so ein Küchlein ja in drei Teile teilen kann.
Schließlich war die zweite Rutsche fertig gebacken. Mein Team war hochzufrieden, etwa so wie die hoch aufgegangenen Muffins. Nun schrie das andere Team verzweifelt und entrüstet: „Ey! Warum sind unsere Muffins so klein und die anderen so groß?!? Das ist ungerecht!!!“
„Nein“, widersprach ich, erfolglos um Fassung bemüht, „das ist überhaupt nicht ungerecht, das kommt so, wenn man im ersten Gang mehr als die Hälfte des Teigs verbackt, dann werden die Kuchen beim zweiten Blech kleiner. Die anderen hatten in der ersten Runde die kleineren Muffins, jetzt ihr. Also hört auf rumzuheulen, ihr seid doch nicht doof!“
Ich war echt bedient und begann allergische Reaktionen gegen Kinder zu entwickeln.
Endgültig den Kaffee auf hatte ich, als das Gegenteil von meinem Lieblingskind fragte: „Darf ich dann drei Muffins mit nach Hause nehmen?“
„Nein warum solltest du? Ihr sollt euch die übrigen Muffins teilen.“
„Ja, aber ich habe den zweiten ja schon verziert und den habe ich ja jetzt gemacht.“
Siegesgewiss setzt sie ihr Ich-bin-ein-ganz-liebes-Mädchen-Schleimer-Lächeln auf. Ich hätte es untersagen sollen, aber dafür war es mir einfach nicht wichtig genug.
„Na dann nimm ihn meinetwegen mit.“, grummelte ich. „Aber pass auf, dass die anderen das nicht mitbekommen, denn in Ordnung ist das nicht.“
Dazu muss ich erklären, dass dieses Mädchen rumwinselt wie eine Heulboje und innerhalb von einer halben Stunde zwei Mal panisch nach Pflaster schreit, nur weil sie sich die Epidermis an einem Blatt Papier angeritzt hat.
Diese Mädchen sind keine sechs Jahre alt, sondern mindestens acht und daher entwicklungspsychologisch mindestens ein Jahr über dem Altersdurchschnitt, in dem ein Kind in der Lage ist, von sich abzusehen und Empathie und die Fähigkeit, sich in eine Gruppe einzufügen, zu entwickeln. Sie leben nicht in einer Krisenregion, nicht einmal im Ghetto, nein sie leben in einem städteplanerisch gut sozial gemischten Wohngebiet, haben Eltern, die sich um sie kümmern und ihrer Liebe täglich Ausdruck verleihen, haben genug zu essen, zum Anziehen, zum Spielen, Freunde, Haustiere und eine einigermaßen heile Welt in der Schule. Sie sind weder dösig noch hochbegabt, weder werden sie nach Strich und Faden verwöhnt noch künstlich kurz gehalten.
Was genau ist bei ihnen nicht angekommen von diesem Satz:
„Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?“
Vermutlich haben sie noch nie davon gehört. Stattdessen hören sie wahrscheinlich eher Sätze wie:
„Beeil, dich! Sonst bekommst du keinen Platz mehr.“
„Geh nach vorne, sonst bekommst du nichts ab!“
„Du musst aufpassen, damit du nichts Wichtiges verpasst!“
„Wenn du das nicht lernst, bleibst du sitzen!“
Und warum hören Eltern und Lehrer nicht endlich auf, ihre Kinder verrückt zu machen? Weil sie selbst auch vom Dämon der Angst vorm Übervorteiltwerden beherrscht sind, sich nicht mehr entspannen und die Dinge auf sich zukommen lassen können.
Was passiert denn, wenn das Kind kein Abitur schafft? Dann studiert es eben nicht. Na und? Vielleicht lernt es einen schlecht bezahlten Beruf, in dem es aber vollkommen aufgeht und es lernt, sich mit dem geringen Einkommen zu arrangieren. Oder es wird in seiner Begeisterung so genial, dass am Ende mehr dabei herauskommt, als wenn es halbherzig BWL oder Geschichte und Englisch auf Lehramt studiert hätte.
Natürlich ist die Welt voller Tücken und der Verteilungskampf wird immer erbitterter, aber wo steht geschrieben, dass man diesen Wahnsinn bis zum Erbrechen mitmachen muss?
Das Leben ist so schnell vorbei und am Ende bleibt nichts von uns, als eine Erinnerung und vielleicht ein fettes Erbe, was dann unsere durch unseren unermesslichen Reichtum degenerierten Kinder sinnlos verprassen. Also vielleicht doch lieber ein Beispiel an der Natur nehmen?
„Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?“ Das Evangelium nach Matthäus, sechstes Kapitel, Vers 26
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