Samstag, 3. September 2022
Arschlochkinder
Simon war eine Plage. In der Kindergruppe nervte er die Ehrenamtlichen mit ständigem Genörgel, alles war doof, langweilig, schlecht vorbereitet, ungerecht? alle wünschten sich, dass er einfach weg bliebe, aber er kam immer wieder. Als er dann endlich zu alt für die Gruppe war, musste er verabschiedet werden, damit er nicht einfach weiter kam.

Zwei Jahre später tauchte er wieder auf. Nahm an einem Trainee-Kurs teil. Danach an einer Jugendleiter-Schulung, unterstützte den neuen Leiter der Kindergruppe übernahm die Gruppe, fuhr auf Freizeiten mit, half bei der Gestaltung von Festen und Jugend-Events, übernahm Verantwortung, war immer da, wo helfende Hände gebraucht wurden, wurde Vorstandsmitglied im Trägerverein, wurde unverzichtbar.

Solche Geschichten sind kein Einzelfall. Oft sind es die nervigen, quengeligen, renitenten, auffälligen Kinder, aus denen später die besten Mitarbeitenden werden.

Woran liegt das? Vielleicht, weil sie noch etwas wollen vom Leben, weil ihnen nicht alles egal ist, weil diejenigen, die als Kinder nicht überall so problemlos durchgeflutscht sind, viel mehr Verständnis haben für die Sorgen und Nöte der nächsten Generation. Weil Menschen, die sich verirrt haben und dann auf den richtigen Weg zurück gefunden haben, viel klarer sind und viel deutlicher wissen, warum sie tun, was sie tun. Solche Menschen sind keine leidenschaftslosen Mitläufer, solche Menschen heben die Welt aus den Angeln. Manchmal zum Leidwesen aller, aber wenn sie wieder in die Spur kommen, werden sie zu Säulen einer Gemeinschaft.

Es gab da in den Anfängen des Christentums einen brutalen Christenverfolger, einen jüdischen Dschihadisten, ein Riesenarschloch. Dem wurde eines Tages klar, dass er total daneben lag, dass er die falschen Leute bekämpfte.
Ein berühmter Predigttext am 04. September. Quelle eines geflügelten Wortes. Vom Saulus zum Paulus werden.
https://www.bibleserver.com/NG%C3%9C/Apostelgeschichte9%2C1-20

Ich mag den Paulus ja noch immer nicht. Er konnte das Fanatische und das Exklusive nie ganz ablegen. Aber das ist meine persönliche Meinung.
Diese Geschichte hingegen steht beispielhaft für die guten Mächte, die sogar aus Verbrechern Heilige machen können. Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch so etwas Gutes, Helles und Lebensbejahendes in sich trägt. Sogar Putin.

Und wenn ihr ein Kind seht, bei dem ihr glaubt, da sei "Hopfen und Malz verloren", gebt es nicht auf. Vielleicht wird es eines Tages die Welt retten.

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