Mittwoch, 12. Mai 2021
Heiliger Boden? Ausgerechnet zu Himmelfahrt?
Mir ist zum ersten Mal beim Lesen des Himmelfahrttextes https://www.bibleserver.com/LUT/Apostelgeschichte1 aufgefallen, dass sich das Event auf dem Ölberg abspielte, jenem Ort, an dem Jesus an Gründonnerstag betete, während die Jünger immer wieder einschliefen und wo er schließlich von Judas verraten und von den Soldaten des Hohen Rates verhaftet wurde. Von dort startete er auch den Einzug in Jerusalem und dort weinte er auch über Jerusalem.

Das war kein hoher Berg (809 Meter und nur 65 Meter über dem Tempelberg), am Stadtrand von Jerusalem.

Allerdings hatte er im Judentum eine tiefe symbolische Bedeutung, denn er galt als der Berg, von dem aus der Messias, der lang ersehnte Erlöser, in Jerusalem einziehen werde, um das jüngste Gericht abzuhalten. Und so sagten es ja auch die Himmelsboten zu den Jüngern, nachdem Jesus entschwebt war, dass er an diesem Ort auf die gleiche Weise zurückkehren werde, wie er gerade gegangen war.

Vermutlich liegt der Ölberg auch neben dem leeren Grab Jesu, denn am Fußes dieses Hügels befindet sich der jüdische Friedhof, auf dem noch heute Gräber aus biblischer Zeit zu finden sind. Vom Ölberg aus hat man eine phantastische Aussicht auf die gesamte Stadt.

Warum haben heilige Orte in den Religionen so eine Bedeutung? Gibt doch nur Ärger, aktuell gerade in Jerusalem, gleich drei Religionen, die sich um die heiligen Stätten streiten, obwohl sie alle die gleichen religiösen Wurzeln haben.

Dabei geht es doch gar nicht um Berge, Plätze, Tempel, heilige Haine, sondern um Glaube, Haltung, die richtigen Entscheidungen, Heilung, Trost, Liebe, Unterstützung. Das alles braucht keine heiligen Orte. Orte mit Atmosphäre gibt es überall. Orte denen für einen Menschen persönlich eine besondere Bedeutung zukommt, das verstehe ich, da wo es den ersten Kuss gab, das Elternhaus, die Geburt des eigenen Kindes, den tollsten Urlaub...das sind persönliche Heiligtümer. Aber die kollektiven, brauchen wir die wirklich?

Und gerade nach der Himmelfahrt, die einer Entkörperlichung gleichkommt. Ob der religiöse Teil der Menschheit es wohl schafft, sich eines Tages von diesem Zwang zu befreien? Ich hoffe es sehr.

Genießen Sie den Feiertag!

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