Montag, 12. Februar 2018
Aschermittwoch - alles vorbei oder alles wird neu?
Heute beginnt die Fastenzeit. Noch 40 Tage bis Ostern, abzüglich der Sonntage, da darf man pausieren. In der evangelischen Tradition war das Fasten lange in Vergessenheit geraten, in den letzten Jahren ist es wieder verbreiteter – nur anders. Ursprünglich bedeutete Fasten, überhaut nichts zu essen. Im Mittelalter verzichteten die Leute auf Fleisch, Eier und luxuriöse Leckereien, heute ist das sehr verschieden: die einen verzichten auf Alkohol, die anderen auf Zucker, manche auf Fernsehen, Handy oder Computer.

Leider vergessen viele schon wieder den Sinn des Fastens. Wir erinnern uns in dieser Kirchenjahreszeit besonders an den Leidensweg, den Jesus gegangen ist. Nur bringt uns das Fasten als Christen nicht weiter, wenn wir das einfach nur machen, weil es gerade hip ist oder man dabei so super abnehmen kann oder es irgendwie gesund ist. Schon in vorchristlicher Zeit hat der Prophet Jesaja sich dazu ausgelassen. Ich mag am liebsten den Luthertext, der ist so schön poetisch. Aber die Übersetzung der Volxbibel ist allgemein verständlicher und witziger. Darin heißt es im 58 Kapitel in den Versen 5-10:

5  Glaubt ihr echt, ich steh auf solche Aktionen? Meint ihr, das beeindruckt mich, wenn ihr auf Essen und Trinken verzichtet und dabei depressiv in der Ecke rumhängt und euch gammelige Klamotten anzieht? Bezeichnet ihr das als eine radikale Art zu beten, die ich geil finde?
6  Ich sag euch mal, auf was für eine Art von Beten ich stehe: zum Beispiel Leuten aus ihren Süchten und Abhängigkeiten rauszuhelfen, in denen sie festsitzen, weil sie ohne mich leben. Die Eisenketten, mit denen sie gefangen gehalten werden, einfach mal durchzusägen, oder die Handschellen aufzuschließen, mit denen sie gefesselt wurden, um sie zu befreien.
7  Sieht eine coole Art zu beten nicht auch so aus, dass man Leute, die nichts zu beißen haben, mal zum Mittagessen einlädt? Dass man Obdachlosen ein Zimmer organisiert? Dass man mit jemandem, der keine anständigen Klamotten hat, mal shoppen geht? Dass man seiner eigenen Familie hilft, wenn sie Hilfe braucht, und nicht einfach abhaut?“
8  Wenn du so draufkommst, wirst du glücklich werden. Du wirst strahlen wie die Sonne, wenn sie morgens aufgeht. Du wirst schnell gesund werden, und jeder wird sofort davon hören, wie korrekt du lebst. Gottes krasse Art wird wie ein Schutzschirm immer bei dir sein, und er wird dir auch den Rücken freihalten.
9  Wenn du dann eine Frage an Gott hast, wird er dir sofort antworten. Wenn du ein Problem hast und ihn um Hilfe bittest, wird er sagen: „Ich bin schon da!“ Wenn du damit aufhörst, andere fertigzumachen, über andere abzulästern oder sie zu verarschen,
10  wenn du Menschen, die nichts zu essen haben, auf einen Döner einlädst und frustrierten, depressiven Menschen einfach mal zuhörst, dann wird alles, was bei dir vorher düster und schwarz war, plötzlich hell werden. Es wird so hell werden wie die Mittagssonne.

Ich finde, das kann man so stehen lassen. Außer vielleicht noch, dass wir beim Blick auf das Leiden Jesu kein schlechtes Gewissen bekommen, sondern daran denken, dass er das alles hinter sich gelassen hat und auferstanden ist. Auch wenn man nicht so daran glauben kann, wie es in den Evangelien steht. Am Ende gewinnt immer das Leben und das ist doch schon eine ganze Menge.

Verzichtet Ihr in der Fastenzeit auch auf etwas? Auf was?

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